3 x 30 Minuten statt zwei Halbzeiten? Katar-WM sorgt wieder für Wirbel
08.07.2011, 11:59 Uhr
Die futuristischen WM-Arenen Katars sollen auf 27 Grad heruntergekühlt werden - klimaneutral, versteht sich.
(Foto: dpa)
Die Fußball-WM 2022 ist seit ihrer umstrittenen Vergabe an Katar vor allem für eines gut: immer neue Aufreger. Nun wird diskutiert, dass die WM-Spiele statt zweimal 45 Minuten dreimal 30 Minuten dauern könnten. Organisatoren und FIFA dementieren das eifrig, doch es wäre lukrativ.
Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar kommt nicht aus den Schlagzeilen. Erst sorgte die geplante Verlegung des Turniers aus der katarischen Sommerhitze in den Winter für Diskussionen, dann die weiterhin unaufgeklärten Korruptionsvorwürfe um die umstrittene Vergabe an den Wüsten-Zwergstaat. Nun wird darüber spekuliert, dass 2022 eine Revolution des Spielmodus erfolgen könnte: eine Aufteilung der Spielzeit in drei Drittel a 30 Minuten statt wie bisher in zwei 45-minütige Halbzeiten.
Grund sind Aussagen des britischen Ingenieurs Michael Beaven, der für den Konzern Arup Associates arbeitet – und mitverantwortlich ist für die aufwendige Kühlung von Katars WM-Stadien. In ihrer WM-Bewerbung hatten die Katarer versprochen, ihre zwölf WM-Arenen klimaneutral auf 27 Grad herunterzukühlen.
Der FIFA wird alles zugetraut
Angesichts sommerlicher Außentemperaturen von durchschnittlich 40 Grad ist das eine ambitionierte Zielsetzung. Vielleicht zu ambitioniert, deutete Beaven am Dienstag auf der "Katar Infrastruktur Konferenz" in London an. Er wies zumindest darauf hin, dass das Verletzungsrisiko für die Spieler bei Temperaturen über 29 Grad stark ansteigt – und dass der Fußball-Weltverband FIFA erklärt habe, bei Temperaturen von 32 Grad werde zum Schutz der Spieler dreimal 30 Minuten gespielt statt im traditionellen Format.

"Alle 64 Spiele werden in CO2-neutral gekühlten Stadien mit zwei Halbzeiten a 45 Minuten ausgetragen, wie es die Regeln vorsehen", beteuert Katar.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das hätte man als Gedankenspiel abtun können. Die bisherigen Possen um die WM 2022 in Katar und der dramatische Ansehensverlust der FIFA haben jedoch dazu geführt, dass Beavens Äußerungen Wellen geschlagen haben. So hohe, dass sich das katarische WM-Organisationskomitee sogar zu einer offiziellen Mitteilung veranlasst sah. Darin wurde Beavens Darstellung am Donnerstag als falsch zurückgewiesen und betont: "Alle 64 Spiele werden in CO2-neutral gekühlten Stadien mit zwei Halbzeiten a 45 Minuten ausgetragen, wie es die Regeln vorsehen." Beavens Aussagen entbehrten jeglicher Grundlage hieß es weiter. Und überhaupt: "Vertreter von Arup sind keine Sprecher von Katar 2022."
Mehr Spielabschnitte, mehr Pausen
Auch die FIFA bestreitet nach Angaben des britischen "Guardian", das Thema bereits diskutiert zu haben. Die Zeitung mutmaßt dennoch, dass sich das in den kommenden elf Jahren bis zum Turnierstart noch ändern wird. Nicht nur, weil FIFA-Boss Joseph Blatter nach der WM-Vergabe ins heiße Katar erklärt hatte: "Die Aufgabe der FIFA ist es, eine Weltmeisterschaft auszurichten, die die Spieler schützt."
Sondern weil es neben dem Schutz der Spieler noch einen anderen handfesten Grund für eine Änderung des traditionellen Spielformats gibt, der bei der FIFA traditionell Anklang findet: Geld. Drei Drittel a 30 Minuten bedeuten im Vergleich zu zwei Halbzeiten a 45 Minuten nämlich auch eine Pause mehr, für die lukrative Fernseh-Werbeverträge abgeschlossen werden könnten.
Gemäß den FIFA-Statuten wäre dafür nicht einmal eine Änderung des Regelwerks nötig. Dort wird die Entscheidung über die Spielaufteilung unter Punkt 7 letztlich den Organisatoren überlassen. Es heißt nämlich nur: "Sofern zwischen den beiden Teams und dem Schiedsrichter nichts anderes vereinbart wurde, besteht ein Spiel aus zwei Hälften von je 45 Minuten Dauer." Allerdings würde eine Änderung des Spielformats während einer WM und die Tolerierung durch die FIFA eines schaffen: einen Präzendenzfall.
Quelle: ntv.de, cwo