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Der farbenfrohen Schweizer Garde des Papstes geht der Nachwuchs aus. Vor zwei Jahren präsentierten sich noch 40 Rekruten zur Vereidigung, im vergangenen Jahr 32 und jetzt nur noch 23.
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Die gute Konjunktur in der Schweiz mache die Mission für junge Männer weniger attraktiv, meint Ruth Metzler-Arnold, Präsidentin der Stiftung der Päpstlichen Schweizergarde.
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Um mehr Rekruten zu gewinnen, hat Franziskus die strengen Vorschriften bereits gelockert. Gardisten dürfen nun bereits nach fünf Dienstjahren unabhängig vom militärischen Grad heiraten.
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Vorher war das nur Offizieren, Wachtmeistern und Korporalen gestattet, und das erst nach zehn Dienstjahren.
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Zudem soll die Kaserne umgebaut werden, damit Gardisten Einzelzimmer bekommen.
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So soll die Zahl der Gardisten von bisher 110 auf künftig 135 steigen.
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Doch Bewerber sind nicht so leicht zu finden, sie müssen jünger als 30 Jahre alt sein, katholisch, zuerst ledig und ...
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... auch weiter unbescholten, dazu regulär in der Schweizer Armee ausgebildet.
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Als Papst Franziskus ins Amt kam, gab es Gerüchte, wonach die Garde allenfalls ...
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... noch als fotogene Trachtengruppe überleben soll.
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Diese Befürchtungen sind inzwischen vom Tisch.
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Geändert hat sich aber einiges: Ende 2014 feuerte Franziskus Gardekommandant Daniel Anrig, der eine 380-Quadratmeter-Wohnung im Vatikan für sich in Anspruch nahm und "jede Bodenhaftung" verloren hatte.
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Franziskus will eine Garde, die zu ihm passt: menschlich, freundlich, verzeihend statt strafend, heißt es aus dem Vatikan.
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Dazu passt die Geschichte, dass der Papst in der Kantine einst auf übermüdete Gardisten in Uniform traf und sie aufforderte, sich zu setzen und etwas zu trinken. Doch das war nicht gestattet.
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Ob es mittlerweile erlaubt wäre, bleibt im Dunklen, denn die Tradition ist lang und vielleicht auch langlebig.
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Vor über 500 Jahren hatte Papst Julius II. (laut Martin Luther ein "Blutsäufer") Streit mit Venedig, Frankreich und Spanien. Militärischer Schutz für den Kirchenstaat musste her, der unter Julius seine größte Ausdehnung erreicht hatte.
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Da der Papst angesichts der Ränkespiele im heimischen Rom seinen Landsleuten nicht viel Vertrauen schenkte, schaute er sich im Ausland um. Schweizer hatten im damaligen Europa einen Ruf als verlässliche Söldner.
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200 "Fußknechte" von den "geliebten Söhnen Oberalemanniens" forderte Julius II. an; angeheuert wurden sie in Luzern und Zürich. Die Männer zogen zu Fuß über den Gotthardpass und marschierten am 22. Januar 1506 in Rom ein.
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Dort wurden sie neu eingekleidet, ...
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... bekamen den päpstlichen Segen und ...
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... zogen noch am Abend in ihre Kaserne ein - kurz und prosaisch war der Amtsantritt.
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Etwas feierlicher wurde der 500. Geburtstag der Schweizergarde im Jahr 2006 begangen.
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Der Vatikan feierte das Jubiläum mit einer Messe in der Sixtinischen Kapelle.
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"Kleinste Armee der Welt" wird die Garde oft genannt. Stimmt, ist aber nur die halbe Wahrheit.
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Auf dem bisherigen Niveau kommen 110 Gardisten auf 500 Staatsbürger des Vatikans, also ein Soldat auf fünf Einwohner - nirgendwo sonst gibt es auch nur annähernd eine solch hohe Rate.
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In den USA beispielsweise kommen auf 2,977 Millionen Einwohner "nur" 1,45 Millionen Soldaten, also ein Soldat auf 205 Einwohner.
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Neben ihren Hellebarden trägt die Garde jedoch nur Pfefferspray und Handfeuerwaffen. Zur Ausbildung gehört allerdings auch Karate.
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Zeitweise wurde die Schweizergarde von Deutschen ersetzt. Ein dunkles Kapitel, es begann mit dem "Sacco di Roma" am 6. Mai 1527, der Plünderung Roms. Deutsche und spanische Landsknechte fielen in die Stadt ein.
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Medici-Papst Clemens VII. flüchtete in den Petersdom. Vor seinen Augen wurden die Garden niedergemetzelt. Ein Zeitzeuge: "Da er das gesehen, ist er bald von der mess geflohen und eilends durch ain haimliche thur und beschlossenen gang gestigen, und so schnell gelaufen dass ihm der schwaiss ausgegangen."
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Es war die erste Plünderung der Ewigen Stadt seit dem Einfall der Vandalen 455. Die Landsknechte wüteten einen Monat lang. Rund 30.000 Menschen kamen ums Leben.
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Von den 189 Schweizergardisten überlebten nur 42. Ihnen gelang es in letzter Minute, Papst Clemens VII. über den Geheimgang in die Engelsburg in Sicherheit zu bringen.
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Erst 1548 wurde die Schweizergarde durch Papst Paul III. wieder neu gebildet.
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Für die Truppe ist das traumatische Datum bis heute ein hoher Gedenktag.
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Jedes Jahr am 6. Mai werden die neuen Rekruten in Rom vereidigt.
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Und bis heute erinnern die Farben der Schweizergarde daran, dass die Schweizergarde Papst Clemens VII. rettete. Clemens war ein Medici; auch deren Farben sind blau, rot und gelb.
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Unvergessen ist die Nacht zum 4. Mai 1998:
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Ein junger Gardist stieg die Stufen zur Wohnung seines Kommandanten Alois Estermann (Bild) empor, zückte seine Dienstpistole und schoss den verhassten Chef nieder.
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Dann zielte er auf dessen Frau (Bild) und brachte am Ende sich selbst mit einem Schuss in den Mund um. Doppelmord im Vatikan - niemand hätte gedacht, dass es nach den Giftmorden im Mittelalter jemals wieder solche blutigen Abgründe im Kirchenstaat geben würde.
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"Liebe war nicht im Spiel, auch keine Eifersucht", versuchte der Vatikansprecher Spekulationen einzudämmen - natürlich erfolglos. Die offizielle Version heißt: Der junge Gardist sei einer "Attacke des Wahnsinns" verfallen.
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Schon danach gab es Reformen: Bei Rekruten wird mehr auf die Psyche geachtet, hitzige Typen und Draufgänger will man nicht. Damit wird die Auswahl eben kleiner. (sba)
Die "Armee" des Papstes Schweizergarde findet nur schwer Nachwuchs
Vor einem Jahr verfügt Papst Franziskus den Ausbau der Schweizergarde von 110 auf 135 Gardisten. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn die Truppe findet nur schwer diejenigen, die im Vatikan für die Sicherheit des Pontifex verantwortlich sind. Trotz der langen Tradition und vorsichtiger Reformen.
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