
Der Nanga Parbat gilt als einer der gefährlichsten Berge im Himalaya. Er liegt im unter pakistanischer Verwaltung stehenden Teil Kaschmirs.
Mit 8125 Metern ist er der neunthöchste Gipfel der Erde.
Der erste, der den "nackten Berg" bezwang - so nennen ihn die Einheimischen wegen der fast eisfreien Krone - war der Österreicher Hermann Buhl (1924-1957) am 3. Juli 1953. (Ein japanischer Bergsteiger übergibt Buhls Eispickel an dessen Witwe.)
Vor Buhls Alleinaufstieg hatten dort zahlreiche Bergsteiger ihr Leben verloren - darunter viele deutschsprachige.
Als westlicher Entdecker des auch "Diamir" (König der Berge) genannten Riesen gilt der deutsche Naturwissenschaftler Adolf Schlagintweit (1829-1857), der mit seinen Brüdern Hermann und Robert Teile des Himalayas erforschte.
1856 soll er die Gletscher des westlichsten Achttausenders des Himalaya vermessen haben.
Danach entwickelte sich der Nanga Parbat zum "Schicksalsberg der Deutschen". Das Ringen um den Gipfelsieg, das in den 1930er Jahren begann, ist eine alpinistische und menschliche Tragödie mit ideologischer Prägung.
Bis zur Erstbesteigung sollen mehr als 30 Kletterer gestorben sein - unter ihnen der deutsche Alpinist Willy Merkl, der mit mehreren Begleitern 1934 nach tagelangem Schneesturm ums Leben kam.
Auch in den folgenden Jahren gab es viele Opfer. Der Deutsche Sigi Löw zählte 1962 ebenso dazu wie 1970 Günther Messner, der Bruder des Südtiroler Extrembergsteigers Reinhold Messner (im Bild).
Beide hatten 1970 die mit 4500 Metern höchste Steilwand der Erde, die Rupalflanke zum Nanga Parbat, durchklettert.
Beim Abstieg wurde Günther Messner von einer Eislawine in die Tiefe gerissen.
"Unser Berg liegt genau vor uns, eine 3000 Meter hohe, steile Eiswand", schrieb der Südtiroler Karl Unterkircher am 18. Juni 2008 in sein Berg-Tagebuch.
Zusammen mit den Alpinisten Simon Kehrer und Walter Nones wollte er den Nanga Parbat besteigen. (Im Bild Nones und Unterkirchner nach der Besteigung des K2 2007)
Unterkircher, der von vielen bereits als neuer Star des internationalen Alpinismus gefeiert wurde, wählte für die Bezwingung eine bisher noch nie gegangene Route:
Die Rakhiot-Wand.
Es sollte sein letztes Abenteuer werden.
Der 37-Jährige stürzte auf fast 7000 Metern in eine Gletscherspalte, jede Rettung für ihn war aussichtslos.
Kurz vor seinem Tod vermerkte Unterkircher: "Diese trotzige Teufelswand ließ mich schon am ersten Tag unserer Ankunft nicht in Ruhe, sie macht mich unschlüssig und skeptisch. Es ist wahrhaftig eine gefährliche Mission!"
Kehrer und Nones können Unterkirchner nicht erreichen, sie setzen den Aufstieg am Tag darauf zunächst fort, bis schlechtes Wetter auch sie zur Umkehr zwingt.
Zehn Tage und neun Nächte verbringen Kehrer und Nones am Berg.
Zunächst scheitern alle Versuche, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Schließlich gelingt es, Lebensmittel und ein Satellitentelefon in ihrer Nähe abzuwerfen.
Die Männer bitten um eine Bergung mit dem Helikopter, doch es dauert noch mehrere Tage bis Nones und Kehrer bei schlechtem Wetter so weit hinab gestiegen sind, dass sie der Hubschrauber erreichen kann.
Nach neun Tagen unter ständigem Energie- und Sauerstoffmangel werden Walter Nones ...
... und Simon Kehrer unverletzt vom Nanga Parbat geborgen. In die Freude über die Rettung mischt sich die Trauer.
Ihr Freund und Bergführer Walter Unterkirchner ist das jüngste Opfer, das der "nackte Berg" gefordert hat.