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In Chimki ist die Erinnerung an den deutschen Angriff auf Moskau noch immer präsent.
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Drei überdimensionierte Panzersperren markieren in dem Vorort am nordwestlichen Rand der russischen Hauptstadt den weitesten Vorstoß deutscher Truppen, ehe die Roten Armee im Winter 1941 die Wehrmacht zurückwarf.
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"Die Rote Armee hat damals vor Moskau die Chance verpasst, das deutsche Ostheer zu vernichten und den Krieg vorzeitig zu beenden", sagt der Historiker Christian Hartmann.
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Der Wissenschaftliche Mitarbeiter am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr bezeichnet die Schlacht um die sowjetische Hauptstadt als "Wendepunkt des Krieges".
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Hartmann meint: "Der Sieg der Sowjets war damals zum Greifen nah."
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Dabei startet der deutsche Überfall auf die Sowjetunion sechs Monate zuvor unter ganz anderen Vorzeichen.
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Nach der Besetzung halb Europas will Hitler mit einem weiteren "Blitzkrieg" seine Allmachtsfantasie vom "Lebensraum im Osten" verwirklichen, ...
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... und dabei "Juden, Bolschewisten und Slawen" vernichten.
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In den blutigen Kesselschlachten des Sommers verliert die Sowjetunion Hunderttausende Soldaten.
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Doch Hitlers Armeen scheinen sich in den endlosen Weiten des Kriegsschauplatzes müde zu siegen.
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Allein in den ersten drei Monaten des Feldzuges verlieren die Deutschen eine halbe Million Mann durch Tod und Verwundung.
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Die Wehrmacht hat immer größere Probleme, die massiven Verluste an Mensch und Material zu ersetzen.
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Eigentlich soll das "Unternehmen Barbarossa" in vier Monaten entschieden sein.
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Doch die Rote Armee leistet weiterhin erbitterten Widerstand.
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Im "Führerhauptquartier" entbrennt daraufhin ein Streit um die weitere Strategie.
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Hitler will die wirtschaftlichen Zentren in der Ukraine und die Ölgebiete im Kaukasus erobern.
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Die Heeresführung hält das Riesenreich nur für besiegbar, wenn man Moskau ausschaltet.
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Hitler setzt sich zunächst über die Ratschläge hinweg.
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Erst als auch die Eroberung Kiews keine Entscheidung bringt, stimmt der Diktator seinen Beratern zu.
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Anfang Oktober eröffnet das schon stark geschwächte Ostheer den Sturm auf Moskau.
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78 Divisionen mit knapp zwei Millionen Soldaten setzen sich im Mittelabschnitt der Front für den "letzten gewaltigen Hieb" in Bewegung.
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Nach der Doppelschlacht von Wjasma und Brjansk, bei der mehr als 600.000 Rotarmisten in Gefangenschaft geraten, scheint der Weg nach Moskau frei.
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Während der sowjetische Diktator Josef Stalin eilig Behörden und Industriebetriebe aus der Stadt evakuieren lässt und den Belagerungszustand verhängt, ...
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... bejubelt die deutsche Presse bereits den "totalen Sieg".
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Die Deutschen haben allerdings die Auswirkungen des Wetters unterschätzt.
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Die herbstlichen Regenfälle verwandeln die Rollbahnen in einen tiefen Morast, ...
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... in dem der Nachschub steckenbleibt und ganze Armeen versinken.
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Zwar macht die Anfang November einsetzende Frostperiode die Straßen wieder befahrbar, ...
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... doch schnell sinken die Temperaturen unter 20 Grad Celsius.
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Maschinengewehre und Karabiner frieren fest oder versagen, weil die Wehrmacht nicht das passende Waffenöl verwendet.
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Wegen der schlechten Sicht muss die Luftwaffe häufig am Boden bleiben.
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Zudem hat die Heeresführung nur für eine kleine Besatzungsarmee Winterkleidung bereitgestellt.
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Viele Soldaten kämpfen noch in ihren zerschlissenen Sommeruniformen.
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Erfrierungen sind an der Tagesordnung und übersteigen bald die Kampfverluste um mehr als das Doppelte.
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Der schleppende Vormarsch gibt der Roten Armee die Zeit, die Verteidigung Moskaus zu verstärken.
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Der Agent Richard Sorge bringt in Erfahrung, dass die Japaner im Pazifik einen Vorstoß planen, statt die Sowjetunion anzugreifen. Abgefangene Funksprüche bestätigen seine Informationen.
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Dadurch kann Stalin frische Divisionen aus dem Fernen Osten nach Moskau verlegen.
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Als die sowjetische Metropole am 1. Dezember in die Reichweite der deutschen Artillerie gerät, zeigen die Thermometer fast 40 Grad unter null.
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Vier Tage später, am 5. Dezember, geht die Rote Armee zum Gegenangriff über.
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Bataillone auf Skiern und sibirische Divisionen, ...
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... die mit Steppjacken und weißen Tarnanzügen auf den Winterkrieg vorbereitet sind, ...
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... treffen die völlig erschöpften Deutschen in einer kritischen Phase, der einer liegengebliebenen Offensive.
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Durch die Wucht des Ansturms werden einige Verbände bis zu 300 Kilometer nach Westen zurückgeworfen.
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Manche Einheiten können sich nur mit Mühe einer Einkreisung entziehen.
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Am 12. Dezember 1941 notiert Panzergeneral Erich Hoepner: "Die Masse der Russen erdrückt uns. Ihre Kampfmoral ist gering." ...
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... "Aber unsere Leute sind übermüdet, schlafen im Stehen ein, sind so stumpf, dass sie sich nicht mehr hinwerfen, wenn geschossen wird."
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Hitler hat Angst, dass sich Napoleons Rückzug von 1812 wiederholt. Deswegen verbietet er kategorisch jede Rückzugsbewegung.
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Der Diktator zwingt seine Kommandeure zum fanatischen Durchhalten an Ort und Stelle.
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"Psychologisch gesehen und auch militärisch war das vermutlich immer noch die bessere Alternative", meint Hartmann.
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(Foto: picture-alliance / /HIP)
"Denn aufgrund der Weite des Raumes ist es fraglich, ob die deutschen Armeen geordnet hätten zurückgenommen werden können."
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"So gesehen war Hitlers irrsinnig brutaler Befehl noch die einzige mögliche Reaktion auf diese militärisch und politisch ohnehin verfahrene Lage", sagt Hartmann.
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Dass es nicht zum Kollaps der Ostfront kommt, liegt aber vor allem an den Fehlern des sowjetischen Oberkommandos.
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Diesem gelingt es nicht, die Kräfte auf wenige entscheidende Ziele zu konzentrieren.
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Dadurch zerfasern die Angriffe immer mehr.
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Der Beginn der Schlammperiode im Frühjahr 1942 erstickt alle Kämpfe im Keim und gibt der Wehrmacht eine Atempause.
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Mit der Schlacht um Moskau verliert die Wehrmacht ihren Nimbus der Unbesiegbarkeit.
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Experten schätzen, dass rund 600.000 Deutsche während der Kämpfe getötet, erfroren, verwundet oder in Gefangenschaft geraten.
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Die Verluste der Roten Armee werden mit etwa einer Million beziffert.
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Trotz des Ausgangs sucht Hitler weiterhin sein Heil im Angriff. Im Sommer setzt er seine Truppen im Südabschnitt der Ostfront in Marsch.
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Die Operation endet Anfang 1943 desaströs mit der Vernichtung der 6. Armee im Kessel von Stalingrad.
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"Die Schlacht von Moskau war die große Wende des Zweiten Weltkrieges", urteilt Hartmann.
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Hitler sei damit klar gewesen, dass die "Idee seines Weltblitzkrieges gescheitert war".
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Überhaupt falle die Schlacht in die Zeit eines "welthistorischen Umbruchs", der sich auf eine relativ kurze Zeitspanne konzentriere.
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Zwei Tage nach Beginn der sowjetischen Gegenoffensive überfallen die Japaner Pearl Harbor.
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(Foto: imago/UIG)
Kurz darauf erklärt Nazi-Deutschland den USA den Krieg. Damit verschiebt sich das Kräftegewicht endgültig zugunsten der Alliierten. (jpe)
Schlacht um Sowjet-Metropole Als Hitler vor den Toren Moskaus scheiterte
Ende 1941 holt die Wehrmacht zum Sturm auf Moskau aus. Doch der strenge Winter setzt den geschwächten deutschen Verbänden stark zu. Am 5. Dezember bringt die Gegenoffensive der Roten Armee Hitlers Eroberungspläne vor den Toren der Stadt zum Scheitern. Es ist ein Wendepunkt des Krieges.
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