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Als"Porsche mit fünf Plätzen" bezeichneten manche Medien die Mittelklasse-Limousine BMW 1800 bereits, als der Viertürer mit 90 PS vorfuhr.
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Begnügten sich doch konventionelle Familienkutschen etwa von Volkswagen oder Ford mit gerade einmal zwei Dritteln dieser Leistung.
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Zum ultimativen Dynamiker in der mittleren Dienstwagenklasse mutierte der BMW 1800 aber erst in den Ausbaustufen TI und TI-SA. Besonders für den 130 PS starken TI-SA standen die Sportfahrer vor 50 Jahren Schlange, ...
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... waren doch die Stückzahlen für den Motorsport streng limitiert. Mit einer Vmax von fast 200 km/h ließ der TI-SA tatsächlich kaum einem Porsche eine Chance und, ...
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... was noch wichtiger war, er deklassierte seine rassige italienische Rivalin Alfa Romeo Giulia 1600 TI.
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Tempo war Trumpf Mitte der 1960er-Jahre, nicht nur bei teuren Traumwagen. So gab der Dingolfinger Goggomobil-Bauer Glas Gas mit seiner neuen 1700 Limousine.
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Opel und Ford führten Sechszylinder für Familien- und Firmenfahrzeuge ein und Peugeot punktete mit der Kraft des Einspritzmotors.
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Volvo schrieb Sport bei Amazon und Buckel ebenso groß wie Sicherheit, Fiat warb mit viel Velocità masssima für wenig Geld und die bis dahin betuliche englische Mittelklasse mutierte zu 100-Meilen-Dauerläufern (160 km/h) für die frisch eröffneten und noch unlimitierten Motorways auf der Insel, aber auch für Speed Trials auf dem Kontinent.
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Allerdings litten die Angelsachsen unter ungünstigen Wechselkursen, wodurch etwa der avantgardistische Rover 2000 in Deutschland so teuer war wie die luxuriöse Mercedes-Benz S-Klasse. Entsprechend klein blieben die Verkaufszahlen der schnellen Rover-Limousine, ...
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... die wenige Jahre später noch einmal für Furore sorgte: Als erste europäische Mittelklasse-Limousine mit amerikanischer V8-Power unter der Haube, gut für über 190 km/h.
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Deutlich langsamer war dagegen der 90 PS starke 2,0-Liter-Sechszylinder im neuen Triumph 2000.
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Dabei hatte sich die größte Limousine der traditionsreichen Sportwagenmarke vom italienischen Stardesigner Giovanni Michelotti in betont dynamische Formen kleiden lassen, die über 14 Jahre lang aktuell blieben.
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Nicht ganz so lange produziert wurde der Glas 1700, den Michelottis engster Freund, Pietro Frua, gezeichnet hatte. Dafür etablierte dieser Viertürer Europas damals kleinsten Großserienhersteller Glas kurzzeitig in der Mittelklasse. Dort trat der bis zu 100 PS starke "Büffel im Frack" direkt gegen die BMW 1600 bis 1800 an.
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Jedoch ohne Erfolg. BMW übernahm den kleinen Konkurrenten und verschickte die Glas-1700-Produktionsanlagen Ende 1967 nach Südafrika, wo der sportliche Fünfsitzer mit BMW-Logos ein neues Leben begann.
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(Foto: eb.andriuolo)
Dagegen stieg BMW dank der eigenen Mittelklasse erstmals in die Liga der europäischen Massenhersteller auf. Dazu ersetzte 1964 der BMW 1600 den schwächeren 1500 und der 1800 markierte die neue Leistungsspitze.
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Nur ein Jahr später rollte schon die Produktionsnummer 100.000 der sogenannten Neuen Klasse (Typen 1500-1800) vom Band. BMW bewies, dass der gelungene Mix aus sportiven Formen und starken Motoren gut war für gänzlich neue Bestseller in der Businessclass.
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Tatsächlich waren die BMW-Vierzylinder-Viertürer auch schneller als viele repräsentative Sechszylinder-Limousinen, wie bei den damals populären Autobahn-Duellen nicht wenige Mercedes-S-Klasse- und Opel-Kapitän-Chauffeure frustriert konstatieren mussten.
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Aber auch der mit großem Reklameaufwand eingeführte Opel Rekord L-6 mit 100 PS starkem Sechszylinder aus dem Kapitän konnte nicht kontern. Nur 16.000 Käufer entschieden sich für den schnellen Sechsender. Woran lag's? Trotz Motor und Hinterachse vom Kapitän fehlte es dem Rekord L-6 an Noblesse und Prestige, offenbar glich er optisch zu sehr seinen Vierzylinder-Geschwistern.
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Dagegen vermittelten V6-Motoren im überraschend erschwinglichen neuen Ford Taunus 20 M erfolgreich das Gefühl von Leistung wie in der Oberklasse. So war der 20 M ein prickelnder, preiswerter Cocktail, der die Kölner Autobauer in höhere Sphären katapultierte und die gehobene Mittelklasse mit Sturmgewalt durcheinanderwirbelte.
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Sogar der optisch biedere V6-Kombi 20 M Turnier verwandelte sich in einen schnellen Transporter mit sportlichem Lifestyle. Das hatte es so noch nie gegeben.
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Die Kölner V6 passten einfach perfekt in jene luxus- und leistungsverliebte Ära, deren erste Anfänge ein Jahrzehnt zuvor Borgward, Volvo und natürlich Alfa Romeo gesetzt hatten.
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Borgward war zwar trotz der Isabella 1961 in einen finanziellen Abgrund gestürzt, Volvo dagegen hatte bereits seit Mitte der 1950er-Jahre erst mit schnellen Buckelmodellen (PV 444 & PV 544 Sport) und dann mit aufregenden Amazonen (P 122 Sport) Amerika und Westeuropa erobert.
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Alfa Romeo wiederum war durch die Giulietta zum Großserienhersteller aufgestiegen und schrieb diese Erfolgsstory nun mit der größeren Giulia fort. Das Geheimnis von Giuliettas Tochter Giulia war erschwingliche Sportlichkeit für die ganze Familie und ein Charakter voller Charisma und Kanten.
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Kantig war vor allem die vom Windkanal geprägte Karosserie mit knochigem Heck. Charisma gewann die Giulia aber auch durch reinrassige Sportwagentechnik und moderne Aluminiummotoren, die schon zur Modelleinführung eindrucksvolle 92 PS Leistung freisetzten. Das war sogar mehr Kraft, als sie etwa Porsche 356 oder BMW 1500 unter der Haube hatten.
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Ausstattungsdetails wie Scheibenbremsen rundum, Fünfganggetriebe, Dreipunkt-Automatikgurte und Drehzahlmesser setzten in den 1960er-Jahren Maßstäbe. Rund 820.000 Einheiten der verführerischen Italienerin wurden in 16 Jahren verkauft, darunter atemberaubend schöne Coupés und Spider, exzentrische Zagato-Sportler, reinrassige Rennwagen und die erste italienische Diesel-Limousine.
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Nicht vergessen werden darf eine andere italienische Bella Donna. Als erstes italienisches Großserienfahrzeug verfügte Lancias Flavia über Vorderradantrieb und Scheibenbremsen an allen vier Rädern. Außergewöhnlich war auch der 92 PS leistende Leichtmetall-Boxermotor, der vor der Vorderachse platziert war. Die ambitionierte Preisgestaltung und das dünne Händlernetz limitierten allerdings den Erfolg dieses Lancia in Deutschland.
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Ganz im Gegenteil zu den erfolgreichen Fiat 1500. Diese flotten Italiener waren 155 km/h schnell, kosteten aber kaum mehr als etwa ein 20 km/h langsamerer und nur zweitüriger VW 1500 S.
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Kein Wunder, dass der Fiat 1500 in Italien wie in Deutschland für den realisierbaren Traum des aufsteigenden Angestellten stand.
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Im Unterschied zu dem größeren Fiat 1800 mit Sechszylinder-Motor, der es an Sportlichkeit fehlen ließ.
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Dies gilt auch für die beiden Franzosen Peugeot 404 Injection und ...
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... Citroen DS 21, die zwar auf die Überholspur deutscher Autobahnen abonniert waren, ...
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... aber ihren besonderen Nimbus als komfortable Reisegleiter gewannen.
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Ob sportlicher Bayer, schneller Italiener oder komfortabler Franzose: Mittelklasse muss nicht Mittelmaß bedeuten – das stellte die neue automobile Leistungsliga vor 50 Jahren endgültig klar. Zugleich war dies der Beginn eines motorischen Wettrüstens, das bis heute anhält.
"Porsche mit fünf Plätzen" Der Start der schnellen Mittelklasse
Wer es vor 50 Jahren zu etwas Wohlstand gebracht hatte, der zeigte dies auch am Ende der Wirtschaftswunderjahre gerne mit einem schnellen Auto. Denn viele PS bedeuteten viel Prestige. Erstmals waren Anfang der 1960er-Jahre viertürige Sportler angesagt. Kaum eine Marke von Alfa bis Volvo, die derartige Fahrzeuge nicht anbot. Die deutschen Dynamiker jener Zeit waren der BMW 1800 und der Glas 1700.
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