

Il pleut!
Das nehmen einige ganz sportlich, ....
... andere wirken etwas entnervt ob der Temperaturen ...
... und der falschen Klamotten, ...
... die sie eingepackt haben.
Hier geht es zwar hauptsächlich um Filme, ...
... und die sieht man sich ja eh am besten im trockenen, dunklen Kino an, ...
... aber man muss als "Star" schon ein wahrlich sonniges Gemüt haben, ...
... um beim Schaulaufen auf dem roten Teppich ...
... die Conténance zu bewahren.
Aber es ist möglich, das Gesicht zu wahren!
Als Schauspieler ist man schließlich Schlimmeres gewohnt.
Cheryl Cole zeigt ja auch Haltung.
Und Schleppe.
Wie viele andere auch. Eva Longoria ...
... verlässt ohne Schleppe quasi gar nicht mehr das Haus.
Selbst wenn sie mit dem Haustier kuschelt, hat sie ein Kleid mit Schleppe an.
Auch Salma Hayek, ...
... Naomi Watts, ...
... Jane Fonda, ...
... Gemma Arterton, ...
...Jessica Chastain, ...
... Jennifer Connelly, ...
... Fan Bingbing, ...
... Jada Pinkett Smith, ...
... Charlotte von nebenan/ Monaco, ...
... und Paz Vega schleppen sich über den Teppich.
Doch wir zeigen jetzt mal, was es bisher schon Cinéastisches gab in Cannes, wo die unvermeidliche Diane Kruger in der Jury sitzt. Wieso eigentlich?
Vielleicht finden wir ja eine Antwort mit den nächsten Bildern.
Beginnen wir mit Fatih Akin, der an der türkischen Schwarzmeerküste in Çamburnu, einem kleinen Dorf am Hang, umgeben von satt-grünen Teeplantagen, Urlaub machen wollte. Dort war einst die Heimat seiner Großeltern, und der in Hamburg lebende Filmemacher wollte die Wurzeln seiner Familie erkunden. Doch es blieb nicht bei der Reise in die eigene Vergangenheit.
Als Fatih Akin erfuhr, dass in diesem kleinen Ort eine riesige Mülldeponie gebaut werden sollte, schloss er sich dem Widerstand der Dorfbewohner an - und drehte über den Kampf der Menschen einen Film: "Müll im Garten Eden", der bereits in Cannes gezeigt wurde.
Selbst Laien ahnen, dass das mit der Mülldeponie nicht gut gehen kann. Eine große Grube, die scheinbar nur mit etwas löchriger Folie ausgelegt ist: Das sieht nicht aus wie eine angemessene Grundlage für Tausende Tonnen Müll. Tatsächlich sifft schon ein paar Wochen nach Eröffnung der Deponie stinkende Brühe den Hang herunter, Abwasserrohre sind geborsten, ein stechender Gestank liegt über der Gegend und die Müllmengen ziehen unzählige Krähen und streunende Hunde an.
So unfassbar solche Bilder sind, greift Akin ("Auf der anderen Seite", "Gegen die Wand") doch zu kurz. Er bleibt Beobachter aus der Ferne, ohne einzuordnen. Ist das Grundwasser tatsächlich verseucht? Drohen den Menschen gesundheitliche Gefahren? Gegen welche Richtlinien verstoßen die Betreiber genau?
Anders als es wahrscheinlich Dokumentarfilmer Michael Moore getan hätte, unterstützt Akin den Protest nicht mit Messungen, Zahlen, harten Fakten, sondern verlässt sich ganz auf seine Bilder.
Schade auch, dass er den Zuschauern kaum die Menschen des Dorfes näher bringt. Wie gerne würde man mehr über sie erfahren, über ihre Sorgen, ihr Leben mit der Müllhalde. Lediglich die Politiker und anderen Verantwortlichen benötigen keine Erklärungen, demaskieren sie sich doch selbst. Sie schieben die Dorfbewohner wie kleine Kinder zur Seite oder entschuldigen das Überfließen der Müllhalde mit dem vielen Regen, der für die Bewohner der Gegend allerdings nicht neu ist.
Das alles bleibt in dem über fünf Jahre gedrehten Werk offen. Aber Ende des Jahres - da soll die "Müll"-Doku in die Kinos kommen, kann man sich selbst ein Bild von Akins Film machen.
Akins bedrückende Realitätsbeobachtungen sind aber nicht die einzigen im Wettbewerb - allen voran geht der Österreicher Ulrich Seidl mit seinem ...
... "Paradies: Liebe" über Sextourismus in Kenia.
Im Mittelpunkt steht Teresa. Sie ist um die 50 und alleinerziehende Mutter einer pubertierenden Tochter. Ein Urlaub in Kenia soll Abwechslung bringen, Zuneigung, Liebe.
Schließlich findet dort jede Frau ihren Liebhaber, wie Teresas Freundin aus eigener Erfahrung berichtet.
Getragen wird Seidls Film vor allem durch Margarethe Tiesel, die die Teresa mit umwerfender Authentizität spielt.
Sie kichert und lacht, als die Männer sie ansprechen, unternimmt vorsichtig erste Annäherungsversuche und wird mit der Zeit immer fordernder.
Teresas Wünsche und Sehnsüchte, aber auch ihre Enttäuschungen wirken durch Tiesels Spiel so realistisch, dass "Paradies: Liebe" teilweise wie eine Dokumentation erscheint.
Seidl prangert aber nicht nur die Ausbeutung der Männer an. Er zeigt auch, wie die jungen Liebhaber die weißen Frauen finanziell ausnutzen. So entsteht ein bitter-böse beobachteter Film, der jedoch auch äußerst humorvoll erzählt ist.
Und Cannes wäre nicht Cannes, wenn es sich nicht auch weiter amüsieren und feiern würde.
Und so schauten auch Chris Rock, Jada Pinkett Smith, Martin Short, Ben Stiller, David Schwimmer und Jessica Chastain vorbei, um "Madagascar 3" vorzustellen.
Ben Stiller, der in dem Film den Löwen spricht, zögerte erst, versuchte auf der Pressekonferenz dann aber doch, wie ein Löwe zu brüllen:
"Roar", kam es aus ihm heraus - nicht wirklich laut, so dass Stiller eher wie ein kleines Kätzchen klang.
Sehr zur Freude seiner Co-Stars wie Chris Rock, Jada Pinkett Smith und David Schwimmer, ...
... die wie er den Tieren im Film ihre Stimmen leihen und sich bei der Vorstellung des Werks bestens amüsierten.
"Ich hab's gemacht, weil es Spaß macht und Geld bringt", fasste Rock zusammen.
Tatsächlich ist "Madagaskar 3" ganz unterhaltsam und kurzweilig: Die Helden wie der Löwe, die Giraffe und das Zebra wollen endlich wieder in ihre Heimat New York zurück, wo sie einst im Zoo waren.
Doch dabei geht so ziemlich alles schief: Sie zerstören in Monaco das Kasino, werden von einer fiesen Tierjägerin verfolgt ...
... und bei dem Zirkus, dem sie sich anschließen, klappt auch kaum etwas.
Die Kinder von Will Smith, Jaden (13) und Willow (11), waren übrigens noch nie im Zirkus.
Das erzählte deren Mutter Jada Pinkett Smith, als sie ...
... mit ihren Kollegen den Film vorstellte.
Pinkett spricht das Nilpferd. "Wo ich aufgewachsen bin, waren die Zirkusse nicht wirklich fantastisch."
Ihre Kinder wollten ihren neuen Film aber sehr gerne sehen.
"Sie bekommen also wohl ihre erste Zirkuserfahrung durch 'Madagaskar'!" Der Film soll im Oktober 2012 in den deutschen Kinos starten.
Viel ernsteren Themen widmete sich dagegen der Wettbewerb. Der Italiener Matteo Garrone, ...
... der 2008 mit seinem Mafiafilm "Gomorrha" in Cannes den Großen Preis der Jury gewann, ...
... zeigte in "Reality" eine Satire auf den Wahn um Reality-TV-Formate wie "Big Brother".
Das neue Werk von Jacques Audiard überzeugte das fachkundige Publikum wohl mehr: ...
... Nach dem Gefängnisdrama "Ein Prophet" erzählt der Franzose wieder von gesellschaftlichen Außenseitern: ...
In "Rust and Bone" verliert Stephanie (Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard) bei einem Unfall beide Unterschenkel ...
... und findet erst mit Hilfe von Ali zurück ins Leben.
Audiard konzentriert sich dabei auf die Liebesgeschichte der eigentlich sehr ungleichen Charaktere.
Vor allem aber Matthias Schoenaerts blieb in Erinnerung, verkörperte er Ali doch gekonnt als etwas raubeinigen, verlorenen Mann, ...
... der zugleich sehr sensibel und verletzlich ist.
Der Belgier gilt damit als erster aussichtsreicher Kandidat für einen Preis als bester männlicher Darsteller.
US-Star Sean Penn kämpft in Cannes diesmal nicht um eine Filmtrophäe, ...
... sondern um finanzielle Hilfe für das 2010 von einem Erdbeben schwer erschütterte Haiti.
"Wir brauchen Geld, viel Geld", so der Schauspieler und Filmregisseur.
Auf einem glamourösen Galaabend mit Prominenten wollte Penn Spenden sammeln.
Wer eingeladen ist, wollte der Hollywood-Schauspieler zuerst nicht verraten: "Ich denke, einige große Namen werden schon da sein."
Wie man sieht, sollte er recht behalten.
Das Geld der Benefizveranstaltung soll an die von Penn gegründete Haiti-Hilfsorganisation "J/P Haitian Relief Organization" gehen, die er nach dem verheerenden Erdbeben gegründet hatte.
Zudem wird für die humanitären Einrichtungen "Artists for Peace and Justice" des kanadischen Filmemachers Paul Haggis ...
... und "Happy Hearts Fund" des Mannequins Petra Nemcova gesammelt.
Penn und Nemcova verbindet nicht nur ihr Engagement für Haiti. Die beiden waren 2008 für kurze Zeit ein Paar.
Das Drama "Lawless" aus der Zeit des Alkoholverbots in den USA hat die 65. Internationalen Filmfestspiele Cannes mit seiner Brutalität und Intensität überrascht.
In dem Werk von John Hillcoat (l), der zuletzt mit dem Post-Apokalypsenfilm "The Road" auf sich aufmerksam gemacht hatte, ....
...spielen Stars wie Gary Oldman, Shia LaBeouf, Tom Hardy und Jessica Chastain mit.
Inspiriert von einer wahren Begebenheit, erzählt Hillcoat von drei Brüdern, die während der Prohibition in den USA Anfang des vergangenen Jahrhunderts verbotenerweise Alkohol brennen.
Dabei geraten sie an einen neuen Polizeiagenten und die Auseinandersetzungen eskalieren immer mehr.
"Wir haben auch jetzt wieder eine Zeit der Instabilität und Unsicherheit, es gibt eine Menge Parallelen zu der damaligen Zeit", findet Regisseur Hillcoat.
So gebe es heute wieder eine Finanzkrise, den Kampf gegen Drogen, verunsicherte Menschen.
Mit "Lawless" bleibt der Australier aber in der Epoche der Vergangenheit. Er mischt Gangster- und Westernelemente, findet in den Bergen irgendwo im Nirgendwo Virginias das passende Setting und gibt seinen Charakteren Raum für Entwicklung.
Shia LaBeouf wächst als jüngster Bruder über sich hinaus, ...
... während sich Tom Hardy als der eigentliche Kopf der Gruppe neuen Herausforderungen stellen muss.
Doch auch die beiden Frauen, Mia Wasikowska (r) ...
... und Jessica Chastain, überzeugen in den Nebenrollen, ...
... verleihen auch sie ihren Figuren eine gewisse Doppelbödigkeit.
Ganz anders der zweite Wettbewerbsbeitrag des Tages: "Beyond the Hills" von Cristian Mungiu, der 2007 mit seinem Abtreibungsdrama "Vier Monate, drei Wochen und zwei Tage" die Goldene Palme gewann.
Auch in "Beyond the Hill" stehen wieder zwei junge Frauen im Mittelpunkt; ...
... eine Schicksalsgemeinschaft, sind sie doch zusammen im Waisenhaus aufgewachsen.
Nun lebt eine von ihnen im Kloster ...
... die andere, Alina, will sie von dort wegholen.
Mungiu zieht die Zuschauer über zweieinhalb Stunden in diese orthodoxe Welt, wo der Glaube an Gott über allem steht.
Doch als Alina gegen die strikten Regeln rebelliert, will die religiöse Gemeinschaft ihr den Teufel austreiben - und verstößt dabei selbst gegen die elementaren Prinzipien christlicher Nächstenliebe.