Bach: "Schwierige Entscheidung" IOC-Chef erwägt Russlands Ausschluss
17.05.2016, 20:31 Uhr
Der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach.
(Foto: picture alliance / dpa)
In der Frage darüber, ob Russland nach den Doping-Enthüllungen noch an den Olympischen Spielen teilnehmen darf, melde sich nun Thomas Bach zu Wort. Der IOC-Chef schließt eine Disqualifikation des gesamten russischen Teams nicht mehr aus.
IOC-Präsident Thomas Bach hat einen Ausschluss Russlands von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro angesichts der Enthüllungen über angeblich systematisches Doping bei den Winterspielen in Sotschi nicht ausgeschlossen. "Sollte es Hinweise auf ein organisiertes und flächendeckendes Doping-System geben, das weitere Sportarten betrifft, müssten die internationalen Verbände und das IOC die schwierige Entscheidung zwischen kollektiver Verantwortung und individueller Gerechtigkeit treffen", schreibt Bach in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
Die Teilnahme der russischen Athleten an den Sommerspielen in Rio hänge auch stark von den Ergebnissen der Wada-Untersuchung ab. Die Welt-Anti-Doping-Agentur hatte eine Untersuchung der massiven Doping-Vorwürfe angekündigt. Die Leitung übernimmt der frühere französische Polizist und Interpol-Beamte Mathieu Holz. Dem Expertenteam gehört unter anderem auch Christiane Ayotte, Leiterin des Anti-Doping-Labors in Montreal, an. Zudem strebt die Wada ein Treffen mit Gregori Rodtschenkow an.
Unschuldsvermutung noch haltbar?
Der damalige Leiter des Anti-Doping-Labors in Sotschi hatte davon berichtet, dass er unter Mithilfe des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB angeblich über 100 Dopingproben russischer Athleten in Sotschi, darunter mindestens 15 russische Medaillengewinner, ausgetauscht hatte. Zudem habe er für russische Sportler extra einen Mix aus drei verschiedenen Dopingmitteln entwickelt.
Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, hält Bach auch eine Beweispflicht für russische Athleten für möglich. "Es müsste geprüft werden, ob in derart 'kontaminierten' Verbänden die Unschuldsvermutung für Athleten aufrechterhalten oder die Beweislast umgekehrt werden kann. Dies könnte bedeuten, dass betroffene Athleten nachweisen müssen, dass ihre Doping-Tests international und unabhängig vorgenommen worden sind und den Regeln ihres internationalen Verbandes und des Welt-Anti-Doping-Codes entsprechen, damit Chancengleichheit für alle Sportlerinnen und Sportler sichergestellt werden kann", so der 62-Jährige.
Zugleich fordert Bach, "das gesamte Anti-Doping-System unabhängig von Sportverbänden" zu machen. Das IOC habe für die Olympischen Spiele 2016 sein gesamtes Sanktionssystem an den Internationalen Sportgerichtshof CAS delegiert.
Quelle: ntv.de, kbe/sid