Panorama

Sechs Tote und 16 VerletzteDänemark trauert nach schwerem Zugunglück

02.01.2019, 16:38 Uhr
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Ein heftiger Sturm über Dänemark schleudert auf einer Brücke die Ladung eines Güterzuges gegen einen Personenzug. Sechs Menschen sterben. Es ist das schwerwiegendste Bahnunglück in dem Land seit drei Jahrzehnten.

Der Zug erscheint am Morgen vielen Reisenden als das sicherste Verkehrsmittel auf ihrem Weg Richtung Kopenhagen. Denn zu diesem Zeitpunkt zieht ein heftiger Sturm schon seit einigen Stunden über Dänemark hinweg. Der Fährverkehr ist eingeschränkt, die beiden großen Brücken des Landes sind für den Autoverkehr gesperrt. Doch der Zugverkehr an der Brücke über den Großen Belt läuft normal.

Bis etwa 7:30 Uhr. Dann passiert etwas, das sechs Reisenden den Tod bringt: Der Zug macht eine Vollbremsung, Gepäck fliegt durch die Waggons, Fahrgäste werden zu Boden geworfen. "Plötzlich begann der Zug zu wackeln", erzählt Augenzeuge Simon Voldsgaard Tøndering der Zeitung "Politiken". "Ich habe aus dem Fenster geschaut und Funken an den Seiten des Zuges schlagen gesehen. Glasscherben sind auf uns zugeflogen, die Deckenplatten lösten sich. Und dann wurde alles schwarz."

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Der verunglückte Zug hält auf der Brücke über den Großen Belt. (Foto: dpa)

Etwas hat den Zug getroffen. Zunächst ist unklar, was es war. Der Zug fährt sogar noch ein Stück weiter, bis er mitten auf der Brücke zum Stehen kommt - mit 131 Fahrgästen und drei Zugbegleitern an Bord. Die Havariekommission vermutet später, dass die Ladung eines entgegenkommenden Güterzuges das Unglück ausgelöst haben könnte. Der Zug der Bahn-Tochter DB Cargo transportierte Leergut der Brauerei Carlsberg. Die Waggons waren mit Bierkisten beladen und hatten teilweise Planen anstelle von festen Wänden.

Aufarbeitung könnte noch Monate dauern

"Auf einem der Güterwaggons befand sich ein leerer Lastwagenanhänger, der herunterfiel", sagt Bo Haaning von der Havariekommission dem Dänischen Rundfunk. "Entweder hat er den Zug getroffen, oder der Zug ist hineingefahren." Er könne nicht sagen, ob der Anhänger den Unfall selbst verursacht hat oder ob der Zug auch von anderen Gegenständen getroffen wurde. Eine Aufarbeitung der Unglücksursache dürfte noch Wochen, möglicherweise auch Monate dauern.

Die Bilanz: 6 Tote, 16 Verletzte. Ob Ausländer unter den Opfern sind, kann eine Polizeisprecherin noch nicht sagen. Die Nachrichtenagentur Ritzau berichtet, es handele sich um das schwerwiegendste Zugunglück in Dänemark seit 1988. Damals waren in Sorø acht Menschen ums Leben gekommen sowie 72 verletzt worden.

Die dänische Königin Margrethe II. reagierte mit großer Betroffenheit. Das Unglück berühre sie zutiefst, erklärte sie auf der Webseite des Königshauses. "Meine Gedanken und mein tiefstes Mitgefühl gehen sowohl an die Hinterbliebenen und ihre Familien als auch an die Verletzten." Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen sagte: "Ganz gewöhnliche Dänen, auf dem Weg zur Arbeit oder auf der Heimreise von den Weihnachtsferien, haben ihr Leben verloren. Es ist zutiefst unglücklich." Auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker richtete Familien und Freunden der Opfer sein Beileid aus.

Die Folgen des Unglücks für den Verkehr sind enorm. Die 18 Kilometer lange Brücke verbindet die dänischen Inseln Fünen (Fyn) und Seeland (Sjælland) und ist damit einer der wichtigsten Verkehrswege Dänemarks, auf Seeland liegt auch Kopenhagen. Der Zugverkehr wird für den Rest des Tages unterbrochen. Für den Autoverkehr wurde die Brücke am Mittag wieder freigegeben.

Quelle: jpe/dpa

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