Kein Krümel darf übrig bleiben Juden feiern Pessach-Fest
18.04.2011, 13:05 UhrRund 15 Millionen Juden weltweit feiern das einwöchige Pessach-Fest. Pessach erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten und die Befreiung aus der Sklaverei - und es ist eines der wichtigsten Familienfeste.

Ein wichtiger Brauch während des Pessach-Festes: Brot und andere Teigwaren wie Nudeln - alles, was Treibmittel oder Gesäuertes (Chametz) enthält - werden verbrannt.
(Foto: REUTERS)
Dieser Dienstag sowie der kommende Montag sind in Israel offizielle Feiertage. In der christlichen Umdeutung von Pessach entstanden das Abendmahl und Osterfest. Tausende Christen kommen deshalb jährlich jedes Jahr nach Israel, um dort die Prozessionen der Osterwoche zu verfolgen: zum Palmsonntag vor Ostern, zum Karfreitag, zu Ostersonntag auf der Via Dolorosa - dem Kreuzweg Christi in der Altstadt von Jerusalem - sowie in der Grabeskirche.
Weil Juden und Christen Pessach und die Karwoche in diesem Jahr zur gleichen Zeit feiern, erlebt Israel einen Ansturm von Touristen und Pilgern. Rund 250.000 Besucher werden laut Tourismusministerium allein während dieser Woche im Heiligen Land erwartet.
Israel hat aus Furcht vor Anschlägen das Westjordanland mit 2,4 Millionen Palästinensern für eine Woche abgeriegelt. Außerdem bleiben Armee-Einheiten in der Nähe des Gazastreifens sowie Rettungskräfte in erhöhter Alarmbereitschaft.
Großer, gründlicher Frühjahrsputz
Pessach ist eines der wichtigsten Familienfeste. Die Vorbereitung beginnt Jahr für Jahr mit dem Frühlingsputz: In der ganzen Wohnung darf kein einziger Krümel vom Brot oder der Pizza übrig bleiben. Denn die bringen - so der Aberglaube - ein ganzes Jahr lang Unglück. So gehört zu den Pessach-Bräuchen beispielsweise auch die Krümel-Jagd bei Kerzenschein oder das rituelle Verbrennen von Krümeln.
Juden essen während Pessach kein Brot, sondern Matzen. Das sind ungesäuerte dünne Brotfladen, für die kein Triebmittel wie Hefe verwendet werden darf. Der Brauch erinnert an die eilige Flucht aus Ägypten. Es musste alles so schnell gehen, dass der Brotteig nicht garen konnte und das Brot ungesäuert blieb.

Dieser Brauch erinnert an die Flucht aus Ägypten, bei der keine Zeit für aufwändige Zubereitung blieb.
(Foto: dpa)
Für gläubige Juden sind sogar während Pessach eine Woche lang alle ungesäuerten Lebensmittel tabu. Ein Gesetz aus dem Jahr 1986 verbietet, dass "gesäuerte Lebensmittel" in Schaufenstern gezeigt oder in Läden verkauft werden. Viele Supermärkte nehmen deshalb Brot, Nudeln, Spaghetti oder Bier aus den Regalen oder hängen diese zu.
Menü seit Ur-Generationen vorbestimmt
Zum Pessach-Fest gehört jedes Jahr das traditionelle Essen im Familienkreis. Das Menü für den sogenannten Seder-Abend am Montag ist seit Ur-Generationen vorbestimmt. Ob groß oder klein, jede Familie rezitiert oder singt am Seder-Abend Texte aus einem religiösen Büchlein (Haggada), das nicht nur an den Auszug erinnert, sondern zugleich die Reihenfolge der Speisen festlegt.
Dabei wird Wein gereicht, wobei ein Becher am Tisch für den Propheten Elija bereitstehen sollte. Nach jüdischem Glauben wird sein Erscheinen am Pessachfest erwartet, um die Ankunft des Messias zu verkünden.
Auch jüdische Häftlinge bekommen ihr Seder-Menü, allerdings nur Saft statt Wein, berichtete die "Jerusalem Post". Aber selbstverständlich werde in Gefängnissen nicht die Eingangstür für den Propheten Elija offen gelassen.
Quelle: ntv.de, dpa