"Norman Atlantic"-Überlebende erzählt "Es gab Angst, sehr viel Angst"
31.12.2014, 08:46 Uhr
Drei Tage nach dem Fährunglück in der Adria findet eine Passagierin Worte: Sie berichtet von Panik an Deck, von einem heftigen Gewitter und von verbrennenden Rettungsbooten.

Die Überlebenden Passagiere der "Norman Atlantic" wurden per Hubschrauber gerettet.
(Foto: imago/Independent Photo Agency)
Eine deutsche Überlebende des Fährunglücks in der Adria hat chaotische Zustände an Bord der "Norman Atlantic" geschildert. "Es war wie in der Hölle, die ganze Zeit Rauch, Rauch, Rauch", sagte Ute Kilger aus München. "Die Crew war nicht anwesend, es gab keinen Ansprechpartner, niemanden, der Informationen hatte, niemanden, der einen beschützt hat." Auf der "Norman Atlantic" war am frühen Sonntagmorgen nordwestlich der griechischen Insel Korfu ein Feuer ausgebrochen. 427 Menschen wurden gerettet, mindestens 13 Menschen starben, darunter zwei Einsatzkräfte. Die Behörden befürchten weitere Opfer. Die Suche nach ihnen dauert an.
Kilger sagte der Deutschen-Presse-Agentur, sie sei mit einem Bekannten aus München in Griechenland zur Olivenernte gewesen. Die Fährfahrt war Teil ihrer Rückreise nach Deutschland. Beim Betreten des Schiffes habe sie bereits ein schlechtes Gefühl gehabt, sagte die 54-Jährige. "Das Schiff war alt und klein, nicht wie eine richtige Fähre." Eigentlich hätten sie ein anderes Schiff gebucht gehabt.
In der Nacht sei sie dann von Schlägen geweckt worden. "Auf den Gängen liefen Leute rum, es wurde lauter. Ich habe Rauch gerochen. Es war Rauch im Treppenhaus, das Licht ging aus." Als sie sich auf Deck geflüchtet habe, habe es panikartige Szenen und Rangeleien gegeben. "Es gab Angst, sehr viel Angst. Alle wollten auf Rettungsboote. Familien schrien."
Auf einer Seite des Schiffs seien Rettungsboote verbrannt. Das Wetter sei immer schlechter geworden. "Die Wellen wurden immer höher, furchtbar hoch. Es kam ein Gewitter." Erst nach Stunden wurde Kilger von einem Hubschrauber nach Brindisi in Italien ausgeflogen. "Im Großen und Ganzen muss man glücklich sein, dass so viele Menschen gerettet wurden", sagte die Frau aus München.
Quelle: ntv.de, che/dpa