Sport

"Propaganda"-Verbot bei Winterspielen IOC nordet Athleten für Sotschi ein

Die Fingernägel von Emma Green Tregaro versetzten die Sportwelt im Sommer in helle Aufregung.

Die Fingernägel von Emma Green Tregaro versetzten die Sportwelt im Sommer in helle Aufregung.

(Foto: REUTERS)

Die olympischen Winterspiele in Sotschi will sich das Internationale Olympische Komitee nicht durch leidige Diskussionen über Schwulenfeindlichkeit verderben lassen. Also erinnert das IOC die Athleten schriftlich an das "Propaganda"-Verbot. Die Botschaft ist klar: Selber denken ist unerwünscht.

Bundespräsident Joachim Gauck zieht es vor, nicht zu den Olympischen Winterspielen nach Sotschi zu reisen. Das ist auch ein Statement. Aber was machen die Sportler und Sportlerinnen, die nach Sotschi fahren? Was dürfen die eigentlich sagen? Weil in dieser Frage Unklarheit besteht, will das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Athleten noch einmal schriftlich an das eigene Demonstrationsverbot erinnern.

"Wir werden den Hintergrund der Regel 50 erläutern, den Athleten die Auslegung ins Bewusstsein rufen und ihnen versichern, dass sie geschützt werden", sagte IOC-Präsident Thomas Bach in einem Interview der Nachrichtenagentur AP. Die genauen Anweisungen an die Sportler will die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) auf seiner Sitzung am Dienstag verabschieden. Anschließend sollen sie an die verschiedenen Nationalen Olympischen Komitees verschickt werden.

IOC schickte Vorwarnung

Eine genauere Erläuterung des Paragrafen ist auch dringend notwendig. Schließlich verbietet er Demonstrationen "politischer, religiöser oder rassenbezogener Propaganda an den olympischen Stätten, Austragungsorten oder anderen Bereichen". Wo genau Propaganda anfängt, lässt Regel 50 der Olympischen Charta allerdings offen. Bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in diesem Jahr in Moskau lackierte sich Emma Green Tregaro die Fingernägel in Regenbogenfarben. Die Hochspringerin aus Schweden protestierte damit gegen das umstrittene Homosexuellen-Gesetz in Russland. Dies stellt positive Äußerungen über gleichgeschlechtliche Lebensweisen vor Minderjährigen unter Strafe.

Die Fingernägel der Schwedin alarmierten das IOC, das gleich mal eine Warnung an die Sportler und Sportlerinnen richtete. Proteste oder Demonstrationen in Bezug auf das Gesetz gegen "Homosexuellen-Propaganda" werde das IOC bei den Winterspielen nicht akzeptieren. Athleten könnten gegebenenfalls ausgeschlossen werden.

Natürlich, auch das ließ das IOC damals verlauten, wolle man die Athleten nicht bevormunden - sondern schützen. Die selbe Argumentation bemüht nun auch Bach. Er betonte, dass die Regel 50 mit Augenmaß angewendet werde. Es gehe darum, die Athleten davor zu schützen, in politische Kontroversen verstricken zu werden.

Warum protestieren?

Wenn es nach den russischen Gastgebern geht, gibt es sowieso nichts, gegen das es zu demonstrieren gilt. Während des Winter-Spektakels will Russland seine Haltung lockern. Das hatte Präsident Wladimir Putin immer wieder versichert. Das teilte auch der russische Inlands-Geheimdienst FSB Ende vergangener Woche mit - also derselbe Geheimdienst, der mit dem Programm "Sorm" sämtliche Kommunikation während der Spiele überwachen wird.

Emma Green Tregaro musste sich ihre Finger übrigens umlackieren. Sie trat einen Tag später in schlichtem Rot an. Ein paar Tuben Nagellack mehr im Reisekoffer nach Sotschi können also nicht schaden.

Quelle: ntv.de, cba/dpa

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