Contador, das Doping und die Heuchelei Geschockt? Erschüttert? Wir sind genervt!
30.09.2010, 12:59 UhrDer spanische Profi Alberto Contador war bei seinem Toursieg gedopt. Sagen die A- und B-Probe seines Urins. Wer jetzt davon spricht, dass das überraschend sei, der heuchelt. Der Radsport ist verseucht. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

"Der Sport muss wieder im Vordergrund stehen": Alberto Contador
(Foto: dapd)
Wen soll das noch überraschen? Der spanische Radprofi Alberto Contador steht unter Verdacht. Dopingfahnder haben im Urin des Tour-de-France-Siegers die verbotene Substanz Clenbuterol gefunden. Das ist nicht gut. Nicht für Alberto Contador, der jetzt ein Problem hat. Nicht für den Radsport, der doch angeblich so gerne sauber werden möchte. Nicht für die Fans, die wieder einmal betrogen wurden. Aber ein Schock ist das nicht. Denn auch der Zuschauer sollte wissen: Es gewinnt, wer nicht erwischt wird.
Und wer nun gebetsmühlenartig davon spricht, die Radsportwelt sei erschüttert, der heuchelt. Die Sportwelt ist, ähnlich wie die richtige Welt, reich an Überraschungen, guten wie schlechten. Die Meldung aber, dass Alberto Contador positiv auf Doping getestet wurde, kommt ungefähr ebenso unvermutet wie die Nachricht, dass Heiligabend in diesem Jahr auf den 24. Dezember fällt. Hat der Papst einen Rosenkranz in der Tasche?
Und täglich grüßt der Dopingsünder
Aber obwohl das Doping und der Radsport zusammengehören wie der Weihrauch und die katholische Kirche, sind die Reaktionen darauf genau so, wie sie immer sind. Die Agenturen schreiben von Schock und Erschütterung, der überführte Profi kann sich das alles nicht erklären und schiebt die positiven Ergebnisse der A- und der B-Probe auf verunreinigtes Essen. Er habe ein verseuchtes Steak gegessen.
Alles wie immer also, täglich grüßt der Dopingsünder. Nur dass wir weder geschockt noch erschüttert sind, auch wenn nach Bjarne Riis 1996 und Floyd Landis 2006 wieder ein Toursieger der Bösewicht ist – sondern einfach nur noch genervt.
Contador: " Dopingfälle sind Vergangenheit"
Alberto Contador, das ist der Mann, der noch am Mittwoch im Interview mit der Zeitschrift "Sportbild" erklärte: "Die Dopingfälle sind Vergangenheit. Wir haben harte Kontrollen, zuletzt gab es keine positiven Tests. Der Sport muss wieder im Vordergrund stehen." Und nun reden doch wieder alle über Doping. Wie gemein. Alberto Contador sollte wissen, warum. Denn er ist der Mann, dessen Name vor vier Jahren in der Kundenkartei des mutmaßlichen Dopingarztes Eufemiano Fuentes auftauchte, ehe das Kürzel A. C. kurze Zeit später wieder von dieser Liste verschwand.
Gerüchte, dass Alberto Contadors Proben von der Frankreich-Rundfahrt im Juni positive Ergebnisse aufweisen, gab es seit Wochen. Von denen übrigens auch der Welt-Radsportverband und die internationale Anti-Doping-Agentur Wada gewusst haben sollen – und schwiegen. Wer jetzt immer noch daran zweifelt, dass Radprofis dopen, sollte wirklich mal den Papst nach seinem Rosenkranz fragen.
Quelle: ntv.de