Panorama

"Bruno"Anzeigen und Drohungen

27.06.2006, 11:37 Uhr

Nach dem Abschuss des Braunbären "Bruno" hagelt es Proteste und Drohungen gegen Jäger und Vertreter des bayerischen Umweltministeriums.

Nach dem Abschuss des Braunbären "Bruno" hagelt es Proteste und Drohungen gegen Jäger und Vertreter des bayerischen Umweltministeriums. Bei der Staatsanwaltschaft München II gingen bis Dienstag allein per Fax elf Strafanzeigen ein, unter anderem gegen Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf und die drei Schützen, die den Bären am frühen Montagmorgen im Spitzingsee-Gebiet in den bayerischen Alpen erlegt hatten.

Die Staatsanwaltschaft München erklärte, natürlich werde der Vorgang überprüft, einschließlich der Frage, ob die Abschusserlaubnis für das extrem seltene Raubtier bereits in Kraft war. "Aus den Anzeigen ergeben sich bisher keine Anhaltspunkte für eine Straftat", sagte Oberstaatsanwalt Eduard Mayer zugleich.

Morddrohungen gegen Jäger

Beim bayerischen Jagdverband stapelten sich Protestbriefe bis hin zu Morddrohungen. Ein Sprecher sagte, der Stapel aus Protestschreiben und Drohungen sei mittlerweile mehr als 20 Zentimeter hoch. In nur rund zehn Prozent der Fälle erklärten die Autoren, es sei positiv, dass Menschen durch den Bären nicht zu Schaden gekommen sind.

"Der Rest sind Beschimpfungen auf gröbste Art", sagte er. In zehn Prozent der Schreiben werde den Jägern gedroht, es gehe bisweilen hin bis zu Morddrohungen. Der Sprecher der Jägerorganisation betonte, dass sich seine Organisation immer für ein Einfangen des Bären ausgesprochen habe. "Wir stecken die Prügel für etwas ein, wogegen wir waren", sagte er.

Namen der Schützen geheim

Das Umweltministerium verteidigte den Abschuss des Bären nochmals als absolut notwendig und rechtmäßig. Die Behörden weigern sich , die Namen der Schützen zu nennen. Fragen, ob auch ein Polizist darunter gewesen sei, kommentierte das bayerische Umweltministerium nicht. "Jagdkundige Personen" hätten den Bären erlegt, bekräftigte der Sprecher.

Der Präsident des Deutschen Jagdschutz-Verbands, Jochen Borchert, erklärte, der Bär sei von einem staatlich beauftragten Sicherheitsteam des Landratsamts Miesbach erlegt worden, nicht von Privatjägern. Borchert sprach sich zugleich dafür aus, bundeseinheitlich zu regeln, wie mit Großwild-Raubtieren umgegangen werden solle. Dann wäre man vorbereitet, wenn weitere Braunbären die deutsche Grenze überquerten.

Der Braunbär war in den vergangenen Wochen im deutsch-österreichischen Grenzgebiet umhergestreift und hatte zahlreiche Schafe und andere Tiere gerissen. Da er sich immer häufiger Menschen näherte, gaben die Behörden in Bayern und dem österreichischen Tirol das unter strengem Artenschutz stehende Tier zum Abschuss frei. Ein Sprecher des Umweltministeriums wiederholte, zu dem Abschuss habe es keine Alternative gegeben. "Eine Betäubung wäre ein viel zu hohes Sicherheitsrisiko gewesen", sagte er.

Todesanzeige im "Münchner Merkur"

Im "Münchner Merkur" (Ausgabe von Mittwoch) erscheint nach Angaben der Zeitung eine 13,5 mal 9 Zentimeter große Todesanzeige für Bruno. "Unser Bruno ist tot", heißt es darin. "Nach seiner wunderbaren Wanderung vom Trentino nach Tirol und Bayern hat Braunbär Bruno Herrn Stoiber zum Stottern, Schnappauf zum Problem-Minister und alle Tierschützer zur Verzweiflung gebracht. Am Montag wurde Bruno am Spitzingsee hinterrücks erschossen, und mit ihm ist der Glaube daran gestorben, dass unsere Politiker ein Herz für Tiere haben. Bruno - an der Wahlurne rächen wir dich. Statt Kranz- und Blumenspenden: Bitte Protestbriefe und E-Mails an Stoiber, Schnappauf & Konsorten."

Unterzeichnet ist die Anzeige "in Wut und Trauer" von einer Familie in Weyarn.