So läuft der 19. Spieltag BVB demoliert Leipzig - oder sich selbst
03.02.2017, 15:13 Uhr
Quo vadis, Thomas Tuchel?
(Foto: imago/DeFodi)
Mäßig spielen, trotzdem gewinnen: Willkommen beim FC Bayern 2017! Gegen Schalkes "Floptrainer" soll es am 19. Spieltag so weitergehen. Der HSV schlägt sich selbst, Leipzig verzwergt den Watzke-BVB. Oder andersrum?
Verdirbt Schalke das Lahm-Jubiläum?
Auch wenn derzeit nicht alles rosig ist, Arjen Robben seine Münchner mahnend in die Pflicht nimmt und Angst vor einem Champions-League-Ausscheiden verbreitet: Wer in der Fußball-Bundesliga gegen den FC Bayern ran muss, glaubt wohl eher selten an eine große Punkteausbeute. Da wird es dem schlechtesten Schalke-Trainer seit 1993 nicht anders gehen. Nur 21 Punkte aus den ersten 18 Spielen mit Schalke stehen für Markus Weinzierl zu Buche, und just nach Veröffentlichung dieser unrühmlichen Statistik muss der ehemalige Augsburg-Trainer mit seinen Schalkern nach München und das ohne echten Stürmer. Glückwunsch, Hauptgewinn!
Der winkt auch Bayern-Kapitän Philipp Lahm in Form seines 500. Pflichtspiels für die Münchner. Damit würde er mit Bastian Schweinsteiger gleichziehen - der danach freilich zu Manchester United abgeschoben wurde. Das hat Lahm nicht zu befürchten, er ist schließlich "eine absolute Legende und der intelligenteste Spieler, den ich je in meiner Karriere trainiert habe", wie Ex-Trainer Josep Guardiola einst jubilierte. Persönlich gratulieren kann mit Holger Badstuber ein Ex-Kollege. Während er die Bank der Bayern in der Münchner Arena ziemlich genau kennenlernen musste, wird er am Samstag wohl ausprobieren dürfen, ob die Sitze für die Gäste ebenso bequem sind. So hat er wenigstens Zeit, für Philipp Lahm ein Gedicht zu schreiben, ein Lied auswendig zu lernen oder eine 90-minütige Jubelrede einzustudieren. Denn allzu viel wird er mit seinem neuen Team wohl nicht zu jubeln haben. Unser Tipp: 3:0
Der n-tv.de Geheimtipp
Einer, der gar nicht mitspielt, ist die Hauptfigur bei der Eröffnung des 19. Spieltags: Hakan Calhanoglu. Er darf das Duell seines Ex-Vereins HSV gegen seinen aktuellen Arbeitgeber Leverkusen ab 20.30 Uhr nämlich nur im n-tv.de Liveticker verfolgen, die restlichen Bayer-Saisonspiele übrigens auch. Seine Cas-Sperre aufgrund eines Vertragsbruchs im Jahr 2011 gilt ab sofort und bis zum Sommer - und sollte dem HSV Mut machen. In den zwei Spielen nach der Winterpause hatte sich Calhanoglu für Leverkusen in Top-Form präsentiert, seine präzisen Standards werden Bayer fehlen - nicht nur bei diesen verdammten Elfmetern.
Andererseits ist der Hamburger SV halt der Hamburger SV, auf die hanseatischen Selbstzerstörungskräfte ist Verlass. Es wird also kommen wie immer, Hamburgs Perle wird versagen, Leverkusen ist schließlich auch der HSV-Angstgegner. Nur in sage und schreibe zwei der vergangenen fünfzehn Duelle gab es Siege, diese Horrorbilanz passt wunderbar zu Tabellenplatz 17, auf dem der HSV gerade vor sich hin stümpert. Und das hochverdient: Elf Niederlagen haben die Hamburger Pleiten-Hamster bis zum 18. Spieltag schon gesammelt, mehr waren es zu diesem Zeitpunkt noch nie in der Vereinsgeschichte, hat dpa nachgezählt. HSV-Coach Markus Gisdol sieht dennoch Grund für Optimismus: "Wir haben noch neun Heimspiele, da müssen wir mit unseren Fans zusammen alles reinhauen. Wenn du so viele Heimspiele hast, musst du zuschlagen." Schön, dass er an sein Team und die Fans glaubt. Die haben allerdings zunehmend keine Lust mehr, zum Spiel werden nur 45.000 Zuschauer erwartet, das sind Hertha-Verhältnisse in Hamburg. Wie war das doch gleich? Wer solche Fans hat, braucht keine Feinde … Unser Tipp: 0:2
Leipzig zwingt Watzke zur Abbitte
Badstuber als Schalker Edelreservist zurück in München, HSV und Calhanoglu im Selbstzerstörungsmodus - aufregend diese Bundesliga, oder? Die Musik spielt an diesem Wochenende trotzdem woanders. In Dortmund - allerdings vor allem, weil Rekordaufsteiger RB Leipzig vorbeischaut. Nach einer rundweg verkorksten BVB-Woche (Stichwort: seltsame Krise) könnte Leipzig die fußballerische Verzwergung der wankelmütigen Borussia beschleunigen. Performen die Rasenballsportler ihre Getränkedose auch in Dortmund so Champions-League-reif wie zuletzt gegen Hoffenheim, und bleibt sich der BVB wie in Mainz und Bremen selbst ein Fußballrätsel, würde die Borussia aus den CL-Rängen stolpern und der Rückstand auf Leipzig auf, Obacht, 14 Punkte wachsen. Das nennen selbst Pessimisten eine Vorentscheidung. Und das könnte zu herzzerreißenden Szenen in den Dortmunder Stadionkatakomben führen. Dann nämlich, wenn Watzke Abbitte leistet für seine forsche Ankündigung in der Hinrunde. Damals hatte er nach Leipzigs Sturm an die Tabellenspitze gewohnt bescheiden getönt: "Die müssen in der Rückrunde noch bei uns spielen. Die werden hier was erleben." Unter der Woche stichelte RB-Coach Ralph Hasenhüttl bereits: "Wir sind allein auf weiter Flur, die da vorne an den Bayern dran sind. Wenn es uns nicht gäbe, wäre die Bundesliga wohl schon im März wieder entschieden."
Aber: Vielleicht kommt es ja tatsächlich so und nicht der BVB wird demoliert, sondern die Borussia demoliert die Leipziger. Unter Thomas Tuchel ist der BVB in bisher 29 Bundesliga-Heimspielen noch ungeschlagen. Nur: Unbesiegt, das war Hoffenheim bis zum letzten Spieltag auch. Bis zum Rückspiel gegen: Leipzig. Unser Tipp: 2:2
War sonst noch was?
1. FC Köln - VfL Wolfsburg: Erstmals seit Oktober 2011 will Ex-Präsident Wolfgang Overath wieder ein FC-Heimspiel besuchen und das gegen Kellerkind Wolfsburg. Halleluja! Tipp: 3:1
Bor. Mönchengladbach - SC Freiburg: Unter Dieter HecKING siegt Gladbach jetzt sogar auswärts, der Derbysieg in Leverkusen nach 0:2-Rückstand soll der Saison-Brustlöser sein. Allerdings warnt Hecking: "Freiburg ist eine der Überraschungsmannschaften der Saison." Exakt. So wie Gladbach, nur in Positiv. Tipp: 2:1
Hertha BSC - FC Ingolstadt: Zwei Spiele, null Punkte - die Berliner von Pal Dardai sind immer noch in der Winterpause. Suboptimal, dass Ingolstadt ausgerechnet jetzt mit dem Toreschießen beginnt. Tipp: 2:1
1899 Hoffenheim - FSV Mainz (alle Samstag, 15.30 Uhr): Hoffenheim muss die erste Saisonpleite in Leipzig verarbeiten, bei Mainz debütiert Bojan Krkic. Sie wissen schon: Der Spanier, der einst als neuer Lionel Messi gefeiert wurde - bis ihn der FC Barcelona heimlich abschob. Willkommen in der Bundesliga! Tipp: 2:1
FC Augsburg - Werder Bremen (Sonntag, 15. 30 Uhr): Gegen Bayern und BVB gut gespielt, aber nix geholt, und inzwischen vier Spiele ohne Sieg. Bremen kriselt wieder. Auch in Augsburg? Tipp: 0:1
Eintracht Frankfurt - SV Darmstadt (Sonntag, 17.30 Uhr): Erstes Hessen-Derby mit "Lutscher" Torsten Frings - da freut sich Frankfurts Erfolgscoach Niko Kovac schon mal auf Kampffußball, wie er ihn ja auch mag: "Seine Mannschaft wird so spielen, wie er gespielt hat: kampfbetont und bissig." Tipp: 3:1
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Man muss ja sagen, dass die Aufgabe schwierig ist. Aber es sind 16 Spiele, 48 Punkte - es ist also machbar." Sidney Sam, neuer Rechenriese von Bundesliga-Schlusslicht SV Darmstadt.
Quelle: ntv.de