Panorama

Einsam in Alaska Jacob Schick erfindet die Elektrorasur

Eine Revolution für den männlichen Bart: die elektrische Rasur.

Eine Revolution für den männlichen Bart: die elektrische Rasur.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Seine Erfindung am 18. März 1931 setzt eine Geschichte fort, die schon in der Steinzeit ein Thema für die Männer war. Mit Jacob Schicks neu entwickelter Art der Rasur beginnt in Sachen Bart das elektrische Zeitalter.

Die Geschichte des Jacob Schick klingt wie ein Mythos: Monatelang harrte er kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs als Goldgräber mit einem gebrochenen Fuß alleine in einem Camp in Alaska aus. Besonders beschwerlich habe er es gefunden, ins Eis des zugefrorenen Flusses täglich neu ein Loch zu hacken, um so an Wasser für seine Nassrasur zu kommen. Wie Schick ans Trinkwasser kam, bleibt in dieser weit verbreiteten Sage um die Erfindung des Elektrorasierers ausgeblendet - gesichert ist aber, dass Schick in der Einsamkeit so lange tüftelte, bis ihm der Durchbruch gelang.

Der 18. März 1931 gilt offiziell als Geburtsstunde der Elektrorasur. Damals begann Schick in New York mit dem Verkauf seines von einem Motor betriebenen Rasierers. Die ursprüngliche Erfindung war zu dem Zeitpunkt aber schon ein paar Jahre alt. Seine Ideen aus dem einsamen Weltkriegs-Camp setzte Schick in den 20er Jahren bald um.

Von 3000 auf 1,5 Millionen Käufer jährlich

Nass oder trocken? Diese Frage spaltet seit 1931 die Gemüter.

Nass oder trocken? Diese Frage spaltet seit 1931 die Gemüter.

(Foto: picture alliance / dpa)

1929 wollte er ursprünglich mit dem Verkauf beginnen: Doch es herrschte gerade die große Wirtschaftsdepression, außerdem war sein erster Rasierer ausgesprochen unhandlich, und der Verkaufsstart misslang. Doch nur zwei Jahre später war die Situation grundlegend anders: Schick hatte das Gerät weiterentwickelt und trotz eines Verkaufspreises von 25 US-Dollar - nach heutigem Stand wären es 350 US-Dollar (rund 260 Euro) - fanden sich im ersten Jahr 3000 Käufer. Sechs Jahre später lag die Verkaufszahl der bis heute existierenden Firma allein in den USA bei 1,5 Millionen Stück im Jahr und längst hatte erfolgreich der Export der Geräte begonnen.

Die Erfindung und der Durchbruch des Elektrorasierers waren zugleich aber auch die Geburtsstunde einer Frage, die Männer auf aller Welt bis heute spaltet: Rasierst du trocken oder nass? Die Klischees sehen in der Nassrasur mehr Männlichkeit, im elektrisch rasierten Mann den Langweiler.

Fortsetzung einer Steinzeitgeschichte

Mit diesem Hahnenkampf um die richtige Rasur setzte sich nach Schicks Erfindung etwas mit neuer Technik fort, was schon seit Menschengedenken im Manne liegt. Schon vom Steinzeitmann ist bekannt, dass er sich auf verschiedene Weise rasierte. Und aus der von etwa 2200 bis 1200 vor Christus dauernden Bronzezeit ist überliefert, dass als Initiationsritus junge Männer Rasiermesser erhielten, sich die Familienoberhäupter mit besonderen Rasiermessern schmückten und nach dem Tod ihre Rasierer sich gar mit ins Grab legen ließen. Und in der Antike setzten die Römer auf den glatten Teint als Zeichen der Zivilisation - die barttragenden germanischen Völker waren die Barbaren.

Oben ohne ist vielfältiger Trend

Mittlerweile gibt es unzählige Modelle von Rasierapparaten - Sammlerherzen schlagen da höher.

Mittlerweile gibt es unzählige Modelle von Rasierapparaten - Sammlerherzen schlagen da höher.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Wer sich heute die Männer in der Bundesregierung anschaut, wird sehen, dass das römische Denken offenbar auch in den Köpfen vieler Bundespolitiker weiter lebt - keiner der aktuellen Minister trägt noch Bart. Und wer als Fußballfan seine Sammelbilder-Alben aus den 80er Jahren mit denen von heute vergleicht, muss erkennen, dass auch diesem ausgesprochen männlichen Sport das Barbarische abhanden gekommen ist - auch im Hochleistungssport ist oben ohne mit wenigen Ausnahmen der Trend, vor wenigen Jahren zierten vor allem Schnurrbärte noch viele Fußballer-Gesichter.

Die Möglichkeiten, sich der Mode nach zu scheren, sind dabei für den Mann heute schier grenzenlos: Die Hersteller von Nass- und Elektrorasierern verdienen viel Geld mit ständigen Neuerungen. Längst gibt es auch Elektrorasierer, die mit Rasierschaum funktionieren. Doch noch keiner der Hersteller konnte das Versprechen einlösen, das der findige Jacob Schick gegeben hatte: Die Lebensdauer eines Mannes, der sich täglich korrekt elektrisch rasiere, betrage 120 Jahre, versprach er. Doch Schick selbst taugte nicht zum Werbeträger dieser These: Er kam zwar noch zu Reichtum und setzte sich in Kanada zur Ruhe. Doch er starb schon 1937, noch keine 60 Jahre alt.

Quelle: ntv.de, Ralf Isermann, AFP

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