Blatters Erkenntnis: Kein Fußball bei 42 Grad Winter-WM wird wahrscheinlicher
18.07.2013, 15:04 Uhr
"Man kann die Stadien abkühlen, aber man kann nicht das ganze Land abkühlen": Joseph Blatter.
(Foto: dpa)
Es hat ein wenig gedauert, aber jetzt sieht selbst Joseph Blatter ein, dass es ein Problem sein könnte, bei 42 Grad Celsius Fußball zu spielen. Und so fordert der Präsident des Weltverbandes plötzlich, die WM in Katar im Winter stattfinden zu lassen. Aber passt das?
Drei Jahre nach der Vergabe der WM 2022 hat nun auch Joseph Blatter erkannt, dass die Austragung des größten Fußball-Turniers der Welt in Katar in den Sommermonaten viele Probleme mit sich bringt. Der Sport spielt für den Fifa-Boss dabei allerdings nur eine Nebenrolle. "Die WM soll ein Volksfest werden. Katar ist ein kleines Land. Aber wenn es ein Volksfest werden soll, kann man den Fußball nicht im Sommer spielen", sagte Blatter. "Man kann die Stadien abkühlen, aber man kann nicht das ganze Land abkühlen." Bei der Vergabe im Jahr 2010 habe man sich die Problematik "nicht richtig angeschaut", sagte der 77-Jährige.
Dabei liegt die Problematik auf der Hand - auch schon 2010. In den traditionellen WM-Monaten Juni und Juli liegt die Durchschnittstemperatur auf der Halbinsel im Persischen Golf tagsüber bei 42 Grad und nachts bei 32 Grad. Die Tiefstwerte sinken nach Sonnenuntergang nie unter 28 Grad. Was besonders den Sportlern beim Sommertermin schwer zu schaffen machen dürfte, ist die hohe Luftfeuchtigkeit, die teilweise bis auf 85 Prozent steigt.
Erträgliches Klima im Winter
Dagegen sind die klimatischen Bedingungen ab Mitte November bis Februar deutlich erträglicher. Dann liegt die Durchschnittstemperatur tagsüber bei 25 Grad und die Spitzenwerte klettern selten über die 30-Grad- Marke. Nachts dagegen wird es sogar angenehm kühl mit 18 Grad im Schnitt.
Blatters plötzlicher Gedanken-Wechsel stößt auf viel Gegenliebe: "Keine Frage, es ist zu begrüßen, wenn sich die Fifa auf eine Austragung der WM 2022 in den Wintermonaten einigt. Ein Turnier im Sommer ist in Katar nicht durchführbar", sagte Karl-Heinz Rummenigge in seiner Funktion als Präsident der Europäischen Club-Vereinigung ECA und Vorstandschef des FC Bayern. Auch in Bezug auf eine Änderung des Spielkalenders erwartet der ECA-Boss offensichtlich keine größeren Probleme. "Natürlich wird man sich danach mit den Verbänden, Ligen und Clubs auf eine Regelung des Terminkalenders in diesem Jahr verständigen müssen. Der internationale Terminkalender für 2018 bis 2022 wird voraussichtlich im Jahr 2016 gefixt. Das sollte ausreichend Zeit sein, um mit allen eine vernünftige Lösung zu finden", sagte Rummenigge.
Für Franz Beckenbauer ist eine Verlegung des Turniers quasi schon fix: "Es braucht noch die Zustimmung des Exekutivkomitees. Sepp Blatter ist ein idealer und starker Präsident, der das Exekutivkomitee im Griff hat. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Er wird das schon durchbringen", sagte er beim Bezahlsender Sky. Bei einem Termin im Januar 2022 droht allerdings eine Termin-Kollision mit den Olympischen Winterspielen. Dem sieht IOC-Vize-Präsident Thomas Bach jedoch gelassen entgegen: "Es wird nicht zu einer Konfliktsituation kommen, da sich Fifa-Präsident Blatter ausdrücklich für eine Verlegung der WM in die Monate November, Dezember 2022 ausgesprochen hat."
Quelle: ntv.de, sport.de