Sport

Zumindest bei Pressekonferenzen Doping beim Giro unerwünscht

Soviel wie kein anderer Sport tue der Radsport gegen die Seuche Doping, hat Ex-Profi Rolf Aldag am vergangenen Wochenende gesagt. Weil der Kampf gegen Doping seitdem mehr Erfolge zeitigte als erwünscht, erteilen die Organisatoren des Giro d'Italia dem Thema nun quasi Hausverbot.

Franco Pellizotti, im letzten Jahr Giro-Dritter, schaut diesmal nur zu. Die Dopingvorwürfe gegen ihn bezeichnet er jedoch als "Witz".

Franco Pellizotti, im letzten Jahr Giro-Dritter, schaut diesmal nur zu. Die Dopingvorwürfe gegen ihn bezeichnet er jedoch als "Witz".

(Foto: dpa)

Die Organisatoren des Giro d'Italia haben im Anti-Doping-Kampf eine ganz neue Strategie entdeckt. Fragen zum Dauer-Thema Doping sind nicht mehr erlaubt. Als die Top-Favoriten auf den Gesamtsieg um die überführten Betrüger Alexander Winokurow oder Ivan Basso der Weltpresse Rede und Antwort standen, waren ausschließlich Fragen zur Fitness, der Vorbereitung oder der Zielsetzung zugelassen.

Dabei war erst Anfang der Woche der Radsport zurück in die Negativ-Schlagzeilen geraten, nachdem der Weltverband UCI Disziplinarverfahren gegen Bassos Liquigas-Teamkollegen und Tour-Bergkönig Franco Pellizotti (Italien) sowie Tadej Valjavac (Slowenien) und Jesus Rosendo (Spanien) wegen auffälliger Blutwerte eingeleitet hatte.

Es sei doch ohnehin alles gesagt, merkte Basso an, der 2008 nach einer zweijährigen Dopingsperre im Zuge seiner Verwicklung in den Skandal um Dopingarzt Eufemiano Fuentes zurückgekehrt war. "Ich habe mich seit meinem Comeback immer transparent gezeigt", ergänzte der frühere Rivale von Jan Ullrich.

Dass die Giro-Organisatoren das Doping-Thema lieber totschweigen, hat aber auch seinen guten Grund. Denn die Palmares der letzten Jahre ist gespickt mit überführten Betrügern. Bis auf Paolo Savoldelli haben alle Gesamtsieger seit 1997 entweder eine Dopingsperre abgesessen oder sind zumindest in diversen Dopingskandalen unter Verdacht geraten.

Allein das Podium von 2009 hatte es faustdick hinter den Ohren. Der Name von Titelverteidiger Dennis Mentschow (Russland) wird mit dem Humanplasma-Skandal in Österreich in Verbindung gebracht. Der Giro-Zweite Danilo Di Luca (Italien) ist als Wiederholungstäter inzwischen gesperrt und den Vorjahresdritten Pellizotti hat es bekanntlich Anfang der Woche erwischt.

Favoriten einschlägig bekannt

Zu den Favoriten auf den Giro-Sieg gehören neben Basso die üblichen Verdächtigen: Der Kasache Alexander Winokurow und der australische Weltmeister Cadel Evans. Zumindest Winokurow (Blutdoping) und Basso (geplantes Blutdoping) können mit abgesessenen Doping-Sperren einschlägige Erfahrungen vorweisen.

Evans ist noch ohne entsprechenden Eintrag in seiner Akte, diente aber oft Arbeitgebern (Quick Step, Telekom, T-Mobile), die als Experten in Dopingfragen galten. Sein jetziger Rennstall BMC hatte unlängst den aktuellen Doper Thomas Frei (Schweiz) zu beklagen und hält die Suspendierung von Ex-Weltmeister Alessandro Ballan wegen der Doping-Ermittlungen der italienischen Behörden rund um dessen einstiges Lampre-Team aufrecht.

Immerhin verzichtet Giro-Chef Angelo Zomegnan, der 520 Doping- Kontrollen ankündigte ("Rekord!"), auf Riccardo Ricco, obwohl dessen Fahrverbot vor einem Monat endete. Der einstige Hoffnungsträger war 2008 bei der Tour de France des CERA-Dopings überführt worden, nachdem er vier Wochen vorher sehr erfolgreich - und unbescholten - den Giro auf Platz zwei beendet hatte.

Quelle: ntv.de, sid/dpa

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