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Der TagForscher: Mittelalterliche Bögen waren Massenvernichtungswaffen

23.05.2020, 18:36 Uhr

Archäologen der Universität Exeter haben bei einer Untersuchung mittelalterlicher Waffen- und Kriegskunst eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Skelettfunde erbrachten Belege, dass die Langbögen britischer Ritter viel tödlicher waren als etwa frühneuzeitliche Feuerwaffen.

Bei einem Kloster in Exeter fanden die Forscher 22 Knochen und Knochenfragmente, die Spuren von Pfeilwunden aufweisen. Radiokarbontests deuten darauf hin, dass die Überreste aus der Zeit zwischen 1482 und 1645 n. Chr. stammen. Das Team fand dabei einen Schädel, bei dem der Pfeil durch das rechte Auge drang und am Hinterkopf wieder austrat. Die tödliche Waffe besaß eine Besonderheit. Dieser Pfeil war befedert, damit er während des Fluges im Uhrzeigersinn rotierte. Diese Rotation stabilisiert die Flugbahn. Beim Eintritt in den Körper führt dieser Drall dann zu besonders schweren Verletzungen, dem "Pfeiltrauma".

Der Militärhistoriker Andrew Ambert wertet die Langbögen als Vorläufer moderner Massenvernichtungswaffen: Es gehe nicht um Präzision, sondern darum, Salven auf die Masse der Feinde abzufeuern, sagte er in der Smithsonian-Reihe "World of Weapons".