Nackte Angst in Fukushima Arbeiter erzählen
03.12.2011, 15:21 UhrWas geschah eigentlich genau in Fukushima, als im März der Tsunami die Atomanlage traf? Auf diese Frage gibt es noch immer keine befriedigende Antwort. Eine erste Vorstellung bekommt man nun aber doch, denn die Arbeiter, die dabei waren, berichten. Es ist ein Zeugnis der Angst und der Hilflosigkeit.
Der Betreiber des havarierten japanischen Atomkraftwerks Fukushima hat über die ausweglosen Momente während des Erdbebens und Tsunamis im März veröffentlicht. "Als einer der Arbeiter in den Raum rannte und rief 'Meerwasser strömt herein', begriff ich, dass ein Tsunami die Anlage getroffen hatte", wird ein Vorgesetzter in einem Kontrollraum in dem vom Akw-Betreiber Tepco veröffentlichten Zwischenbericht zitiert.
Die Lichter seien ausgegangen, und er habe sich völlig hilflos gefühlt. Andere Arbeiter hätten sich ängstlich gezeigt und die Anlage angesichts der hoffnungslosen Situation verlassen wollen.
Strahlung und Hitze
Mit dem Zwischenbericht werden erstmals Erfahrungsberichte von Arbeitern aus dem Atomkraftwerk öffentlich gemacht. Beschrieben werden unter anderem Versuche, Druck aus einem Reaktor zu lassen, um eine Kernschmelze zu verhindern. Ein Arbeiter berichtet, wie er mit Kollegen in Schutzmontur in einen stark verstrahlten Bereich gegangen sei, junge Kollegen aber aufgrund der hohen Strahlung daran gehindert worden seien.
Die Hitze sei so groß gewesen, dass seine Stiefel geschmolzen seien. Ein weiterer berichtet davon, dass die Belegschaft wegen der vielen Nachbeben immer wieder aus Angst vor einem weiteren Tsunami einen Hügel hochgerannt sei.
Das Erdbeben der Stärke 9,0 und der anschließende Tsunami vom 11. März legten die Elektrizitäts- und Kühlsysteme des Atomkraftwerks im Nordosten Japans lahm und hatten die schwerste Atomkatastrophe seit Tschernobyl vor 25 Jahren zur Folge.
Rund 20.000 Menschen kamen durch das Erdbeben und den Tsunami ums Leben. Durch den Atomunfall gab es zwar keine direkten Todesopfer, zehntausende Menschen wurden jedoch obdachlos, da ganze Städte wegen der radioaktiven Strahlung unbewohnbar wurden.
Quelle: ntv.de, AFP