Der Tag 80 Jahre nach dem D-Day: Französin berichtet von Vergewaltigung durch US-Soldaten
04.06.2024, 07:43 UhrSie wollten die allgemeine Feierlaune nicht stören: Aus Scham und Angst vor der Schande haben Französinnen, die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs von US-Soldaten vergewaltigt wurden, teils jahrzehntelang geschwiegen. Kurz vor Beginn der Gedenkfeiern zum 80. Jahrestag der Landung der Alliierten hat die 99 Jahre alte Aimée Dupré sich entschieden, vom Schicksal ihrer Mutter zu berichten. "Sie hat sich geopfert, um mich zu schützen", erzählt die alte Dame. Sie war 19 Jahre alt, als am 6. Juni 1944 etwa 156.000 amerikanische, britische und französische Soldaten an den Stränden der Normandie landeten. Der D-Day ebnete den Weg für den Sieg der Alliierten gegen Nazi-Deutschland. Die ausländischen Soldaten wurden als "Befreier" gefeiert, die die deutsche Besatzung Frankreichs beendeten.
Zwei GIs erschienen eines Abends auf dem Bauernhof ihrer Familie, schreibt ihre Mutter in einem Brief. "Sie waren betrunken, sie brauchten eine Frau", so erinnert sich die 99-Jährige. Die US-Soldaten hätten sich ihrer Tochter genähert, da sei sie mit ihnen rausgegangen, um sie zu schützen. "Sie haben mich auf ein Feld geführt und dort abwechselnd vergewaltigt, jeder vier Mal", so liest es die Tochter, 80 Jahre später. Im Oktober 1944 wurden 152 US-Soldaten wegen der Vergewaltigung französischer Frauen verurteilt. Die Zahl der Täter sei aber weitaus größer, schätzt die Historikerin Mary Louise Roberts, die sich als eine der wenigen mit dem Thema befasst hat. Sie nennt es "eines der großen Tabus des Zweiten Weltkriegs".
Quelle: ntv.de