So noch nie gemessen Erst Kälte, dann Hitze - Februar schlägt alle Rekorde
24.02.2021, 15:54 Uhr
Die vergangenen Tage machen Lust auf mehr. Doch wie haltbar ist der frühe Frühling? Dürfen wir fürs nächste Wochenende schon die Winterjacke beiseiteräumen und die Picknickdecke aus dem Keller holen? Der ntv-Wetterexperte Björn Alexander erläutert, wie einzigartig dieser Februar ist.
Nach der Eiszeit mit Rekordtiefstwerten schwingt das Wetter jetzt offenbar voll auf Frühling. Mit neuen Rekord-Temperaturen?
Björn Alexander: So ist es. Denn wir sind am oberen Ende der Möglichkeiten für den Monat Februar angelangt. Mit Spitzenwerten zum Teil über 21 Grad sind bereits reihenweise Februar-Rekorde geknackt worden. Beispielsweise in Saarbrücken, Emden, Hamburg, Hannover oder Duisburg.
Wie lange geht es noch so warm weiter?
Bis einschließlich Donnerstag sind noch Spitzenwerte jenseits der 20 Grad möglich. Am Freitag überquert uns dann eine Kaltfront und drückt die Temperaturen auf ein eher jahreszeitlich angepasstes Niveau von 7 bis 14 Grad am Wochenende. Außerdem kann der Wetterwechsel zum Teil sogar mit etwas Blutregen einhergehen.
Was ist denn Blutregen?
Wenn der Saharastaub, den uns die Rekord-Luft aus dem Norden Afrikas mitgebracht hat, vom Regen ausgewaschen wird, dann kann dieser leicht rötlich oder gelblich gefärbt sein. Das sieht man vor allem, wenn der Tropfen am Boden wieder getrocknet ist und anschließend der Staub übrig bleibt. Ganz besonders beliebt ist das natürlich auf dem frisch gewaschenen, am besten noch dunklen Autolack. Oder auf den frisch geputzten Fenstern nach dem Frühjahrsputz.
Kommt der Blutregen überall?
Eher nicht. Aus heutiger Sicht bekommt die breite Mitte von NRW bis rüber nach Nordbayern und Sachsen am Freitag am ehesten etwas Regen oder Nieselregen. Und darin kann in geringen Konzentrationen ausgewaschener Saharastaub sein. Je nach Herkunft des Staubes ist dieser rötlich, gelblich oder bräunlich.
Wie ungewöhnlich ist denn der Februar 2021 bisher?
Es dürfte wohl der außergewöhnlichste Februar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 werden. Zuerst der massive Wintereinbruch mit viel Schnee und neuen Kälterekorden. Teilweise ging es ja runter auf unter minus 25 Grad. Außerdem war beim Aufeinandertreffen der kalten Polarluft und der Saharaluft zu Beginn des Wintereinbruchs zuerst auch Blutschnee (das Pedant zum Blutregen, wenn es schneit) dabei. Den kennt man häufiger aus den Alpen. Aber in der Mitte Deutschlands ist er doch wesentlich seltener. Und anschließend die Rekorde am oberen Ende.
Das ging sagenhaft schnell, oder?
So schnell, wie es bisher noch nicht gemessen wurde. Binnen einer Woche von den nächtlichen Tiefstwerten von teils um die minus 20 Grad auf bis zu plus 20 Grad. Macht also eine Differenz, die in den heftigsten Fällen sogar 40 Grad oder etwas mehr gebracht hat. Aber auch schon die weniger intensiven Anstiege lagen gut und gerne bei 30 Grad und mehr.
Gab es das überhaupt schon einmal, dass ein einzelner Monat sowohl bei den kältesten als auch bei den wärmsten Rekorden dabei ist?
Spontan fällt mir da jetzt sogar ein sehr prominentes Beispiel ein. Nämlich der Juli 2019. Die erste Juli-Hälfte war im Jahr 2019 durch kühle Nordwinde teilweise 2 Grad zu kalt und brachte neue Negativ-Rekorde, bevor es in eine sogenannte Omega-Wetterlage ging. Und die hatte damals eine bis dahin beispiellose Hitzewelle im Gepäck
Wo war es denn besonders heiß?
Insbesondere im Westen. Die Temperaturen erreichten an drei Tagen hintereinander die 40 Grad. Das alleine war zuvor eigentlich unvorstellbar gewesen. Außerdem wurden natürlich verbreitet neue Juli-Rekorde und generelle Hitzerekorde geknackt. Ebenfalls spannend bei diesen Extremen: Schaut man ins Wetterarchiv, dann fallen diese extrem hohen Temperaturen in der gesamten Monatsstatistik kaum auf. Denn die Extreme mitteln sich am Ende gegenseitig raus.
Quelle: ntv.de