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Mehr als 70 Jahre ist es her, dass die Alliierten Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg großflächige Luftangriffe gegen Deutschland flogen.
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In den letzten Kriegsmonaten gingen täglich rund 3000 Tonnen Bomben auf Deutschland nieder.
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Nicht jede Bombe explodierte. Etwa 10 bis 20 Prozent der Fliegerbomben, und das bedeutet konkret bis zu 250.000 Stück, waren Blindgänger.
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Mit diesen tickenden Zeitbomben ist das Erdreich auch heute noch in erheblichem Maße belastet.
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Am stärksten betroffen ist Brandenburg. Rund 4000 Quadratkilometer des Bundeslandes – das entspricht der Fläche des Saarlandes mit Hamburg und Berlin dazu – gelten als kampfmittelbelastet.
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In Bayern wurden allein im Jahr 2016 über 60 Tonnen Weltkriegsmunition gefunden, darunter 192 Spreng- und Splitterbomben.
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In Hamburg liegen nach Schätzungen von Experten noch rund 3000 Weltkriegsbomben im Boden unter der Stadt, …
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… und in Niedersachsen sind seit 1960 bereits mehr als 10.000 Kriegsbomben entschärft worden.
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Insgesamt sind es in Deutschland jedes Jahr rund 5000.
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Wie viele Blindgänger genau es noch zu bergen gilt, vermag niemand zu sagen. Experten sprechen von etwa 100.000 landesweit.
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Darüber, wo sie versteckt sind, liefern Luftaufnahmen von den Alliierten erste Anhaltspunkte.
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Zudem ist es möglich, mit Eisendetektoren und Magnetfeldmessungen gezielt nach Blindgängern zu suchen.
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Oft kommen die unberechenbaren Bomben bei Bauarbeiten ans Tageslicht (hier: Museumsinsel Berlin).
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Sie finden sich in Innenstädten (Berlin, Friedrichstraße) und ...
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... Wohngebieten, ...
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... in Flüssen und an der Küste (Kieler Hafen), ...
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... an Autobahnen (A3 bei Aschaffenburg, Bauarbeiten lösten die Explosion aus) ...
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... im Zoo ...
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... und auf dem freien Feld (1850-Kilogramm-Bombe bei Holzappel, Rheinland-Pfalz).
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Um die Sprengkörper mit dem hohen Zerstörungspotenzial zu entschärfen, kommen Kampfmittelräumdienste zum Einsatz.
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Sie sind zuständig für die Entfernung von Bomben, Granaten, Munition und Waffen, die vor 1945 produziert wurden, sowie für die Munition der Armeen des ehemaligen Warschauer Pakts.
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Wie genau mit den explosiven Altlasten zu verfahren ist, das regeln die einzelnen Bundesländer unterschiedlich in ihren jeweiligen Verordnungen zur Kampfmittelbeseitigung.
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Die anrückenden Feuerwerker und Sprengmeister sind in jedem Fall entsprechend ausgebildet.
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Ihnen wird Detailwissen über mindestens 200 verschiedene Alliierten-Bomben mit ...
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... 120 unterschiedlichen Zündern vermittelt.
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Wird ein Blindgänger gefunden, müssen die Experten zunächst seine Herkunft und den Typ von Bombe und Zünder klären.
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Daraus ziehen sie Schlüsse auf eine womöglich drohende Selbstauslösung oder auch auf die Gefährdung durch äußere Einflüsse wie Erschütterungen, Lageänderungen, Temperaturschwankungen etc.
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Ist der Zünder eindeutig zu identifizieren und in gutem Zustand, kann die Bombe unter Umständen entschärft werden. Dafür wird der Zünder entfernt.
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Besonders schwierig und aufwändig ist das allerdings bei so genannten Langzeitzündern (rechts), die dafür sorgen, dass die Bombe erst mit zeitlicher Verzögerung detoniert. Beim Ausschrauben – so der Mechanismus – lösen sie sofort aus.
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Um solche Zünder zu entschärfen, kommen nach Möglichkeit ferngesteuerte Geräte zum Einsatz. Doch ganz ohne Menschen geht es nicht. Manuelle Arbeiten an der Bombe sind in jedem Fall nötig. Die Risiken sind erheblich und nicht immer kalkulierbar.
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2010 kamen in Göttingen drei Sprengstoffexperten ums Leben, als eine US-amerikanische Zehn-Zentner-Bombe mit Langzeitzünder eine Stunde vor der geplanten Entschärfung detonierte.
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Gemessen an der Vielzahl der Entschärfungen sind solch tragische Vorfälle glücklicherweise selten.
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Da eine mögliche Explosion der Bombe immer berücksichtigt werden muss, geht jede Entschärfung mit Sperrungen ...
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... und Evakuierungen einher.
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Der Sicherheitsradius bemisst sich dabei an der Sprengkraft des Blindgängers.
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In manchen Fällen entscheiden sich die Experten für eine Vernichtung der Bombe vor Ort, für die kontrollierte Sprengung also. Bei Blindgängern mit Langzeitzündern kann das unter Umständen die bessere Lösung sein. Ebenso in unbesiedelten Gebieten, wie etwa hier im Altwarmbüchener Moor bei Hannover, ...
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... in Küstengewässern (Ostsee vor Sassnitz) und ...
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... Flüssen (Havel in Potsdam).
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Die nicht detonierten Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg sind in jeder Hinsicht ein schweres Erbe. Nicht allein, dass sie – je nach Typ – mehrere Tonnen wiegen können. Die Gefahr, die von ihnen ausgeht, nimmt mit den Jahren nicht etwa ab, sondern oft noch zu.
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Denn Zünder und Sprengmasse bleiben funktionstüchtig und werden durch die Alterung zum Teil immer empfindlicher. (Hier der Krater eines Blindgängers, der ohne Einwirkung von außen auf einer Pferdekoppel explodierte. Der Langzeitzünder war stark verrostet.)
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Je länger die Weltkriegsbomben im Erdreich lagern, umso riskanter wird ihre Entschärfung. (Diese beiden Bomben lagen in Langenhagen unter einem Supermarkt und einer Grundschule.)
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Die Aufräumarbeiten, die nach Kriegsende begonnen haben, werden noch Generationen von Kampfmittelbeseitigern in Schach halten.
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Noch bis zu 150 Jahre wird es Experten zufolge dauern, bis auch im stark belasteten Brandenburg die komplette Kriegsmunition aus dem Boden entfernt ist bzw. unschädlich gemacht wurde.
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Eines ist damit klar: Wir leben auf einem Pulverfass. Noch lange. (asc)
Explosives Weltkriegserbe Blindgänger immer gefährlicher
Die Aufräumarbeiten, die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg begannen, sind noch immer nicht abgeschlossen. Bombardierte Gebiete, insbesondere Großstädte und Ballungsräume, sind auch heute noch mit Blindgängern belastet, die es zu bergen gilt. Doch das dauert seine Zeit - und die Bomben büßen mit den Jahren nichts an Gefahr ein. Ganz im Gegenteil.
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