Eklat nach Olympia-Doppelsieg in Sotschi Deutsche Rodlerinnen fetzen sich
12.02.2014, 00:19 Uhr
Sie feiern nebeneinander, aber nicht miteinander: Tatjana Hüfner (links) und Natalie Geisenberger.
(Foto: dpa)
Dem strahlenden Triumph im Rodeln folgt der große Streit: Silbermedaillengewinnerin Tatjana Hüfner beklagt, der Verband habe ihr "Steine in den Weg gelegt" und Olympiasiegerin Natalie Geisenberger bevorzugt. Hüfner droht sogar mit ihrem Karriere-Ende.
Nicht einmal zwei Stunden nach der Goldfahrt von Natalie Geisenberger eskalierte der lange schwelende Konflikt mit Rodel-Rivalin Tatjana Hüfner zum offenen Streit. "Es wurde gerade mir persönlich schwer gemacht und mir wurden viele Steine in den Weg gelegt", klagte Silber-Frau Hüfner nach dem Rennen in der Olympia-Eisrinne in Krasnaja Poljana.
Die Silbermedaillengewinnerin warf dem Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) vor, sie im Vergleich zu Geisenberger bewusst benachteiligt zu haben. "Natalie Geisenberger bekommt deutlich mehr Unterstützung", resümierte Hüfner bei der Pressekonferenz.
Geisenberger schweigt
Prompt war die ganze gute Stimmung dahin. Schon seit längerem gilt das Verhältnis zwischen den beiden deutschen Top-Rodlerinnen als zerrüttet. Im vergangenen Jahr musste dann Hüfners Trainer André Florschütz nach Unstimmigkeiten mit dem in Berchtesgaden ansässigen Verband gehen - sehr zum Unwillen der viermaligen Weltmeisterin. "Ich habe viel geschluckt", sagte sie. Auch deswegen sei sie noch nicht sicher, ob sie ihre Karriere fortsetzen wolle, fügte die viermalige Einzel-Weltmeisterin hinzu.
Geisenberger war von den Vorwürfen nach eigener Aussage überrascht: "Da kann ich nicht viel dazu sagen." Der BSD wies die Vorwürfe zurück. "Wir als Verband haben uns nichts vorzuwerfen", sagte BSD-Sportdirektor Thomas Schwab am Rande der Medaillenfeier im Kufenstüberl in Krasnaja Poljana. Schwab zeigte Verständnis dafür, dass Hüfner enttäuscht über die kurzfristige Ablösung ihres Oberhofer Stützpunkt-Trainers gewesen sei. "Dass das nicht günstig war, da kann man nicht widersprechen", sagte der langjährige Rodel-Bundestrainer. Allerdings seien danach sofort zwei Trainer in Oberhof positioniert worden.
Möller pflichtet Hüfner bei
Zu den Gründen, die zur Aufhebung des Vertrages mit dem früheren Weltklasse-Doppelsitzer Florschütz geführt hatten, wollte sich Schwab nicht äußern. "Das mag ich nicht breit treten. Es waren halt ein paar Dinge da." Florschütz hatte 2006 mit Hintermann Torsten Wustlich Olympia-Silber geholt.
Unterstützung erhielt Hüfner vom zweimaligen Weltmeister David Möller. "Fakt ist, das Trainer-Karussell hat sich am Stützpunkt Oberhof regelmäßig gedreht", sagte der Rodel-Routinier. Im Vorfeld auf Olympia seien die Rahmenbedingungen für die Psyche der Sportler "sehr ungünstig" gewesen. "Und wenn man dann beim Höhepunkt Olympia keinen Ansprechpartner hat, dem man vertraut, dann ist das schwierig."
Quelle: ntv.de, cba/dpa/sid