Ratgeber

Bloß raus hier! So klappt der Berufswechsel

"Das soll ich jetzt mein Leben lang machen?" Wer so über seinen Job denkt, sollte sich schleunigst Gedanken über einen Berufswechsel machen. Das muss nicht immer gleich eine komplette Kehrtwende im Lebenslauf bedeuten.

Wenn die Arbeit zur Qual wird, sollte man etwas ändern. Manchmal reichen schon Kleinigkeiten.

Wenn die Arbeit zur Qual wird, sollte man etwas ändern. Manchmal reichen schon Kleinigkeiten.

Am Montagmorgen flucht jeder mal darüber, dass er zur Arbeit muss. Das ist ganz normal. Anders sieht es aus, wenn jeder Tag im Büro oder Betrieb zur Qual wird. Dann ist es irgendwann an der Zeit, die Reißleine zu ziehen und sich etwas Neues zu suchen. Doch wann ist es dafür soweit? "Ein guter Gradmesser ist, wenn man die Frage, ob man seinen Job noch in fünf Jahren noch machen will, sehr spontan mit einem klaren 'Nein' beantwortet", sagt der Psychologe Tom Diesbrock. Dann heißt es, sich beruflich zu verändern.

Das ist allerdings leichter gesagt als getan. "Natürlich unterliegt man Zwängen, vor allem je älter man ist", sagt die Personalberaterin Susanne Oldenburg. Die Miete muss gezahlt werden und die Kinder wollen versorgt sein. Und dann sind da noch die Schranken im Kopf: Jetzt noch mal etwas Neues wagen? Solche Fragen verunsichern viele, die beruflich umsatteln.

Das gleiche, nur besser: Job-Tuning

Manchmal reichen schon kleine Veränderungen. "Es muss ja nicht die absolute Kehrtwende sein", findet Madeleine Leitner, die als Coach arbeitet. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen ihren Job zu negativ sehen. "Dabei ist gar nicht alles schlecht." Statt nur zu jammern, müssen Berufstätige genauer prüfen, wo der Schuh drückt. Dann merken sie womöglich, dass es nur der Chef, das Umfeld oder die Bezahlung ist, die einen unglücklich machen.

Tom Diesbrock nennt das "Job-Tuning". "Ein unzufriedener Buchhalter in einer für ihn langweiligen Branche kann in einem anderen Unternehmen möglicherweise zu einem glücklichen Buchhalter werden", gibt der Psychologe zu bedenken. Viele Menschen gingen viel zu radikal an eine berufliche Veränderung heran. "Man muss nicht vom toten Pferd, also dem alten Job, direkt auf das Rennpferd umsatteln", sagt Diesbrock.

"Keine Zeit" ist keine Ausrede

Auch kleine Veränderungen kosten jedoch Zeit. Davon sollten Berufstätige sich aber nicht abhalten lassen. "Bei manchen ist es auch eine Ausrede, keine Zeit zu haben, um sich Gedanken zu machen, Ideen zu entwickeln", hat Diesbrock festgestellt. Diese müsse man sich aber nehmen. "Entweder reicht ein Wochenende, oder man verwendet mal ein oder zwei Wochen Urlaub dafür." Gute Antworten findet man ohnehin meist nur mit etwas Abstand.

Haben Berufstätige die nötige Ruhe gefunden, müssen sie sich fragen "Was will ich, was kann ich?". Manche wissen das gar nicht so genau. "Da hilft es, Freunde, Verwandte oder Kollegen zu fragen, wie sie einen sehen", so Diesbrock. Wichtig ist auch, die eigene Vorstellung vom Beruf mit der Realität abzugleichen. Vielleicht passt der vermeintliche Traumjob gar nicht zu einem.

Manchmal liegt die Lösung auch in einer Fortbildung, einem Abteilungswechsel oder auch einer Teilzeitstelle. "Vielleicht ist einem der Job ja auch gar nicht so wichtig, und man ist unzufrieden, weil einem nicht genug Zeit für andere Dinge bleibt", sagt Diesbrock.

Keine Änderung ohne Risiko

Eins müssen Berufstätige sich klarmachen: Eine Veränderung birgt immer Risiken und fordert Mut. Vor Kurzschlusshandlungen sollte man die Marktsituation zu prüfen: Kann der neue Job mich und meine Familie ernähren? Und ist es realistisch, dass ich darin Fuß fasse und erfolgreich bin? Hilfreich ist es auch, wenn sich das Risiko ein wenig abfedern lässt. So sollten Arbeitnehmer etwa überlegen, ob der Partner übergangsweise mehr Geld verdienen kann oder die Eltern einen kleinen Kredit geben können.

Außerdem sollte man sich eine Frist setzen. Wer sich etwa selbstständig macht, sollte nach eineinhalb bis zwei Jahren davon leben können. Gleichzeitig warnen die Business-Coaches vor dem Spruch "Was man wirklich will, das schafft man auch". Das sagten meistens nur die, die es vermeintlich geschafft haben. Und Diesbrock hält diese Weisheit für geradezu gefährlich: "Sie suggeriert ja, dass es nur an mir selbst liegt, wenn mein Job kein Traumjob ist." Und das sei nie ein guter Ausgangspunkt.

Quelle: ntv.de, dpa

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