Panorama

Bewegende Zeilen mitten im Krieg Captain Chaters Weihnachtswunder

Das Amateur-Foto zeigt deutsche und englische Soldaten bzw. Offiziere während des inoffiziellen Waffenstillstands zu Weihnachten im Jahr 1914.

Das Amateur-Foto zeigt deutsche und englische Soldaten bzw. Offiziere während des inoffiziellen Waffenstillstands zu Weihnachten im Jahr 1914.

(Foto: picture alliance / dpa)

Weihnachten, 1914: Um sie herum tobt der Erste Weltkrieg, dennoch verbrüdern sich deutsche und britische Soldaten, wünschen sich fröhliche Weihnachten und organisieren gemeinsame Begräbnisse, wie der junge Captain Chater in einem Brief schreibt.

Britische Zeitungen haben einen genau 100 Jahre alten Brief eines Offiziers veröffentlicht, in dem er über eine spontane Waffenruhe mit seinen deutschen Gegnern zu Weihnachten berichtet. "Ich glaube, ich habe heute einen der außergewöhnlichsten Anblicke gehabt, den man sich vorstellen kann", heißt es in dem Brief des jungen Briten Alfred Dougan Chater, den dieser am ersten Weihnachtstag begonnen und zwei Tage später beendet hatte.

"Gegen 10.00 Uhr morgens sah ich von meinem Unterstand aus einen mit den Armen wedelnden Deutschen sowie zwei weitere, die aus ihrem Schützengraben kletterten und auf uns zukamen", schreibt Chater und führt fort: "Wir wollten schon auf sie feuern, als wir sahen, dass sie unbewaffnet waren, also ging einer von unseren Männern zu ihnen hin - und binnen zwei Minuten wuselten zwischen den Gräben Soldaten und Offiziere beider Seiten, schüttelten sich die Hände und wünschten sich fröhliche Weihnachten."

Das Wunder währte nicht lange

Die Männer liefen laut dem Offizier völlig gelöst und frei über die Wälle und organisierten für die Toten beider Seiten, die im Niemandsland zwischen beiden Seiten der Westfront gestorben waren, ein gemeinsames Begräbnis. "Wir tauschten Zigaretten und Namen aus, und noch mehr Leute machten Fotos", schreibt der junge Offizier weiter. "Ich weiß nicht, wie lange das noch so weitergeht - in jedem Fall aber werden an Neujahr die Waffen erneut schweigen, da die Deutschen unsere Fotos sehen wollen".

Leider dauerte die Waffenruhe nicht lange, und drei Monate später wurde Chater schwer verwundet. Er überlebte knapp, heiratete nach seiner Heimkehr seine Jugendliebe und starb erst im Jahr 1974. Ein Angehöriger Chaters übergab den Brief nun der britischen Post, die ihn zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg veröffentlichte. Die Zeitungen brachten gleichzeitig Fotos von der denkwürdigen Pause vom vierjährigen Gemetzel, dem mehr als 16 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Im Rahmen des Gedenkens an den Ersten Weltkrieg vor 100 Jahren war schon häufiger über den seltsamen Waffenstillstand der Schützengräben berichtet worden.

Quelle: ntv.de, dsi/AFP

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