Portugal verliert Elfer-Lotterie Spanien quält sich ins Finale
28.06.2012, 07:08 Uhr
Die spanischen Fans feiern.
(Foto: dpa)
Im Halbfinale der Fußball-EM wanken die Spanier, fallen aber nicht um. Durch ein 4:2 im Elfmeterschießen gegen Portugal steht der Welt- und Europameister erneut im Finale eines großen Turniers. Trainer del Bosque ist es nun egal, ob es dort gegen Deutschland oder Italien geht. Und die Portugiesen ziehen erhobenen Hauptes aus dem Turnier.
Xavi, Iniesta, Casillas und Co. fehlt nur noch ein Sieg gegen Deutschland oder Italien, um den dritten großen Titel in Serie zu gewinnen. Denn Welt- und Europameister Spanien erreichte durch ein glückliches 4:2 (0:0, 0:0) im Elfmeterschießen gegen Portugal auch das Endspiel dieser Fußball-EM.
In einem Elfmeter-Krimi bezwang der Welt- und Europameister im Halbfinale von Donezk die Portugiesen mit 4:2, nachdem die 120 zähen Minuten zuvor torlos geblieben waren. Damit steht der Titelverteidiger in seinem dritten Finale in Serie bei einem großen Turnier. Um ihre Regentschaft am Sonntag in Kiew gegen Deutschland oder Italien zu behaupten, müssen sich die Spanier aber deutlich steigern. "Die Deutschen sind vielleicht etwas stärker, wir werden sehen", sagte Spaniens Trainer Vicente del Bosque.
Nur die Abschlussschwäche von Portugals Superstar Cristiano Ronaldo, der vor 48.000 Zuschauern mehrfach aus guter Position scheiterte, bewahrte die uninspirierten Spanier vor dem Aus. Im Elfmeterschießen patzte zwar zunächst Spaniens Xabi Alonso. Dann jedoch hielt Keeper Iker Casillas gegen João Moutinho, Bruno Alves traf nur die Latte. Cesc Fábregas machte für Spanien alles klar. "Es war schwierig. Jetzt bin ich dankbar und voller Gefühle", bekannte Matchwinner Fábregas. Für sein Team war es das 19. Pflichtspiel ohne Niederlage in Serie.
Voller Selbstbewusstsein
"Wir sind verdient im Finale", beteuerte Innenverteidiger Sergio Ramos. "Ich bin stolz, in dieser Mannschaft zu sein." "Wir haben eine großartige Mentalität", sagte Verteidiger Gerard Piqué zu Recht. Der große Favorit war zwar wie schon gegen Italien und Kroatien auch diesmal kurz davor, entzaubert zu werden und seine langjährige Vorherrschaft im internationalen Fußball zu verlieren. Doch dank ihrer Routine, Nervenstärke und ihres Erfolgshungers konnten die Spanier das Blatt noch wenden.
"Diese Eigenschaften unserer Spieler werden uns die nächsten Triumphe bringen", sagte Trainer del Bosque, der nun in Ruhe verfolgen kann, wer der Endspielgegner sein wird. "Das Finale wird ein großartiges Spiel. Uns kümmert aber nicht, wer der Gegner wird", meinte der 61-Jährige.
Portugal glücklos
Die Portugiesen stehen dagegen wieder mit leeren Händen da. "Wir sind sehr traurig", sagte Offensivmann Nélson Oliveira. "Am Ende hat das Glück entschieden", meinte Flügelstürmer Nani. Und Trainer Paulo Bento klagte: "Wir waren in den 90 Minuten besser, aber haben unsere Chancen nicht genutzt." Portugal könne dennoch stolz auf diese Team sein, betonte Bento.
"Wir können den Platz erhobenen Hauptes verlassen. Meiner Meinung nach haben wir ein sehr gutes Turnier gespielt." Seine "Seleccao" war zumindest während der regulären 90 Minuten die bessere Mannschaft gewesen und hatte mit ihrem leidenschaftlichen und aggressiven Spiel vorgemacht, wie die Spanier unter Umständen zu knacken sind. "Aber Penalties sind immer wie eine Lotterie", sagte ihr Superstar Cristiano Ronaldo enttäuscht.
Rasenschach und kein Plan B
Die Portugiesen hatten ihre Hoffnung wie gewohnt in Ronaldo gesetzt und sich mit viel Leidenschaft in die Partie gekämpft. Nach zögerlichem Beginn störten sie die Kreise der Spanier früher und beeindruckten den Favoriten damit.
Nur bei einem Schuss von Ronaldo-Bewacher Álvaro Arbeloa in der 9. Minute und einem Schlenzer von Andrés Iniesta (29.) wurden die Spanier in Hälfte eins gefährlich. Beide Versuche strichen jedoch über das Tor. Auf der Gegenseite zog Ronaldo im Fallen von der Strafraumgrenze ab, der Flachschuss zischte knapp neben dem rechten Pfosten vorbei (31.). Längst hatte sich der Weltfußballer von 2008 seinem Schatten Arbeloa entzogen und wich zunehmend in die Mitte aus.
In der zweiten Halbzeit kamen Xavi und Co. mit ihrem routinierten Rasenschach erneut nicht voran, ein Plan B fehlte ihnen. Schon nach einer Stunde reagierte Coach del Bosque zum zweiten Mal: Jesús Navas, Siegtorschütze gegen Kroatien, ersetzte den wirkungslosen David Silva. Besser wurde das Spiel des Titelkandidaten aber nicht.
Ronaldo in typischer Westernpose
Stattdessen trat Ronaldo in der 73. Minute in typischer Westernpose zum Freistoß an, sein Schuss aus 25 Metern war jedoch um einen halben Meter zu hoch angesetzt. Sekunden vor dem Ende verpasste der Superstar von Real Madrid bei einem Konter zum wiederholten Mal das mögliche 1:0, als sein Schuss weit über das Tor flog.
Zuletzt hatten sich die Spanier vor zwei Jahren im WM-Finale gegen die Niederlande über 120 Minuten quälen müssen. Damals hieß der Retter Iniesta. In der 104. Minute hatte der Spielmacher des FC Barcelona erneut die Entscheidung auf dem Fuß. Nach Flanke von Jordi Alba scheiterte Iniesta aber mit seiner Direktabnahme an Keeper Rui Patricio. Auch beim Schuss von Jesus Navas war der Schlussmann zur Stelle (111.).
Die Portugiesen wirkten nun müde und konnten den alten Rivalen nicht mehr so effektiv am Vorwärtsgang hindern. Mit letzter Not retteten sie sich ins Elfmeterschießen - und scheiterten doch.
Quelle: ntv.de, dpa