Massenpanik bei Hindu-Fest 115 Gläubige totgetrampelt
14.10.2013, 06:55 Uhr
Die Rettung der Opfer soll behindert worden sein.
(Foto: AP)
Tausende Gläubige in Indien versammeln sich zum Abschluss eines religiösen Fests auf einer Brücke. Plötzlich bricht eine Massenpanik aus, mehr als 100 Menschen verlieren ihr Leben. Die Suche nach Verantwortlichen beginnt, beschuldigt wird auch die Polizei.
Nach der neuen Massenpanik mit mindestens 115 Todesopfern vor einem Hindu-Tempel herrscht in Indien unbändige Wut auf die Behörden. Verstärkt wurde die Empörung durch Zeugenaussagen, wonach ein gewaltsamer Polizeieinsatz die Panik auf einer völlig überlasteten Brücke anheizte.
Bei der Massenpanik vor einem Hindu-Tempel in Indien waren Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Die meisten der Opfer seien Frauen und Kinder, die von anderen überrannt oder zerquetscht wurden, wie ein Polizeisprecher sagte. Demnach gab es mindestens 115 Tote und 133 Verletzte.
Das Unglück ereignete sich während des Navaratri-Festes auf einer Brücke vor dem Tempel im Bezirk Datia im zentralen Bundesstaat Madhya Pradesh. Die Gläubigen gerieten demnach in Panik, als sich Gerüchte verbreiteten, das Bauwerk drohe einzustürzen, weil es von einem Traktor gerammt worden sei.
Während des Unglücks drängten sich etwa 20.000 Menschen auf der sieben Meter breiten Straße über den Fluss Sindh. Einige Menschen sollen in Angst von der Brücke gesprungen sein. Laut Polizei bestand jedoch zu keinem Zeitpunkt Einsturzgefahr der erst neulich errichteten Brücke.
Hunderttausende kamen zum Fest Durga Puja
Zeugen berichteten von verzweifelten Rettungsversuchen. "Menschen sprangen in den Fluss, konnten aber nicht gegen die Strömung anschwimmen. Ich sah, wie Kinder ins Wasser geworfen wurden, nur um fortgespült zu werden", sagte der Überlebende Manoj Sharma der Zeitung "Times of India". Der Obstverkäufer Man Singh: "Einige machten aus den Kleidern der Leichen Stricke, um sich von der Brücke abzuseilen. Aber auch sie sind ertrunken, weil die Strömung stark war."
Derzeit wird in Teilen Indiens das hinduistische Fest Durga Puja gefeiert, währenddessen zahlreiche Gläubige zum Beten in Tempel gehen. Vor allem am letzten Tag des neuntägigen Festivals ist das Gedränge dort oft groß.
So wurde auch in dem Tempel von Datia der Abschluss des Festes zu Ehren der Hindu-Göttin Durga begangen. Die achtarmige Durga symbolisiert im Hinduismus den Sieg des Guten über das Böse und wird als eine Frau dargestellt, die Waffen in ihren acht Händen trägt.
In der Umgebung um den Tempel hatten sich während der Massenpanik bereits bis zu 400.000 Menschen versammelt. Datia liegt rund 350 Kilometer nördlich von Bhopal, der Hauptstadt von Madhya Pradesh.
Setzte die Polizei Stöcke ein?
Der indische Fernsehsender NDTV und die Nachrichtenagentur IANS berichteten, die Polizei habe versucht, die Massen mit Stöcken auseinanderzutreiben. So sagte ein Augenzeuge zu IANS, die Einsatzkräfte hätten mit Bambusstöcken auf die Menschen eingeschlagen. Das habe die Panik noch verschlimmert.
Die Polizei wies die Anschuldigungen zurück. Sechs Beamte seien außerdem verletzt worden, als entzürnte Angehörige sie mit Steinen angriffen. Auch die "Times of India" berichtete in ihrer Online-Ausgabe, aus Frust über den Rettungseinsatz nach dem Unglück hätten einige Menschen die Polizei mit Steinen beworfen. Die Behandlung und der Abtransport der Verletzten sei durch die riesigen Menschenmengen vor Ort behindert worden.
Massive Kritik an den Behörden kam aber auch aus der Politik. "Wenn es eine angemessene Präsenz von Polizei, Verwaltung und medizinischem Personal vor dem Tempel gegeben hätte, hätten Menschenleben gerettet werden können", sagte der Chef der Kongress-Partei in Madhya Pradesh, Kantilal Bhuria. Er forderte den zuständigen Minister Shivraj Singh Chouhan von der Partei Bharatiya Janata zum Rücktritt auf. Der kündigte eine Untersuchung an, die binnen 15 Tagen die Verantwortlichen ausmachen solle.
Im dicht besiedelten Indien kommt es immer wieder zu fatalen Massenpaniken während Festivals und an Pilgerorten. Am Rande des größten Hindu-Pilgerfestes Maha Kumbh Mela kamen im Februar in Allahabad 36 Menschen ums Leben. Im Jahr 2008 starben mehr als 220 Menschen vor dem Chamunda-Tempel bei Jodhpur.
Quelle: ntv.de, hah/AFP/dpa