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Bei hoher radioaktiver Strahlung Welche Kleidung schützt?

"Die Männer sind auf jeden Fall in Gefahr."

"Die Männer sind auf jeden Fall in Gefahr."

(Foto: AP)

Nach den Atomunfällen ist die Gefahr der radioaktiven Bestrahlung für die Menschen in Japan so groß wie nie zuvor. Viele tragen schon jetzt Atemschutzmasken oder Regenbekleidung, um sich zu schützen. Welche Mittel wirklich Schutz bieten, erklärt Prof. Dr. Christoph Hoeschen vom Helmholtz-Zentrum München, Abteilung Medizinische Strahlenphysik und Diagnostik.

n-tv.de: Welche technischen Mittel gibt es denn, um sich wirksam vor radioaktiver Strahlung zu schützen?

Christoph Hoeschen: Erst einmal muss man unterscheiden, wer sich genau vor radioaktiver Strahlung und an welchem Ort schützen will. Für die Menschen in Japan wäre es in dieser Katastrophensituation am besten, sich so weit und so schnell wie möglich vom Ort der radioaktiven Strahlung, also den Atomkraftwerken, wegzubewegen, sofern dies aus logistischen Gründen möglich ist.

Können denn Schutzmasken etwas ausrichten?

Ja, Schutzmasken sind sinnvoll, solange es richtige Filtermasken sind. Die einfachen Mundschutztücher dagegen, die wir immer wieder auf Bildern aus Japan sehen, können nach spätestens 15 Minuten keinerlei Schutz mehr bieten.

Was können Schutzanzüge leisten?

Es gibt verschiedene Arten von Schutzanzügen. An erster Stelle sind sie dafür da, um radioaktive Teilchen nicht zu verteilen, sondern an Ort und Stelle zu belassen. Ein kontaminierter Schutzanzug kann nämlich gut entsorgt werden. Zum anderen kann die Bestrahlung der Haut durch einen Schutzanzug minimiert werden. Die meisten der Anzüge gegen radioaktive Strahlung haben im Gewebe einen gewissen Bleianteil, sodass die Strahlung nur zu einem ganz kleinen Teil durchdringen kann. Das Tragen von Regenbekleidung oder dicken Anoraks hat bei der Zivilbevölkerung in Japan nur Sinn, wenn sie nach dem Tragen so schnell wie möglich gewaschen bzw. gar nicht erst mit in die Wohnung genommen wird.

Noch 50 der insgesamt 800 Tepco-Arbeiter befinden sich bei den Atomreaktoren und versuchen, die beschädigten Reaktoren zu kühlen. Gibt es für diese Arbeiter, die höchstwahrscheinlich mit Schutzmasken und –anzügen ausgestattet sind, eine Chance, ohne langfristige Strahlenschäden weiterzuleben?

In den Kontrollräumen von Fukushima wurden laut Medienberichten so hohe Strahlenbelastungen gemessen, dass die radioaktive Exposition so stark ist, dass sie auch mit kompletter Schutzausrüstung nicht mehr vom Körper ferngehalten werden kann, da die Schutzkleidung keinen hundertprozentigen Schutz bieten kann. Zudem ist der Zeitaspekt zu bedenken. Die Arbeiter sind nicht nur kurz dieser hohen radioaktiven Strahlung ausgesetzt, sondern über viele Stunden, wahrscheinlich sogar Tage. Welche gesundheitlichen Auswirkungen jedoch die Strahlungen konkret haben werden, kann keiner genau vorhersagen, da wir die exakte Exposition der Arbeiter nicht kennen. Die Männer sind auf jeden Fall in Gefahr.

Mit Christoph Hoeschen sprach Jana Zeh

Quelle: ntv.de

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