Technik

Analoge Langzeitarchivierung Der Mikrofilm lebt

Mikrofilm? Was war das noch gleich. Der Mikrofilm hat seine Hochzeit hinter sich, doch wer meint, es mit einem Medium von gestern zu tun zu haben, der irrt. Aus vielen Geschäftsbereichen ist der Mikrofilm auch heute nicht wegzudenken, er wird sogar bei einigen Anwendungen als viel günstigere und haltbarere Alternative im Vergleich zu digitalen Medien angesehen. Der Kölner Stromversorger Rheinenergie setzt – neben anderen digitalen Archiven - immer noch auf Mikrofilm, seit das analoge Medium vor über 30 Jahren den deutschen Archivierungsmarkt erobert hat. Ob Personalakten, Planunterlagen oder Briefverkehr: alles ist auf den verschiedensten Mikrofilmformaten abgelegt.

Viele Unternehmen beeindruckt nach wie vor die Haltbarkeit und Qualität des Mikrofilms und archivieren unter Anderem Ihre technischen Zeichnungen auf maschinell lesbaren Mikrofilmlochkarten.

Viele sind skeptisch. Ist ein digitales Archiv nicht sicherer als eine analoge Ablage. "Das trifft erfahrungsgemäß nicht zu", meint Gregor Tellenbach vom Kölner Dienstleistungsunternehmen b u. s microfilmdienst. So sei bei einem digitalen Archiv eine ganze Horde an Technik-Equipment, Know-How und Sicherungstaktiken notwendig, um einen reibungslosen und ausfallsicheren Betrieb zu gewährleisten. "Und wie man ja heute weiß, sind digitale Standards flüchtiger als jede andere Technik überhaupt", gibt Tellenbach zu bedenken. Wolle man die Kosten eines Serverraums mit allen Schikanen wie Backup-Storage und hoch gezüchteten Administratoren mit einer Archivierung auf Mikrofilm vergleichen, erreiche man leicht ein Volumen von zig Millionen Belegen. Die Kosten für den Mikrofilm blieben dagegen einmalig: Ist er einmal eingelagert, benötigt er keinerlei Systemanpassung und die Information bleibt für über 100 Jahre lesbar.

Die b u. s microfilmdienst, deren Firmengründer Helmut W. Schmidt dieses Medium in Deutschland vor fast 40 Jahren mit Firmen wie z.B. Kodak für den deutschen Markt zugänglich gemacht hat, blickt darum gelassen in die Zukunft. „Wir erzeugen ebenfalls digitale Archive aus Mikrofilm sowie aus Papiervorlagen. Hier bieten wir den Kunden immer wieder für sie zugeschnittene Lösungen an – ein Grund, warum wir sehr genau wissen, wie gut es um den Mikrofilm in Deutschland und seine Zukunft steht. Die oft ungeplanten finanziellen Hürden, die ein digitales Archiv in einem Unternehmen erzeugen kann, sind oft gravierend, der Nutzen steht dazu nicht annähernd im Verhältnis", sagt Tellenbach.

Er geht davon aus, dass historische Dokumente, die sich seit 40 oder mehr Jahren auf Mikrofilm befinden, auch noch mindestens weitere 60 Jahre von diesem Medium rekonstruiert werden können. Digital ist die Archivierung ungleich aufwändiger. "Jeder, der heutzutage einen PC besitzt und seine digitalen Bilder archiviert, weiß um die Problematik eines Festplatten-Ausfalls. Eine zusätzliche Gefahr ist die Entwicklung der Dateistandards, wer kann heute noch Daten von vor 15 Jahren lesen?", so Tellenbach. "Ein „altes“ analoges Fotoalbum kann von Ihren Urenkeln noch problemlos angesehen werden, eine selbst gebrannte CD z.B. hält bei optimaler Lagerung 7-10 Jahre und nach jeweils spätestens 20 Jahren müssen die Daten zudem in aktuelle Formate konvertiert werden."

Quelle: ntv.de

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