Der TagGoodbye Hollywood: "Wir mussten die USA verlassen"
Joaquin Phoenix, Emma Stone, Tom Hanks und Kristen Stewart sind nur einige der Hollywood-Stars, die gerade Premieren beim Filmfestival Cannes feiern. Sie stehen für das US-amerikanische Kino – doch das steckt, wie sich gerade an der Côte d’Azur zeigt, in einer Krise. Die starken, neuen Filme entstehen gerade anderswo. Zum Beispiel in Deutschland. Mascha Schilinski, Fatih Akin und Christian Petzold präsentieren in Cannes ihre beeindruckenden neuen Werke und begeistern das Publikum. In ihren Filmen beleuchten sie auf jeweils eigene Weise Familiendynamiken.
Schilinski hat Chancen auf die Goldene Palme, denn ihr Film läuft im Wettbewerb. Ihr poetisches, experimentelles Historiendrama "In die Sonne schauen" kam bei vielen besonders gut an. Die 41-Jährige traut sich in dieser Geschichte über vier Frauen auf einem Bauernhof in der Altmark, auf traditionelle Erzählstrukturen zu verzichten. Petzolds "Miroirs No. 3" folgt der Geschichte einer jungen Frau (Paula Beer), die nach einem Autounfall von einer Familie aufgenommen wird und dort ein verstörendes Geheimnis erfährt.
Fatih Akins Film "Amrum" mit Diane Kruger ist eine berührende Erzählung über die Kindheitserinnerungen des Regisseurs und Autors Hark Bohm. Die Geschichte spielt in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs und erzählt davon, wie sich ideologische Indoktrinierung auf eine Familie und ein Kind auswirkt. Eine Rolle in seinem Film spielt auch New York - in den 1940er Jahren noch ein Ziel, wohin viele Amrumer auswanderten. "Heute ist Amerika, glaube ich, nicht mehr so ein Sehnsuchtsort", glaubt Akin. Für das US-Kino wirkt die Lage dagegen düster. Kristen Stewart erzählte in Cannes von den Schwierigkeiten, eine Finanzierung für ihr Regiedebüt "The Chronology of Water" zu bekommen. "Wir mussten die USA verlassen, um es zu ermöglichen", so die 35-Jährige. In der US-Filmbranche herrscht seit der zweiten Amtszeit von Trump ein Klima der Angst. Es fühle sich gerade nicht gut an, dort zu leben.