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Unsicher balanciert Parul Haldar auf dem Bug eines kleinen hölzernen Bootes und zieht ein langes, mit Fischen gespicktes Netz aus der wirbelnden Strömung des braunen Flusses.Bild 1 von 35 | Foto: REUTERS
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Direkt hinter ihr liegen die Sundarbans, die mit etwa 10.000 Quadratkilometern größten Mangrovenwälder der Welt. Sie erstrecken sich zwischen Indien und Bangladesch im Mündungsdelta von Brahmaputra, Ganges und Meghna.Bild 2 von 35 | Foto: REUTERS
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Vor vier Jahren wurde hier der Mann von Parul (im Bild mit ihrer elfjährigen Tochter Papri) beim Angeln von einem Tiger angegriffen. Zwei Fischer mussten mit ansehen, wie seine Leiche von dem Tier ins Unterholz gezerrt wurde. Immer häufiger kommt es in den Sundarbans zu tödlichen Tigerattacken.Bild 3 von 35 | Foto: REUTERS
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Wer nicht als Wanderarbeiter in einer anderen Gegend einen Job hat, ist auf die Wälder und Flüsse angewiesen, um zu überleben.Bild 4 von 35 | Foto: REUTERS
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Dass Parul, Mutter von vier Kindern, nun selbst ein solches Risiko eingeht, zeigt, was für ein großer wirtschaftlicher Druck auf den mehr als 14 Millionen Menschen lastet, die in den Sundarbans wohnen.Bild 5 von 35 | Foto: REUTERS
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"Wenn ich einen dichten Wald betrete, habe ich das Gefühl, mein Leben in den Händen zu halten", erzählt die 39-jährige Parul, als sie nach der Rückkehr vom Fischen in ihrer baufälligen Drei-Zimmer-Hütte auf der indischen Insel Satjalia sitzt.Bild 6 von 35 | Foto: REUTERS
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Meistens fischt Parul in den Flüssen. Aber zweimal im Monat fährt sie tiefer in die Wälder hinein, um Krebse zu fangen. Dann rudert sie zusammen mit ihrer Mutter sechs Stunden auf dem klapprigen Boot und verbringt mehrere Tage in der Wildnis. Auf diesem Bild ist außerdem Haldars Bruder mit an Bord.Bild 7 von 35 | Foto: REUTERS
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Fast die gesamten 2000 Rupien (umgerechnet etwa 27 Dollar), die sie jeden Monat zum Leben und für die Schulkosten von Papri verdient, werden mit Fischen und Krabbenfang verdient.Bild 8 von 35 | Foto: REUTERS
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Ihre jüngste Tochter ist der Grund, warum Haldar in den Sundarbans bleibt, anstatt sich temporär woanders Arbeit zu suchen.Bild 9 von 35 | Foto: REUTERS
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Wenn sie gehe, gäbe es niemanden, der sich um das Mädchen kümmern könnte, sagt sie. Aber "egal wie schwer es ist, ich will sie erziehen.“Bild 10 von 35 | Foto: REUTERS
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Das Leben in den Sundarbans ist hart. Viele der Inseln liegen unterhalb des Hochwasserspiegels. Das bedeutet, dass die Erddämme, die Häuser und Höfe schützen sollen, ständig brechen.Bild 11 von 35 | Foto: REUTERS
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Mit jedem Dammbruch verschlingen die Flüsse mehr Land ...Bild 12 von 35 | Foto: REUTERS
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... und überschwemmen die Felder mit salzhaltigem Wasser, das die Pflanzen welken lässt und die Äcker für Monate unfruchtbar macht.Bild 13 von 35 | Foto: REUTERS
Namita-Mondal
Außerdem toben sich die Folgen des Klimawandels hier aus: Die Sundarbans werden immer häufiger und heftiger von Zyklonen heimgesucht, besonders seit dem letzten Jahrzehnt.Bild 14 von 35 | Foto: REUTERS
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Im Mai 2020 beispielsweise jagte "Amphan" mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 133 Kilometer pro Stunde auch über das Mangrovengebiet. Der Zyklon tötete Dutzende Menschen, legte Tausende Häuser in Trümmer, zerstörte Dämme. Und es folgten weitere verheerende Stürme.Bild 15 von 35 | Foto: REUTERS
Nagin-Munda
Als Nagin Munda über die kaputten Dämme im Süden der Insel Kumirmari geht, blickt er auf sein Reisfeld, das beim letzten Unwetter von Salzwasser überflutet wurde.Bild 16 von 35 | Foto: REUTERS
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"Ich habe keine Fische mehr im Teich, kein Gemüse in meinem Garten und die Hälfte der Reisernte ist weg", berichtet der 50-jährige Bauer.Bild 17 von 35 | Foto: REUTERS
Namita-Mondal2
In ganz Kumirmari wurden im vergangenen Jahr etwa 250 Hektar Ackerland überschwemmt, mehr als 1500 Familien waren laut der lokalen Regierung davon betroffen.Bild 18 von 35 | Foto: REUTERS
Feldarbeit
In den letzten Jahrzehnten seien schätzungsweise 1000 Hektar - mehr als 15 Prozent der Gesamtfläche von Kumirmari - weggespült worden, berichtet der Regierungsbeamte Debashis Mandal. Das kostbare Ackerland werde so noch knapper. Bild 19 von 35 | Foto: REUTERS
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"Wir sind nicht in der Lage, das zu stoppen", sagt Mandal, "der Fluss frisst unser Land weg."Bild 20 von 35 | Foto: REUTERS
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Aber nicht nur der Klimawandel ist für die Bewohner der Sundarbans eine Gefahr. Lokale Medien berichten von bis zu 21 Menschen, die 2020 durch Tigerattacken ums Leben kamen. 2018 und 2019 sollen es jeweils 13 gewesen sein. Bild 21 von 35 | Foto: REUTERS
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Viele Angriffe werden nicht registriert. Oft zögern Familien, die Todesfälle zu melden, weil es illegal ist, weit in die Wälder hineinzugehen.Bild 22 von 35 | Foto: REUTERS
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Dass aktuell noch mehr Menschen als sonst darauf angewiesen sind, in den Mangrovenwäldern zu fischen, und damit zu potentiellen Opfern von Wildtierattacken zu werden, hat auch mit der Corona-Pandemie zu tun.Bild 23 von 35 | Foto: REUTERS
Sarodini-Mondal
Zehntausende Männer und Frauen, die normalerweise in anderen Teilen von Indien und Bangladesch als Wanderarbeiter ihr Geld verdienen, sind durch den Lockdown an die Sundarbans gefesselt.Bild 24 von 35 | Foto: REUTERS
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Ende September verließ eine Gruppe von über 30 Männern Kumirmari und machte sich auf den Weg in die Wälder.Bild 25 von 35 | Foto: REUTERS
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Sie wollten die Leiche von Haripada Mondal bergen. Der 31-Jährige war beim Fischen von einem Tiger angegriffen worden.Bild 26 von 35 | Foto: REUTERS
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Als erstes entdeckten die Männer die Hose von Haripada, die sich in den Mangrovenbäumen verfangen hatte.Bild 27 von 35 | Foto: REUTERS
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Sie folgten den Schleifspuren tiefer in den Wald, dabei schwangen sie Stöcke und ließen Feuerwerkskörper knallen, um mögliche Tiger zu verscheuchen. "Ich fand zuerst seinen Kopf", erzählt Haripadas ältester Bruder. Der Rest des Körpers lag ein paar Meter entfernt.Bild 28 von 35 | Foto: REUTERS
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Haripada Mondal, der jüngste von drei Brüdern, hatte wie viele in der Gegend früh die Schule abgebrochen, um sich Arbeit zu suchen. Er verließ die Mangrovenwälder und schuftete als Wanderarbeiter auf Baustellen in der Nähe von Kalkutta.Bild 29 von 35 | Foto: REUTERS
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Auf einem gepachteten Grundstück hinter dem kleinen Lehmhaus, in dem er mit seiner Frau Ashtami und dem neunjährigen Sohn lebte, baute er Reis an. "Das Leben war okay", sagt die 29-jährige Ashtami. "Wir sind gut über die Runden gekommen."Bild 30 von 35 | Foto: REUTERS
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Haripada war der Alleinverdiener der kleinen Familie und kehrte Mitte März von einem seiner Jobs zurück. Kurz danach kündigte die indische Regierung zur Eindämmung des Coronavirus einen landesweiten Lockdown an.Bild 31 von 35 | Foto: REUTERS
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Der Lockdown brachte einen Großteil der Wirtschaft des Landes zum Stillstand, Millionen Wanderarbeiter mussten, wie Haripada, zurück nach Hause, auch in die Sundarbans.Bild 32 von 35 | Foto: REUTERS
Fische
Monatelang hatte Haripada kein Einkommen, die Ersparnisse der Familie gingen zur Neige. In seiner Verzweiflung habe er beschlossen, in den Flüssen rund um Kumirmari Fische zu fangen, sagt Ashtami.Bild 33 von 35 | Foto: REUTERS
Ashtami-Mondal3
"Er sagte, er würde in der Nähe fischen und 50 bis 100 Rupien verdienen, um mit den Haushaltskosten zu helfen", erzählt sie. Bild 34 von 35 | Foto: REUTERS
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Haripada verließ das Haus vor dem Morgengrauen, ruderte in die Wälder und kam nie wieder zurück - genauso wie der Vater und Mann von Papri und Parul Haldar. (kse/rts)Bild 35 von 35 | Foto: REUTERS

Tigerattacken und ZykloneDas gefährliche Leben in den Sundarbans

28.01.2021, 14:31 Uhr

Die Bewohner der Sundarbans, den weltweit größten Mangrovenwäldern zwischen Indien und Bangladesch, führen ein hartes Leben und sind dabei ständigen Risiken ausgesetzt: Nicht nur Stürme wüten in der Gegend. Immer wieder werden Fischer von Tigern getötet - so wie die Männer von Parul Haldar und Ashtami Mondal.