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Als die Lichter in der Ungarischen Staatsoper von Budapest langsam ausgehen, schwebt die ukrainische Ballerina Ganna Muromtsewa in der Hauptrolle von Tschaikowskys Ballett "Schwanensee" mit flatternden Armen in die Höhe.
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Am Ende bricht das Publikum in Beifallsstürme aus.
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Vor gut einem Jahr flüchtete die 29-jährige Tänzerin zu Beginn der russischen Invasion aus Kiew und fragte sich, ob sie jemals wieder auf einer Bühne stehen würde.
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Muromtsewa war auf dem Höhepunkt ihrer Karriere an der ukrainischen Nationaloper, als der Krieg all ihre Pläne umwarf.
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Ihren letzten Auftritt in der ukrainischen Hauptstadt hatte sie am 22. Februar 2022.
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Wenige Tage später, am 3. März, saß sie mit einer Freundin in einem überfüllten Zug. Abwechselnd teilten sie sich während der zermürbenden 12-stündigen Fahrt in die Westukraine einen Sitz.
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Für ihre Mutter und ihre Großmutter fand sie eine Mitfahrgelegenheit und überzeugte sie, Kiew zu verlassen, als russische Bomben in der Stadt einschlugen.
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Sie trafen sich alle in Lwiw und reisten erstmal weiter nach Belgien, wo sie von einer Familie aufgenommen wurden, bei der sie früher Urlaub gemacht hatten.
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Da sie nur eine einzige Tasche packen konnte, ließ Muromtsewa ihre Spitzenschuhe in der Ukraine zurück.
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"Als ich aus Kiew wegging, habe ich nicht damit gerechnet, dass ich eines Tages wieder tanzen würde. Ich habe meiner Karriere Lebewohl gesagt", erklärt sie während einer Probenpause im Budapester Opernhaus.
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Dort tanzt sie aktuell die anspruchsvolle Doppelrolle des weißen Schwans Odette und des schwarzen Schwans Odile.
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Muromtsewa hatte die Titelpartie, die als Paraderolle jeder Ballerina gilt, mehr als fünf Jahre lang mit ihrer Kompanie in der Ukraine, China und Japan getanzt.
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Die Aufführung an der Ungarischen Staatsoper ist für sie ein Traum: Nach einem Jahr ist Muromtsewa wieder zurück an der Spitze. "Ich freue mich, wieder eine Geschichte auf die Bühne zu bringen", sagt sie.
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Die Budapester Produktion sei aber eine ganz andere, als die vorher von ihr getanzte: ...
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... "Für mich fühlt es sich so an, als müsste ich mich wirklich beweisen. Man muss im Kopf sehr flexibel sein, nicht im Körper."
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Bei der öffentlichen Generalprobe verzaubert Muromtsewa das Publikum mit ihrer leidenschaftlichen, fast hypnotisch wirkenden Darbietung.
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In ihrer Freizeit unternimmt die Ukrainerin lange Spaziergänge, hat seit ihrer Ankunft in Budapest im letzten Sommer neue Freundinnen und Freunde gefunden und arbeitet jeden Tag an ihrem mentalen Gleichgewicht.
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Ein hartes Training und ein straffer Zeitplan helfen ihr dabei, sagt Muromtsewa. Zurück in ihrer Mietwohnung weint sie manchmal, um alles rauszulassen.
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"Wir nennen es War-Life-Balance, nicht mehr Work-Life-Balance. Es war schwierig, jetzt wird es ein bisschen leichter."
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Sie folge dem Motto: "Tu, was du liebst, dann hast du die Kraft zu tun, was du tun musst."
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Im vergangenen Jahr wurde Muromtsewa als Flüchtling in Deutschland registriert. Dort erhielt sie neue Spitzenschuhe und einen Platz zum Üben.
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Dann bewarb sie sich für die freie Stelle an der Ungarischen Staatsoper.
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In deren international besetztem Corps de Ballet tanzen unter anderem ukrainische, russische und weißrussische Solistinnen und Solisten zusammen.
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Ihre Mutter und Großmutter sind letztes Jahr nach Kiew zurückgekehrt. Muromtsewa ist froh, in einem Nachbarland in ihrer Nähe zu sein, falls sie Hilfe benötigen.
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Die Mutter will Ende März eine Schwanensee-Aufführung besuchen. Das gibt der Tochter emotionalen Halt: ...
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... "Es bedeutet mir sehr viel, da sie und mein Großvater immer meine größte Unterstützung beim Ballett waren."
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Ihr Vater lebe ebenfalls in Kiew und ihr Patenonkel sei gerade nach mehreren Einsatzmonaten verletzt von der Front zurückgekehrt, berichtet Muromtsewa.
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Obwohl die Ungarische Staatsoper sie für ein weiteres Jahr engagiert hat und sie mit ihrer neuen Herausforderung zufrieden ist, möchte Muromtsewa gerne eines Tages in ihre Heimat zurückkehren: ...
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... "Ich warte auf den Tag, an dem ich wieder auf der Kiewer Bühne tanzen kann." (kse/rts)
Krieg zerstört Karriere in Kiew Geflüchtete Ballerina verzaubert Ungarns Publikum
Ganna Muromtsewa ist Ballerina an der Nationaloper in Kiew. Dann überfällt Russland die Ukraine und die Tänzerin flüchtet. Ihre Spitzenschuhe lässt sie zurück und auch die Hoffnung, bald wieder auf einer Bühne stehen zu können. Nun tanzt sie in Budapest die Paraderolle jeder Ballerina.
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