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Verseuchtes Wasser wird abgepumpt Kernschmelze gebannt?

Tepco schickte einen Roboter in den Reaktor 1 von Fukushima, um sich ein Bild von der Lage machen zu können.

Tepco schickte einen Roboter in den Reaktor 1 von Fukushima, um sich ein Bild von der Lage machen zu können.

(Foto: AP)

Eine vollständige Kernschmelze im Atomkraftwerk Fukushima hält die japanische Regierung mittlerweile für abgewendet. Dabei weiß bislang noch niemand, wie groß die Schäden in den Reaktoren wirklich sind. Arbeiter beginnen in Fukushima damit, hochgradid verseuchtes Wasser aus Reaktor 2 abzupumpen.

Die japanische Regierung hält die Gefahr einer vollständigen Kernschmelze im zerstörten Kernkraftwerk Fukushima Eins derzeit für weitgehend gebannt. "Wenn wir die Kühlung aufrechterhalten, ist so etwas unwahrscheinlich", sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Die andauernde Kühlung der Reaktoren mit Millionen Litern Wasser zeige zumindest eine gewisse Wirkung. Die enormen Massen verstrahlten Wassers behinderten allerdings die weiteren Arbeiten.

Die Atomaufsichtsbehörde hatte zuvor bestätigt, dass Brennstäbe in den Reaktoren 1, 2 und 3 teilweise geschmolzen sind. Nach Angaben des Atombetreibers Tepco besteht zudem die Möglichkeit, dass gebrauchte Brennstäbe in Reaktor 2 beschädigt sind. Wie groß die Schäden sind, ist noch nicht klar, sagte Edano. Atomexperten seien dabei, die Details zu analysieren.

Unterdessen haben die Arbeiter in der Atomruine von Fukushima mit dem Abpumpen hochgradig verseuchten Wassers aus Reaktor 2 begonnen. Das Wasser werde in eine Auffanganlage gepumpt, in die rund 30.000 Tonnen Wasser passen. Die verseuchten Wassermassen behindern die Arbeiten zur Kühlung des Kernkraftwerks. Dem Wasser sollten Salz und radioaktive Substanzen entzogen werden, damit es dann wieder zur Kühlung des Reaktors eingesetzt werden könne. Der Schritt ist notwendig, um später die Kühlsysteme des Reaktors wieder in Gang bringen zu können. Derzeit ist dies wegen der großen Mengen hochverseuchten Wassers im Reaktor nicht möglich.

Tausende Tonnen Wasser

Verstrahlt: Noch über Monate wird Radioaktivität aus dem Atomkraftwerk austreten.

Verstrahlt: Noch über Monate wird Radioaktivität aus dem Atomkraftwerk austreten.

(Foto: AP)

Nach Schätzung des Betreiberkonzerns Tepco befinden sich im Reaktor 2 rund 25.000 Tonnen verseuchten Wassers. Die Schläuche zur Auffanganlage verlaufen an den Turbinengehäusen der Reaktoren 3 und 4 entlang. Pro Tag könnten etwa 480 Tonnen abgepumpt werden.

In den Reaktoren 1 und 3 sollen sich rund 42.500 Tonnen an relativ gering verstrahltem Wasser befinden, hieß es in japanischen Medien. Die Arbeiter setzen derweil die Vorbereitungen fort, für dieses Wasser Behelfstanks sowie einen auf dem Meer schwimmenden Riesentank zu benutzen, in den rund 10.000 Tonnen Wasser passen.

Neun-Monats-Plan

Nach dem Erdbeben der Stärke 9,0 und der folgenden Tsunamiwelle vom 11. März waren die Kühlsysteme in Fukushima ausgefallen, was zur größten Atomkatastrophe seit dem Reaktorunglück von Tschernobyl vor 25 Jahren führte. Seit Beginn der Katastrophe haben die Einsatzkräfte tausende Tonnen Meer- und Süßwasser zur Kühlung der beschädigten Reaktoren eingesetzt. Große Mengen radioaktiv verseuchten Wasser traten daraufhin aus und liefen teilweise in den Pazifik.

Tepco will innerhalb von drei Monaten durch das Schließen von Lecks das Austreten von Radioaktivität aus der Atomanlage im Nordosten des Landes verringern. Innerhalb von sechs bis neun Monaten soll die Temperatur in den Reaktoren und in den Abklingbecken für gebrauchte Brennstäbe soweit gesenkt werden, dass der Austritt auf ein "sehr geringes Maß" zurückgefahren werden kann.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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