Panorama

Deutscher Sternekoch in Valencia Frau stirbt nach Restaurantbesuch

Das "RiFF" ist derzeit geschlossen.

Das "RiFF" ist derzeit geschlossen.

(Foto: imago/Agencia EFE)

Bisher gilt das "RiFF" des deutschen Kochs Bernd Knöller im spanischen Valencia als echte Feinschmeckeradresse. Doch nun wirft ein Todesfall Schatten auf das Edelrestaurant. Denn eine Frau überlebt den Besuch beim Sternekoch nicht.

Hinter den massiven, dunkelgrauen Schwenktüren in der Calle Conde Altea in Valencia könnte man glatt eine Lagerhalle vermuten. Kein Fenster erlaubt einen Blick ins Innere. Nur ein ausgefräster Schriftzug auf der linken und die passende Spiegelschrift dazu auf der rechten Türseite geben Liebhabern der Sterneküche den entscheidenden Hinweis, dass sie dort richtig sind. Hinter den rund drei Meter hohen Pforten befindet sich eines der besten Restaurants der spanischen Mittelmeermetropole: das RiFF. Der deutsche Koch Bernd H. Knöller eröffnete das Lokal vor 18 Jahren, 2009 zeichnete ihn der Branchenführer Michelin erstmals mit einem Stern aus. Auch für das Jahr 2019 ist das "RiFF" in der Feinschmecker-Fibel mit einem Stern vertreten.

Knöller stammt aus der Nähe von Pforzheim und betreibt das Restaurant seit Jahren.

Knöller stammt aus der Nähe von Pforzheim und betreibt das Restaurant seit Jahren.

(Foto: imago/Agencia EFE)

Knöller lernte die Kniffe der Spitzengastronomie während seiner Stationen in England, der Schweiz und in Deutschland. In Berlin arbeitete er für den Franzosen Henry Levy, der 1974 als Betreiber eines von nur sieben Häusern in ganz Deutschland erstmals mit zwei Sternen dekoriert wurde. Knöller selbst stammt aus dem Schwarzwald, aber seine Küche ist durch und durch mediterran. Wer ins "RiFF" zum Essen geht, den erwarten je nach Tageskarte und Jahreszeit mal die Valencia Auster, festfleischig und von mineralischem Geschmack, kombiniert mit Bergamotte und Wasserkresse oder rohe Makrele an leicht saurem Kräutersud, Sellerie, Apfel und Koriander.

Weine kommen überwiegend aus Spanien, einige aber auch aus der Pfalz und von der Mosel. Die Preise variieren von 39 Euro für das Mittagsmenü bis zu 135 Euro für das Grand Menu inklusive Schwarze Trüffel und Kaiserkaviar. Getränke gehen extra. Die Qualität der Produkte galt bis Ende vergangener Woche stets als absolute Spitzenklasse, daran ließen Kritiker und Gäste jahrelang keinen Zweifel.

Symptome einer Vergiftung

Doch die Reputation des Restaurants, das im Gegensatz zu vielen anderen Mitbewerbern die Wirtschaftskrise der Jahre 2008 bis 2010 überstand, wird seit dem vergangenen Wochenende von einer Tragödie überschattet. Am Sonntag starb eine 46 Jahre alte Frau, einen Tag nachdem sie im "RiFF" gegessen hatte. Kurz nach ihrem Besuch litt sie an Durchfall und Erbrechen. Auch ihr Mann und ihr zwölfjähriger Sohn, die mit ihr gegessen hatten, zeigten die Symptome einer Lebensmittelvergiftung. Die beiden erholten sich jedoch schnell. Für die Frau allerdings kam jede Hilfe zu spät. Am Sonntagmorgen konnte nur noch ihr Tod festgestellt werden.

Alarmiert von dem Vorfall leitete die federführende Gesundheitsbehörde der Region die Suche nach anderen Besuchern ein, die in der Vorwoche in dem Restaurant gespeist hatten. Bis zum Freitagvormittag hatten die Beamten 75 Gäste ausgemacht und befragt. 29 von ihnen berichteten von den gleichen Krankheitssymptomen in verschiedener Intensität. Sie alle hatten in der Zeit von Mittwoch bis Samstag der vergangenen Woche im "RiFF" gegessen. In den allermeisten Fällen waren die Beschwerden nach etwa 24 Stunden wieder vergangen. "Die Symptome (bei den Betroffenen) waren mild und sind allmählich abgeflaut", sagte die Leiterin der Behörde Ana Barceló.

Auf der Suche nach der Ursache für die Lebensmittelvergiftung unterzogen die Kontrolleure das "RiFF" zunächst einer genauen Prüfung. Die hygienischen Bedingungen, die die Ermittler dabei vorfanden, waren einwandfrei und lieferten keine Verdachtsmomente, lautete das Ergebnis. Das Amt entnahm schließlich Proben aller Zutaten und Rohstoffe der angebotenen Speisen und schickten sie zur Untersuchung an das Nationale Institut für Toxikologie in Madrid.

Restaurant ist geschlossen

Behördenchefin Barceló betonte zudem die Relevanz der Autopsie der Toten für das weitere Vorgehen. Man müsse abwarten, ob sich herausstellt, dass der Verzehr einer der Speisen den Tod unmittelbar verursacht hat, oder ob die Frau möglicherweise an ihrem eigenen Erbrochenen erstickt ist. Auch wird untersucht, ob das Opfer eine medizinische Vorgeschichte hatte, die ihre Erkrankung begründete. Es kursierten Vermutungen, dass eine Morchel die Lebensmittelvergiftung ausgelöst hätte. Allerdings gaben die Behörden dafür keine Bestätigung.

In einer ersten Stellungnahme drückte Chefkoch Knöller sein Beileid aus für die Hinterbliebenen und versicherte, im Sinne einer schnellstmöglichen und transparenten Auflösung eng mit der Behörde zusammenzuarbeiten. "Unabhängig von den Gründen, die diese Situation verursacht haben könnten, möchte ich mein tiefes Bedauern über das Geschehene aussprechen und hoffe, dass bald alle diese Tatsachen geklärt werden können", schrieb Köller. Das "RiFF" bleibt bis zur endgültigen Aufklärung der Erkrankungen geschlossen. Ein Gericht in Valencia hat inzwischen Ermittlungen wegen des Todes der Frau eingeleitet.

Quelle: ntv.de

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