Panorama

Seltene Attraktion durch Dürre"Edersee-Atlantis" taucht auf

12.07.2011, 09:04 Uhr
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Der Wasserstand des Edersees ist so niedrig, dass die Brücke bei Asel-Süd aus dem Wasser auftaucht. (Foto: dpa)

Das extrem trockene Jahr ermöglicht ungewöhnliche Blicke am und in den Edersee: Der niedrige Wasserstand von Hessens größtem See gibt derzeit den Blick auf Ruinen frei, die sonst unter der Oberfläche liegen. Eine Freude für die Touristen - auch die sonst versunkenen Dörfer des trockenfallenden Sees sind eine Attraktion.

Das "Edersee-Atlantis" ist wieder aufgetaucht: Der niedrige Wasserstand von Hessens größtem See gibt derzeit den Blick auf Ruinen frei, die sonst unter der Oberfläche liegen. Beim Dorf Asel (Kreis Waldeck-Frankenberg) kann eine vierbogige Brücke trockenen Fußes überquert werden, die vor einem Jahrhundert in den Fluten des Stausees versank. Auch andere Ruinen - Dorfreste und ein Friedhof - kommen wegen der Trockenheit wieder ans Tageslicht, wie Uwe Borges vom Wasser- und Schifffahrtsamt Hann. Münden sagte.

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Unterhalb der Ruinen eines alten Klosters bei der Dorfstelle Berich: Wenn der Edersee austrocknet, tauchen die Überreste untergegangener Dörfer wieder auf. (Archivbild von August 2008) (Foto: picture-alliance/ dpa)

Das ist kein Einzelfall: In niederschlagsarmen Jahren, bei extremem Niedrigwasser, werden die Überreste der ehemaligen Dörfer, die Bericher Klosterkirche, der Friedhof Bringhausen und die alte Ederbrücke bei Asel immer wieder sichtbar.

Extrem trockenes Jahr

In den Edersee passen fast 200 Millionen Kubikmeter Wasser. Mit dem Wasser, das er abgibt, wird der Pegel auf der Weser für die Schifffahrt konstant gehalten. Der Wasserspiegel des Sees liegt derzeit rund 15 Meter unter dem Vollstau. "Wir haben im Moment rund 76 Millionen Kubikmeter Wasser, bei 40 Millionen müssen wir den Ablauf reduzieren", betonte Borges. Die Folge: Der Weserpegel bei Hann. Münden sinkt, viele Schiffe können nicht mehr fahren. Weil derzeit nicht viel Wasser nachkommt, soll es Ende Juli soweit sein. Derzeit rauschen täglich fast zwei Millionen Kubikmeter durch die Öffnung der Staumauer.

Grund für die niedrigen Pegel ist laut Borges das bislang extrem trockene Jahr. Der Frühling habe kaum Niederschläge gebracht. "Wir haben den See gar nicht voll bekommen", betonte er. Ohne ergiebigen Sommerregen werde der Ederseepegel wohl erst im Herbst wieder steigen. Das freut zumindest die Touristen, denn außer dem sonnigen Wetter sind auch die sonst versunkenen Dörfer des trockenfallenden Sees eine Attraktion.

Nationalpark mit Welterbe

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Mächtige Buchen stehen im Nationalpark Kellerwald-Edersee. (Foto: dpa)

Zudem findet man rund um den Edersee Hessens einzigen Nationalpark, den Nationalpark Kellerwald-Edersee. Er schützt auf einer Fläche von fast 6000 Hektar den größten unzerschnittenen Hainsimsen-Buchenwaldkomplex Mitteleuropas und wurde Ende Juni 2011 mit vier weiteren Buchenwaldregionen Deutschlands zum Unesco-Weltnaturerbe erklärt und damit unter besonderen Schutz gestellt.

Die Waldgebiete repräsentierten "die wertvollsten verbliebenen Reste großflächiger naturnaher Buchenbestände in Deutschland", so die deutsche UNESCO-Kommission. Die deutschen Buchenwälder bilden nun gemeinsam mit den bereits seit 2007 zum Weltnaturerbe zählenden Buchenurwäldern in den Karpaten eine gemeinsame Stätte.

Die Nationalparkverwaltung Kellerwald-Edersee in Hessen hatte sich nach der Unesco-Entscheidung für das neue Weltnaturerbe überwältigt gezeigt. "Das ist ein enormer Imagegewinn, sagte Sprecherin Jutta Seuring in Bad Wildungen. "Das wird die Regionalentwicklung voranbringen, weil sich Welterbestätten touristisch in Wert setzen lassen."

Quelle: abe/dpa