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Nervosität in London G4S versagt bei Olympia

Für Olympia werden tausende zusätzliche Soldaten benätigt.

Für Olympia werden tausende zusätzliche Soldaten benätigt.

(Foto: Reuters)

Es ist eine peinliche Situation für die weltgrößte Sicherheitsfirma G4S: Nicht mal die Hälfte der versprochenen Kräfte zur Absicherung der Olympischen Spiele ist einsatzbereit. Die Armee hat bereits schweres Geschütz aufgefahren und muss nun mit Tausenden zusätzlichen Kräften aufrüsten – was zu Spannungen führt.

Der Hubschrauberträger HMS Ocean liegt nun in der Stadt.

Der Hubschrauberträger HMS Ocean liegt nun in der Stadt.

(Foto: REUTERS)

Die für die Absicherung der Olympischen Spiele zuständige Sicherheitsfirma G4S hat sich für ihr Versagen bei der Rekrutierung von ausreichend Personal entschuldigt. "Wir sind tief enttäuscht, dass wir nicht in der Lage waren, unseren Vertrag mit (dem Organisationskomitee) LOCOG voll zu erfüllen", sagte der Vorstandschef des weltgrößten Sicherheitsdienstleisters, Nick Buckles.

Die britische Regierung musste in einer Notaktion zwei Wochen vor der Eröffnungsfeier die Zahl der bei Olympia eingesetzten Soldaten um 3500 auf 17.000 erhöhen, um die Sicherheit der Spiele zu gewährleisten, das sind mehr als in Afghanistan im Einsatz sind. In den britischen Medien nannten Vertreter der Marines die bevorstehenden Aufgaben wie beispielsweise Taschenkontrollen "erniedrigend".

Erniedrigende Tätigkeit? Soldaten müssen Checkpoints absichern.

Erniedrigende Tätigkeit? Soldaten müssen Checkpoints absichern.

(Foto: Reuters)

G4S war es nicht gelungen, ausreichend zivile Kräfte durch den vorgeschriebenen Eignungstest zu schleusen. Angeworbene Mitarbeiter berichteten in britischen Zeitungen, die Tests seien ohnehin sehr lax gewesen, praktisch jeder habe bestanden, unabhängig von seinen Leistungen. Nach BBC-Informationen sind derzeit erst 4000 der 10.400 vereinbarten zivilen Sicherheitskräfte im Einsatz. 9000 seien derzeit noch im Eignungs- und Zertifizierungsprozess.

Der Preis ließ perfekten Service erwarten

Das Unternehmen sei sich bewusst, das auf G4S wegen der Probleme Kosten in Höhe von schätzungsweise 35 bis 50 Millionen Pfund (45 bis 64 Millionen Euro) zukommen würden. Am Vortag hatte der britische Premierminister David Cameron gesagt, G4S müsse zur Kasse gebeten werden. Der Fall soll auch auf politischer Ebene untersucht werden. G4S-Chef Buckles wurde vor den Innenausschuss des Unterhauses geladen.

G4S sollte laut dem liberaldemokratischen Abgeordneten Ian Swales zunächst 86 Millionen Pfund dafür bekommen, dass es die olympische Sicherheit mit eigenen Kräften abdeckt – etwa das Röntgen von Taschen und Abtasten von Gästen an den Eingangsschleusen. Als klar war, dass die ursprünglich geplante Zahl an Sicherheitsleuten nicht ausreicht und diese auf mehr als 10.000 verdoppelt werden musste, verlangte G4S wegen der zusätzlichen Belastung 284 Millionen Pfund. "Wir hatten damals schon angenommen, dass da eine enorme Gewinnspanne für G4S drinsteckt", sagte Swales. Aber man habe gedacht, dafür dann auch einen perfekten Service zu bekommen. Der Börsenkurs von G4S, dem größten privaten Sicherheitsdienst der Welt, rutschte in den Keller.

Hubschraubträger liegt in der Themse

Zu den 17.000 Mitgliedern von der Army, Navy und Air Force, die rund um die Sommerspiele im Einsatz sein werden, sind mehr als 30.000 weitere Personen für die Sicherheit im Einsatz. Die Polizei stellt 12.500 Beamte für Olympia ab, der britische Geheimdienst MI5 nochmals 3800 Agenten. Seitens privater Sicherheitsdienste sind 16.000 Mitarbeiter in der Themse-Metropole vor Ort. Insgesamt investiert die britische Regierung umgerechnet 662 Millionen Euro in die Terror- und Gefahrenabwehr bei Olympia. Am Freitag bezog das größte Schiff der britischen Kriegsmarine, der Hubschrauberträger HMS Ocean, auf der Themse vor Greenwich Stellung.

Zudem traten in der Nacht von Freitag auf Samstag umfangreiche Beschränkungen des Luftverkehrs über London und Teilen Südostenglands in Kraft – die britische Royal Air Force kündigte an, diese im äußersten Notfall auch per Schussbefehl durchzusetzen. "Als letzte Möglichkeit sind tödliche Waffen eine Option", sagte Stuart Atha, Kommandeur der britischen Luftwaffe.

Quelle: ntv.de, che/dpa/AFP/SID

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