Zweite Runde des DFB-Pokals Vicky will Blut am Pfosten
26.10.2010, 11:49 UhrIm ersten Teil der zweiten Hauptrunde im DFB-Pokal hofft ein Außenseiter aus Hamburg auf die große Überraschung. Die fünftklassige Victoria, auch Vicky genannt, spielt gegen den Erstligisten VfL Wolfsburg. Und sonst? Steht die Neuauflage des jüngsten Endspiels im Blickpunkt.
Schlagerspiel in München, neuer Trainer in Köln und große Vorfreude beim Fünftligisten. In der zweiten DFB-Pokal- Hauptrunde wittern vor allem die Außenseiter ihre große Chance auf weitere lukrative Einnahmen. Und schließlich winkt auf dem kurzen Weg ins Endspiel am 21. Mai in Berlin dem Gewinner ein Europapokalplatz. Im Mittelpunkt der ersten acht Spiele heute steht die Neuauflage des vergangenen Endspiels zwischen dem FC Bayern München und Werder Bremen.
SC Victoria Hamburg - VfL Wolfsburg, 19 Uhr
Der Underdog aus Hamburg ist fest entschlossen, die Krise beim Meister von 2009 auszunutzen und für die Sensation zu sorgen. Bert Ehm, Trainer des Oberligisten, kündigte einen heißen Tanz an. "Ich hätte nichts dagegen, wenn beim Abpfiff Blut am Pfosten klebt." In der ersten Runde hatte der Außenseiter den Zweitligisten RW Oberhausen mit 1:0 ausgeschaltet. Aber sie haben in Hamburg auch Humor, wie ein halbminütiges Filmchen zeigt, mit dem sie auf ihrer Internetseite für das Spiel werben.
Dort nehmen die Nachwuchskicker des SC Victoria den Mund ganz schön voll. "Ihr könnt nach Hause fahr'n", skandiert das Dutzend Dreikäsehochs vor einem Wolfsgehege, während die wilden Raubtiere jenseits des Zauns ein klägliches Geheule anstimmen. "Kleine Hamburger ärgern die Wölfe" heißt der Trailer. Die Botschaft: Vicky, wie der Klub in Hamburg genannt wird, hat keine Angst vor den Wölfen. Das Spiel, das wegen der Übertragung im Fernsehen im Millerntor-Stadion des FC St. Pauli stattfinden wird, ist die ungleichste Begegnung der zweiten Hauptrunde und vor der Papierform eine klare Sache. "Eigentlich haben wir keine Chance", räumt dann auch Ehm ein, um sich sofort selbst zu korrigieren: "Wenn wir einen guten Tag erwischen, ist die Sache aber nicht aussichtslos."
Im Kader von Victoria finden sich aber ein paar aus der Bundesliga bekannte Namen. Trochowski, Bajramovic und Rahn heißen einige der Hoffnungsträger des Fünftligisten - allerdings sind Christoph Trochowski, Jasmin Bajramovic und Stephan Rahn die jüngeren Brüder der international erfahrenen Piotr Trochowski, Zlatan Bajramovic und Christian Rahn. Und doch gibt es zumindest einen, der so etwas wie Profi-Erfahrung mitbringt. Mittelfeldspieler Roger Stilz spielte in seiner Schweizer Heimat beim FC Baden, dem SC Kriens sowie in Liechtenstein beim FC Vaduz. Bei Victoria ist der Routinier zugleich Co-Trainer. Er sieht die Begegnung mit dem haushohen Favoriten aus der VW-Stadt eher als Belohnung für die erfolgreiche Arbeit der vergangenen Jahre, in denen der Verein viermal Oberliga-Meister wurde: "Das Spiel gegen Wolfsburg ist ein Bonbon."
Dass sich der Gegner aber keineswegs vernaschen lassen will, ist ebenfalls in einem Internet-Video nachzusehen. Darin sind erneut die frechen Fußball-Minis von Victoria vor dem Wolfsgehege zu sehen. Doch diesmal erscheint VfL-Coach Steve McClaren auf der Bildfläche und öffnet das Gatter. Untertitel der filmischen Retourkutsche aus Wolfsburg: "Die Jagd beginnt". Mittlerweile haben die Hamburger auch diesen filmischen Angriff wieder gekontert. Nun flitzen die Steppkes auf einen Hochsitz - und zielen mit der Steinschleuder auf die Wölfe.
FC Köln - TSV 1860 München 19 Uhr
Der Rauswurf von Trainer Zvonimir Soldo beim 1. FC Köln behagt dem Zweitligisten TSV 1860 München nicht. "Ich glaube, dass der Trainerwechsel eher schlecht für uns ist", sagte Coach Reiner Maurer. Der Zweitligist stellt sich in Köln auf einen Gegner ein, der unter der Interimslösung Frank Schaefer mit neuer Motivation auflaufen wird. "Wir sind gegen den Erstligisten Köln klarer Außenseiter", erklärte Maurer. "Köln steht natürlich unter Druck. Alles andere als ein Weiterkommen wäre für sie eine Katastrophe." Für die Löwen steht aber ebenfalls viel auf dem Spiel, vor allem finanziell. Ein Einzug ins Achtelfinale, der in der nächsten Runde fast 600.000 Euro an TV-Prämien garantiert, würde die sehr prekäre wirtschaftliche Situation des Klubs verbessern. Man werde darum alles versuchen, um "die Pokaleinnahmen zu kriegen", kündigte Maurer an.
Bayern München – Werder Bremen, 20.30 Uhr
Der Moment scheint günstig, die Zeit reif für eine Rache der besonderen Art: Fünf Monate nach der 0:4-Schmach im Finale von Berlin sieht Werder Bremen vor dem Duell beim kriselnden FC Bayern beste Chancen für den Sturz des Titelverteidigers. "Es ist ein Vorteil für uns, dass die Bayern zurzeit nicht so gut drauf sind. Das müssen wir ausnutzen, denn bei uns zeigt die Tendenz nach oben", sagte Bremens Torjäger Claudio Pizarro. Selbst der unerfahrene Werder-Keeper Sebastian Mielitz, der erneut den am Knie verletzten Tim Wiese vertreten wird, hat keine Angst vor den Bayern. Vielleicht auch deshalb, weil der Meister über den harmlosesten Angriff der Liga (8 Tore) verfügt. "Wir fahren mit breiter Brust nach München", sagte der 21-jährige Mielitz: "Wir können da gewinnen."
FSV Frankfurt - FC Schalke 04, 20.30 Uhr
Schalkes Trainer Felix Magath hat seinen Spielern mit Strafen gedroht. Ein Teil der Mannschaft hatte nach dem Spiel bei Eintracht Frankfurt (0:0) am Samstag bis in die Nacht in einem Szenelokal gefeiert. Die Mannschaft war vor der Pokalpartie beim FSV Frankfurt in Frankfurt geblieben. "Nach der Partie wird es Konsequenzen geben", kündigte der Schalker Trainer an. "Berufssportler sollten wissen, dass ihre Leistung nicht nur vom Training, sondern auch von Ernährung und Regeneration abhängt. Da ist es schlecht, wenn man nach einem 90-minütigen Bundesligaspiel spät ins Bett geht", sagte Magath. Dies sei ein Fehlverhalten gewesen. "Ich erwarte von der Mannschaft eine deutliche Reaktion. Es würde mich sogar stören, wenn wir nach dieser halben Nacht nicht deutlich beim FSV gewinnen würden."
Energie Cottbus - SC Freiburg, 20.30 Uhr
In der 2. Liga hat der FC Energie den Anschluss an die Spitze verloren - im Pokal möchten sich die Cottbuser neuen Mut holen. "Natürlich wollen wir eine Runde weiterkommen. Ein Sieg gäbe uns auch das nötige Selbstvertrauen für das Sonntagsspiel gegen Bochum", sagte Trainer Claus-Dieter Wollitz. Die Breisgauer wären nicht der erste Favorit, den im Stadion der Freundschaft der Pokal-K.o. trifft: Noch als Drittligist hatten sich die Lausitzer 1997 bis ins Finale gekämpft, wo der VfB Stuttgart den Höhenflug mit 2:0 stoppte. Erstligist Freiburg sieht sich in Cottbus nicht in der Favoritenrolle. Auf "50 zu 50" schätzt SC- Trainer Robin Dutt die Chancen auf ein Weiterkommen.
FC Kaiserslautern - Arminia Bielefeld, 20.30 Uhr
Nach sechs sieglosen Ligaspielen in Serie hofft der Erstligist aus Kaiserslautern auf den Befreiungsschlag. Gegen Bielefeld gehen die Pfälzer als großer Favorit ins Spiel, auch wenn Lauterns Trainer Marco Kurz Abwehrsorgen plagen. Florian Dick fehlt wegen einer Oberschenkelverletzung. Und ob die beiden angeschlagenen Rodnei und Alexander Bugera mitwirken können? "Ihr Einsatz entscheidet sich kurzfristig", sagte Kurz. Dass die Bielefelder derzeit auf dem letzten Tabellenplatz der Zweiten Liga stehen und Arminias Coach Christian Ziege trotz des jüngsten Punktgewinns bei 1860 München weiter um seinen Job bangen muss, ist für die Pfälzer kein Grund, das Spiel auf die leichte Schulter zu nehmen. "Ich nehme jeden Gegner ernst", erklärte Torjäger Srdjan Lakic.
Quelle: ntv.de, dpa/sid/sgi