Panorama

"Ich will, dass er ins Gefängnis geht" Das Zimmermädchen spricht

Nafissatou Diallo im Gespräch mit ABC-Journalistin Robin Roberts.

Nafissatou Diallo im Gespräch mit ABC-Journalistin Robin Roberts.

(Foto: AP)

Einige Zeit war das Zimmermädchen untergetaucht. Nun erneuert die 32-Jährige ihre Vergewaltigungsvorwürfe gegen Strauss-Kahn - und gibt mehrere Interviews. "Wegen ihm nennt man mich eine Prostituierte", sagt sie und fordert eine Haftstrafe. Die Anwälte des Ex-IWF-Chefs werfen ihr eine Medienkampagne kurz vor der nächsten Anhörung vor.

Das New Yorker Zimmermädchen, das dem früheren IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn versuchte Vergewaltigung vorwirft, hat sich erstmals persönlich in den Medien zu dem Vorfall geäußert. "Wegen ihm nennt man mich eine Prostituierte", sagte die 32-jährige Nafissatou Diallo dem Nachrichtenmagazin "Newsweek". "Ich will, dass er ins Gefängnis geht. Ich will, dass er versteht, dass es Orte gibt, an denen keine Macht und kein Geld helfen", sagte die Frau, die seit dem Vorfall am 14. Mai zu ihrem Schutz von der Öffentlichkeit abgeschirmt worden war. "Ich hatte solche Angst", sagte die im westafrikanischen Guinea geborene Frau, die laut "Newsweek" weder lesen noch schreiben kann.

"Gott ist mein Zeuge, ich sage die Wahrheit. Von ganzem Herzen. Gott weiß das. Und auch er weiß das", sagte sie dem US-Fernsehsender ABC laut Auszügen aus einem Interview. "Wir sind arm, aber wir sind rein. Ich denke nicht an Geld", sagte sie. In dem Interview gesteht sie ein, "Fehler" gemacht zu haben. Zugleich betont sie jedoch, ihre Schilderung des Vorfalls in Strauss-Kahns Hotelzimmer im New Yorker Sofitel, in dem sie als Zimmermädchen arbeitete, nicht geändert zu haben. Die Staatsanwaltschaft hatte wegen Unstimmigkeiten in ihrer Aussage Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit geäußert.

"Hallo, Zimmerservice"

Die Anwälte des Franzosen Strauss-Kahn warfen der Frau vor, eine Woche vor der nächsten Anhörung in dem Prozess Stimmung gegen ihren Mandanten machen zu wollen. "Dieses Verhalten der Anwälte (der Frau) ist unprofessionell und verstößt gegen die grundsätzlichsten Verhaltensregeln von Anwälten", erklärten William Taylor und Benjamin Brafman. "Das offensichtliche Ziel ist es, in einem laufenden Verfahren die öffentliche Meinung gegen einen Angeklagten aufzustacheln." Ihre Anwälte hätten eine "beispiellose Zahl von Medienereignissen orchestriert", um Druck auf die Anklage auszuüben.

Das "Newsweek"-Cover mit dem Interview.

Das "Newsweek"-Cover mit dem Interview.

(Foto: AP)

Das Zimmermädchen schilderte in dem Interview mit "Newsweek" auch den Vorfall in dem Hotelzimmer. Demnach rief sie beim Betreten des Zimmers "Hallo, Zimmerservice", woraufhin ein nackter, weißhaariger Mann aufgetaucht sei. Daraufhin habe sie gesagt "Oh, mein Gott, es tut mir leid" und sich zum Gehen gewandt. Der Mann habe jedoch "Es muss Ihnen nicht leid tun" gesagt, ihr an die Brüste gefasst und die Tür zugeschlagen.

"Er warf mich hart auf das Bett" und habe versucht, seinen Penis in ihren Mund zu stecken. "Er verhielt sich wie ein Verrückter zu mir", sagte Diallo gegenüber "Newsweek" und beschrieb im Detail den weiteren Verlauf des angeblichen Angriffs. Die Anwälte Strauss-Kahns stellen den Hergang dagegen so dar, dass es Sex gegeben habe, der aber einvernehmlich gewesen sei. Nun versuche Diallo, Geld rauszuschlagen.

Strauss-Kahn war wenige Stunden später aus der Erste-Klasse-Kabine seines Paris-Fluges verhaftet worden. Er saß in Einzelhaft und in strengstem Hausarrest, seit drei Wochen ist er jedoch wegen der Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Frau auf freiem Fuß. Sie soll mehrfach gelogen und versuchte haben, aus der Sache Geld zu schlagen. So telefonierte sie darüber mit einem Häftling, von dem sie, die sich stets als mittellosen, gottesfürchtigen Flüchtling darstellte, etwa 100.000 Dollar auf ihrem Konto geparkt habe. Zudem soll sie unwahre Angaben in ihrem Asylantrag gemacht haben.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP/rts

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