

Die Gebrüder Coen - man kennt sie eigentlich nur unter diesem Namen.
Seit Jahrzehnten teilen sich die beiden Brüder die Arbeit auf - …
… als Regisseure, Drehbuchautoren und Filmproduzenten (hier mit Javier Bardem, l.).
In schönster Regelmäßigkeit liefern sie neue Filme ab, zur Freude ihrer Fans.
Die Gebrüder, das sind: Joel, der am 29. November 1954 in Minneapolis geboren wurde und …
… Ethan, geboren am 21. September 1957 in derselben Stadt.
Schon früh begannen beide, mit einer eigenen Super-8-Kamera kleine Filme zu drehen.
Nur das Studium der Filmwissenschaft in New York (Joel) und Philosophie in Princeton (Ethan) trennte die beiden.
Bevor sie begannen, gemeinsam Filme zu drehen, arbeiteten sie als Produktionsassistent (Joel) und …
… Autor (Ethan).
Bereits mit ihren ersten Filmen ab Mitte der 80er-Jahre avancierten sie zu Geheimtipps.
Ihr viertes Werk "Barton Fink" räumte dann in Cannes mehrere Preise ab.
Es dauerte aber noch ein paar Jahre, bevor sie mit "Fargo" ihren großen Durchbruch erlebten und …
… schließlich mit "The Big Lebowski" zu Kultfilmern wurden.
Seitdem werden neue Coen-Werke mit viel Vorfreude erwartet - und mit Vorschusslorbeeren bedacht.
Immerhin stehen die bekanntesten Schauspieler (hier George Clooney) für sie vor der Kamera - und machen sich dabei nicht selten zum Affen.
Darunter ist übrigens auch Joels Frau Frances McDormand, die beim Coen-Debütfilm "Blood Simple" ihre erste Hauptrolle übernahm.
Der Thriller ist eine Hommage an den Film Noir der 1940er-Jahre.
Es geht um einen Detektiv, der im Auftrag eines Mannes dessen betrügerische Ehefrau (McDormand) und ihren Geliebten um die Ecke bringen soll.
Die Kritiker waren begeistert, für die Coens begann eine steile Karriere.
Die Hautrolle im zweiten Film, "Raising Arizona", spielen Nicolas Cage und Holly Hunter, …
… die gemeinsam ein Baby stehlen und dadurch in eine Folge skurriler Ereignisse geraten.
Denn auch andere haben es auf den Knirps angesehen, darunter Gauner Gale Snoats, gespielt von John Goodman, der seitdem regelmäßig für die Coens vor der Kamera steht.
Nach der Komödie wenden sich die Brüder wieder einem Gangsterfilm zu: "Miller's Crossing" mit Gabriel Byrne, …
… für den sie aber auch mit späteren Stammdarstellern wie Steve Buscemi, Jon Polito und John Turturro (Bild) zusammenarbeiteten.
Turturro übernimmt dann auch die Hauptrolle im folgenden Coen-Film, "Barton Fink", einer rabenschwarzen, überdrehten Komödie, die den Coens die Goldene Palme von Cannes sowie den Regiepreis einbringt.
Der Protagonist ist ein Autor, der auf das große Glück in Hollywood hofft. Allerdings bekommt er es mit einem angeblichen Versicherungsvertreter (John Goodman, r.), …
… herrischen Studiobossen, alkoholkranken Kollegen und - wie könnte es bei einem Coen-Film anders sein - mit einem Mordfall zu tun.
Nimmt "Barton Fink" die angebliche Traumfabrik Hollywood aufs Korn, waren es in "Hudsucker - Der große Sprung" die Mechanismen des Kapitalismus.
Tim Robbins, Jennifer Jason Leigh und Paul Newman sind die Stars den Films, der ansonsten nicht so überzeugen kann wie die bisherigen Werke der Coens.
Dafür folgt 1996 mit "Fargo" jener Film, mit dem die Brüder ihren ganz großen Durchbruch erleben.
Von den sieben Nominierungen erhält Frances McDormand den Oscar als beste Hauptdarstellerin, …
… die Coens den für das Originaldrehbuch. Außerdem gibt es erneut einen Preis in Cannes.
Die blutige Thriller-Farce beginnt im verschneiten Minneapolis, der Heimat der Brüder. Dort lässt ein verschuldeter Autohaus-Mitarbeiter (William H. Macy) …
… seine Frau von zwei psychotischen Gangstern (Steve Buscemi, Peter Stormare) entführen, um von seinem Schwiegervater Lösegeld zu bekommen.
Aber es wäre natürlich kein Film der Coens, wenn dabei nicht alles schiefginge und schließlich ein paar Leute blutüberströmt im Schnee lägen.
Immerhin behält die hochschwangere Polizistin Marge (McDormand) den Überblick und löst den Fall. Doch zuvor kommt noch ein Häcksler zum Einsatz.
"Fargo", den es mittlerweile auch als Fernsehserie gibt, ist der erste große finanzielle Erfolg der Coens und macht sie weltweit bekannt.
Doch statt sich nun ein Großprojekt zu angeln, legen sie lieber noch einen weiteren Kultfilm obendrauf: "The Big Lebowski" gehört zu jenen Filmen, …
… bei dem man bereits ganze Szenen mitsprechen kann. Und die Ballade vom chronisch so erfolglosen wie bekifften Dude (Jeff Bridges) gehört zu den besten Filmen der 90er-Jahre.
Eine Namensverwechslung zieht den Dude, der White Russians und Bowling mag, in eine irre Entführungsgeschichte hinein, in der Bunny, ein paar deutsche Nazis …
… und natürlich die Bowling-Buddies Walter und Donny (John Goodman, Steve Buscemi) eine Rolle spielen.
Skurril, abgedreht, bunt und musikalisch ist dieser Geniestreich, der von seinem Humor, aber vor allem seinen Figuren (und deren Darstellern wie Julianne Moore, Philip Seymour Hoffman und Sam Elliott, rechts) lebt.
Da aller guten Dinge drei sind, legten die Coen-Brüder allerdings gleich noch einen funkelnden Diamanten vor: "O Brother, Where Art Thou?" …
… ist ein so nostalgischer wie satirischer Blick auf das Leben im Mississippi-Delta der 1930er-Jahre, "der seine Wurzeln in der Bibel, der antiken Poetik und der amerikanischen Kulturgeschichte offenbart", wie das Lexikon des Internationalen Films schreibt.
Die Hauptrolle spielt George Clooney, ein moderner Odysseus mit schönen Haaren, dem sich auf dem Weg zu seiner Ex-Frau Penny Gefängniswärter, Sirenen und der Ku-Klux-Klan in den Weg stellen.
Die heimliche Hauptrolle spielt allerdings die Musik, ein wundervoller Streifzug durch Blues und Gospel, Country und Hillbilly.
Nach diesen drei Klassikern lassen es die Coens etwas ruhiger angehen. Ihr nächster Film, "The Man Who Wasn't There", ist ein kleiner Schwarz-Weiß-Film - und erneut eine Hommage an den Film Noir.
Es geht um einen Friseur (Billy Bob Thornton), der mit einer Erpressung versucht, seinem tristen Alltag zu entkommen.
Der Film ist ein typischer Coen, mit verwickelter Handlung, blutigen Zufällen und skurrilen Figuren, dargestellt etwa von James Gandolfini (Bild), …
… Frances McDormand und Scarlett Johansson (Bild).
Nach dem kleinen Streifen folgt wieder eine Komödie mit Staraufgebot, die auch an den Kinokassen überzeugt: …
… "Ein (un)möglicher Härtefall" ist eine klassische Screwball-Komödie …
… mit George Clooney und Catherine Zeta-Jones in den Hauptrollen, …
… die sich um Scheidungskriege, Eheverträge und Anwälte dreht.
Nur ein Jahr später adaptieren die Coens einen Filmklassiker: "Ladykillers" wurde bereits 1955 verfilmt. Diesmal spielt Tom Hanks die Hauptrolle.
Doch der Film ist der wohl schwächste der Brüder. Der Funke will einfach nicht überspringen - was sich auch an den Kinokassen bemerkbar macht.
Dafür folgt - nach einem Beitrag für den Episodenfilm "Paris, je t'aime" mit Steve Buscemi - ...
… ein moderner Klassiker: "No Country for Old Men" ist die Verfilmung eines Romans von Cormac McCarthy.
Den Coens bringt er den Oscar für den besten Film, die beste Regie und das beste adaptierte Drehbuch. Auch Nebendarsteller Javier Bardem wird ausgezeichnet.
Bardem spielt einen eiskalten Killer, der auf der Jagd nach einem Geldkoffer eine Blutspur durch Texas zieht - mit einem Bolzenschussgerät.
Der Koffer kam durch Zufall in den Besitz von Llewelyn Moss (Josh Brolin), dem nun nicht nur der Killer, …
… sondern auch etliche Gangster und Sheriff Ed Tom Bell (Tommy Lee Jones) auf den Fersen sind.
Mit ihrer typischen Handschrift verfilmen die Coen-Brüder den Roman: blutig, pessimistisch, diesmal allerdings knochentrocken, ohne ironischen Humor.
Da verwundert es nicht, dass ihr folgender Film vor schwarzem Witz und absurden Ereignissen nur so strotzt. "Burn After Reading" prunkt nicht nur …
… mit einem Staraufgebot: Georges Clooney, Frances McDormand, John Malkovich (Bild), …
… Tilda Swinton und Brad Pitt (diese Haare! DIESE HAARE!).
Er erzählt auch noch auf köstliche Weise eine verdrehte Geschichte um angebliches Geheimdienstmaterial, in der die Protagonisten von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpern oder halt das Zeitliche segnen.
Nur ein Jahr später allerdings zeigen Joel und Ethan Coen, dass sie auch ganz anders können: …
… "A Serious Man" ist ein autobiografisch geprägtes Drama um die jüdische Mittelschicht in den 1960er-Jahren.
Hier geht es weder um überdrehten Humor noch um blutige Schießereien. Vielmehr gelingt den Autoren, Produzenten und Regisseuren ein atmosphärisches Gesellschaftsporträt, …
… das positive Kritiken erntet, allerdings wegen seines speziellen düsteren Humors nicht den Nerv der Zuschauer trifft.
Doch es ist eine ungemein produktive Zeit für die filmenden Brüder und so gibt es bereits im Jahr darauf einen neuen Coen in den Kinos: "True Grit" …
… ist das Remake eines Westerns mit John Wayne. Die Rolle von Marshall Rooster Cogburn übernimmt diesmal Jeff Bridges.
Der Western, der die Berlinale 2011 eröffnet, erzählt in wundervollen Bildern die Geschichte der jungen Mattie (Hailee Steinfeld), …
… die sich auf die Jagd nach dem Dieb Tom Chaney (Josh Brolin) macht, der ihrem Vater Geld und ein Pferde gestohlen hat.
Mit einem überzeugendem Cast, zu dem auch noch Matt Damon gehört, und einer ungewöhnlichen Rachegeschichte wird der Film zum bisher erfolgreichsten der Coens.
Bei der Oscarverleihung geht er jedoch trotz zehn Nominierungen (auch für Regie und Drehbuch) leer aus.
Doch die Coens haben offenbar Geschmack gefunden an historischen Filmen: Ihr nächstes Werk "Inside Llewyn Davis" spielt wieder in den 1960er-Jahren und …
… handelt von einem mehr oder weniger erfolglosen Songwriter (Oscar Isaac), der in den New Yorker Clubs auf den großen Durchbruch hofft.
Auch wenn der Film mit seinem subtilen Humor etwas spröde wirkt, ist er ein ungemein faszinierendes Porträt einer Epoche und einer Szene, in der etwa Bob Dylan seinen Durchbruch erlebte.
So spielt neben dem glänzend aufgelegten Hauptdarsteller und dem Ensemble aus Carey Mulligan, Justin Timberlake, John Goodman (Bild) und Adam Driver …
… auch der Soundtrack eine große Rolle, wie so oft in Coen-Filmen.
Der Film bekommt den Großen Preis der Jury in Cannes, wird bei der Oscarverleihung aber sträflich übergangen.
Aber die Coens beweisen: Auch nach 30 Jahren im Filmgeschäft scheren sie sich wenig um Trends.
Sie gehen ihren eigenen Weg und sind damit - neben Quentin Tarantino und Woody Allen - zu den wichtigsten US-amerikanischen Autorenfilmern geworden.
Das macht ihre Drehbücher auch für andere Regisseure begehrt: Sam Raimi, Michael Hoffman, Steven Spielberg und Angelina Jolie mit ihrem Kriegsdrama "Unbroken" (Bild) haben bereits auf die Autorenhilfe von Joel und Ethan Coen zurückgegriffen.
Die Brüder sind aber auch als Regisseure nicht untätig: Ihr neuer Film "Hail, Ceasar!" soll im kommenden Jahr starten.
Die Hauptrollen in der Komödie spielen George Clooney, Josh Brolin, Channing Tatum, Tilda Swinton, Ralph Fiennes, Jonah Hill, Frances McDormand und Scarlett Johansson.
Kann da noch etwas schiefgehen?