Freiheit oder reine Vernichtung "Schlacht um Finnland": 2 Wochen Krieg
30.07.2012, 08:07 Uhr
Angriff der Roten Armee: T-34 rücken vor.
(Foto: Pandastorm)
Im Sommer 1944 startet die Rote Armee eine Großoffensive gegen Deutschland - und Finnland. Den stark unterlegenen Finnen drohen die Besetzung durch die Sowjetunion und der Verlust der Freiheit. Die Schlacht von Tali-Ihantala entscheidet über das Schicksal eines ganzen Volkes.
Was den Schotten die Schlacht von Bannockburn 1314, ist den Finnen Tali-Ihantala. Wie Robert The Bruce mit seinem tapferen Schotten gegen ein übermächtiges Heer des englischen Königs Edward II., kämpfen die Finnen im Sommer 1944 gegen eine scheinbar unschlagbare Rote Armee. Mit unterlegener Technik, dafür aber mit einer nicht zu brechenden Kampfmoral stellen sie sich in den Wäldern und Sümpfen von Tali-Ihantala dem Feind. Sie wissen: Wenn diese Schlacht verloren geht, ist der Weg für die Rote Armee nach Helsinki frei und Finnland verloren.
Die Schlacht von Tali-Ihantala, die Schlacht um Finnland, um Unabhängigkeit und Freiheit, dauert vom 25. Juni bis 9. Juli 1944. Sie ist Teil des Fortsetzungskrieges zwischen Finnland und der Sowjetunion, nachdem die Finnen im Winterkrieg 1939/40 eine Besetzung durch die Rote Armee abgewendet haben. 1944 befindet sich die deutsche Wehrmacht, die Finnland im Winterkrieg noch unterstützt hat, bereits auf dem Rückzug. Die Rote Armee gewinnt die Oberhand und rückt schnell gen Westen vor. Finnland versucht zunächst, mit einer eigenen Offensive den Vormarsch aufzuhalten. Zu Beginn der Schlacht in einem engen Gebiet östlich der Festung Wyborg, dem einzigen für gepanzerte Fahrzeuge geeigneten Gelände über die Karelische Landenge, fügt die zahlenmäßig dreifach überlegene Rote Armee den finnischen Kampfverbänden schwere Verluste zu.
Erst Anfang Juli nahe der Siedlung Ihantala wendet sich das Blatt: Die finnische Armee hat nahezu die Hälfte ihrer Artillerie in diesem Gebiet zusammengezogen. Eine Panzerdivision und eine Sturmgeschütz-Brigade stehen ihr zur Seite. Neue deutsche Panzerabwehrwaffen kommen zum Einsatz. Gleichzeitig kann ein Funkspruch der Roten Armee abgefangen werden. Er besagt, dass die Russen am 3. Juli um 4:00 Uhr angreifen wollen.
Die Finnen reagieren: Wenige Minuten vor dem Schlag der Roten Armee greifen finnische Bomber an. Gleichzeitig decken hunderte Artilleriegeschütze die Stellungen des Gegners mit einem wahren Geschosshagel ein. Die Russen reagieren, schicken hunderte Flugzeuge in die Luft. In den kommenden Tagen greift die Rote Armee immer wieder die finnischen Stellungen an. Ohne bahnbrechenden Erfolg. Nach und nach zieht sie Truppenverbände über Estland in Richtung Deutsches Reich ab. Am 9. Juli ist die Schlacht von Tali-Ihantala offiziell beendet, die Rote Armee versucht nicht mehr, durch die feindlichen Linien zu brechen.
Authentischer Kriegsfilm, sehenswert!
Fast 2000 Finnen fallen oder werden vermisst. Die Verluste der Roten Armee belaufen sich auf rund 20.000 Soldaten. Die Schlacht von Tali-Ihantala geht als die größte jemals in Nordeuropa geschlagene Schlacht in die Geschichte ein. Schon allein aus diesem Grund sollte sie in einem Atemzug mit El Alamein oder Stalingrad genannt werden, über die unzählige Filme gedreht worden sind. Zumindest ein filmisches Denkmal setzt ihr der finnische Regisseur Ake Lindman. Basierend auf wahren Begebenheiten und Erzählungen von Veteranen verfilmte er die "Schlacht um Finnland - Tali-Ihantala 1944".
Herausgekommen ist ein ungewöhnlich detailgetreuer und authentischer Kriegsfilm. Dieses Genre scheint dem finnischen Regisseur zu liegen, denn bereits mit "Beyond The Frontline" lieferte er einen überzeugenden, ja fast schon Genreklassiker, ab.
"Schlacht um Finnland" kommt allerdings mit etwas mehr Pathos daher. Das schadet dem Film jedoch nicht, denn wie bereits bei "Beyond The Frontline" verleiht Lindman auch den Gegnern der Finnen menschliche Züge. Der Soldat an sich steht in beiden Filmen im Vordergrund.
Das Handeln jedes Einzelnen ist es, das den Zuschauer in die Story zieht. Kleine Nebensächlichkeiten sind es, die hängenbleiben: Dialogfetzen. Die Hilfe für einen verwundeten Kameraden. Das kurz aufflackernde Mitgefühl. Ein leichtes Schulterklopfen. Der Anflug eines Lächelns. Das zufriedene Ziehen an einer Zigarette nach der Schlacht.
Die Kameraführung führt den Zuschauer mitten ins Kampfgetümmel. Er robbt, zielt, schießt. Er fiebert mit - genau wie bei Mel Gibsons filmischer Hommage an den schottischen Freiheitskampf. Sehenswert!
Quelle: ntv.de, von Thomas Badtke