Jagd nach Reemtsma-Lösegeld Ermittlungen führen ins Rotlichtmilieu
13.04.2014, 13:22 Uhr
Der Entführer von Jan Philipp Reemtsma hat seine Haftstrafe abgesessen, doch der Großteil des Lösegelds bleibt verschwunden. Dann fasst die Polizei in Spanien einen Rocker der Hells Angels - und der könnte plötzlich wissen, wohin die Millionen verschwunden sind.

Knapp zwei Jahrzehnte nach seiner Entführung könnte Jan Philipp Reemtsma erfahren, was aus dem Lösegeld geworden ist.
(Foto: picture alliance / dpa)
Rund 18 Jahre nach der Entführung von Jan Philipp Reemtsma verfolgen Fahnder eine neue Spur zu dem Millionen-Lösegeld. Nach monatelangen Ermittlungen sei am vergangenen Mittwoch in Aachen und auf Mallorca ein Geschwisterpaar festgenommen worden, sagte ein Sprecher der Aachener Staatsanwaltschaft.
Der auf der Baleareninsel festgesetzte Hauptverdächtige soll demnach Mitglieder aus dem Frankfurter Rotlichtmilieu erpresst haben, die Summen "in Millionenhöhe" aus Teilen des Reemtsma-Lösegelds "gewaschen" hätten. Die mutmaßlichen Geldwäscher seien Mitglieder des "Chapters Westend" der Rockergruppe Hells Angels. Dem 62-Jährigen werde gewerbsmäßige Erpressung vorgeworfen, sagte der Justizsprecher. Der Verdacht laute, dass er durch sein Wissen "seinen Lebensunterhalt mit den Erpressungen verdient" habe. Zur Rolle seiner in Aachen festgenommenen Schwester gab es keine näheren Angaben.
Der Hauptverdächtige soll demnächst aus Mallorca nach Deutschland überstellt werden. Die Verdächtigen wurden nach Angaben der spanischen Polizei bei Ermittlungen gegen Mitglieder der Hells Angels festgenommen. Die spanische Polizei verwies darauf, dass die Ermittlungen zusammen mit dem Bundeskriminalamt geführt worden seien.
Nach Informationen von "Bild" handelt es sich bei den Verdächtigen um Freunde des Bruders von Reemtsma-Entführer Thomas Drach. Die beiden Brüder gelten mittlerweile als verfeindet. Der jüngere Lutz war im Oktober 2013 wegen Kokain-Schmuggels zu 5 Jahren und 3 Monaten Gefängnis verurteilt worden.
Thomas Drach war im Oktober vergangenen Jahres nach mehr als 15 Jahren aus der Haft entlassen worden. Zusammen mit Komplizen hatte er im Frühjahr 1996 den damals 43 Jahre alten Millionen-Erben Reemtsma vor dessen Haus in Hamburg überwältigt. Viereinhalb Wochen lang hielten sie Reemtsma angekettet in einem Verlies bei Bremen fest. Gegen ein Rekordlösegeld von damals 15 Millionen Mark und 12,5 Millionen Schweizer Franken kam Reemtsma schließlich frei. Umgerechnet wären das heute rund 15 Millionen Euro. Von der Beute tauchte bisher nur ein Bruchteil auf.
Quelle: ntv.de, ame/dpa