S-Bahnfahrer zu Tode getreten Jugendliche in Haft
13.09.2009, 18:54 UhrNach dem tödlichen Angriff auf einen 50-Jährigen in der Münchner S-Bahn sind die zwei mutmaßlichen Täter in Haft genommen worden. Der Haftbefehl wurde wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen beantragt. Zudem wurde ein dritter Jugendlicher festgenommen.
Staatsanwalt Laurent Lafleur sagte in München, es sei davon auszugehen, dass der Geschäftsmann an den Fußtritten gegen den Kopf gestorben sei. Motiv und Anlass für die Tat sei offensichtlich Rache dafür, dass der Mann sich schützend vor junge Menschen gestellt hatte. Damit stehe die Tat auf sittlich niedrigster Stufe und sei als Mord einzustufen. Das Tatopfer habe sich besonnen und vorbildlich verhalten.

Blumen und Kerzen am Bahnhof Solln erinnern an die ungeheuerliche Tat.
(Foto: dpa)
Auch ein dritter Schläger im Alter von 17 Jahren sei festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher. Die drei jungen Männer hatten am S-Bahnhof Donnersbergerbrücke eine Gruppe von Jugendlichen angegriffen und Geld von ihnen gefordert. Der jetzt festgenommene 17-Jährige sei dabei vermutlich der Anführer gewesen, sagte der Polizeisprecher. Er hatte sich dann allerdings wieder von der Gruppe getrennt.
Vergebliche Wiederbelebungsversuche
Die Jugendlichen im Alter von 13 bis 15 Jahren waren nach der Attacke in eine S-Bahn gestiegen und wurden dort von den beiden anderen Schlägern weiter bedroht. Das spätere Opfer wollte die jungen Leute vor den Angreifern schützen. Als alle Beteiligten am S-Bahnhof in München-Solln wieder ausstiegen, prügelten die beiden jungen Männer massiv auf den Mann ein und traten ihn.

Der 50-Jährige, der attackierten Jugendlichen nur helfen wollte, starb an den schweren Verletzungen.
(Foto: AP)
Zunächst hätten die beiden mit Fäusten auf den Mann eingeschlagen, so die Polizei. Als dieser zu Boden gefallen sei, schlugen und traten beide vor den Augen der vier Teenager mehrfach auf ihr wehrloses Opfer ein. Erst als der Mann das Bewusstsein verlor, ließen die beiden von ihm ab und flüchteten, wie die Polizei mitteilte. Nach vergeblichen Wiederbelebungsversuchen am Bahnsteig im S-Bahnhof Solln und im Krankenhaus erlag der Mann seinen schweren Verletzungen.
Zeugen hatten die Schlägerei beobachtet und die Polizei verständigt. Die beiden Angreifer hatten sich nach der Attacke in einem Gebüsch in der Nähe versteckt, wo sie von der Bundespolizei entdeckt und festgenommen wurden.
Generell Erwachsenenstrafrecht für 18-Jährige
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer kündigte nach der Attacke an, den Umgang mit Gewalttätern auf den Prüfstand zu stellen. Der Fall sei Anlass, darüber nachzudenken, was bei der Kriminalitätsbekämpfung verbessert werden könne, sagte der CSU-Chef in München. Opferschutz müsse immer vor Täterschutz gehen. Bayerns CSU-Innenminister Joachim Herrmann nannte die Attacke auf den Geschäftsmann, der eine Gruppe Jugendlicher schützen wollte, "ein weiteres erschreckendes Beispiel für die besorgniserregende Zunahme von Jugendgewaltdelikten".

Bayerns Justizministerin Merk fordert eine Verurteilung 18-Jähriger nach Erwachsenenstrafrecht.
(Foto: dpa)
Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) bekräftigte die CSU-Forderung, dass 18-jährige Straftäter immer nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden. Nach dem derzeitigen Recht kann bei 18- bis 21-Jährigen auch Jugendstrafrecht angewandt werden. "Es geht selbstverständlich auch um die Sühne für den Fall", erklärte Merk zur Begründung der Forderung. Sie äußerte sich entsetzt über die Rohheit des Angriffs. Zur Abschreckung mutmaßlicher Täter forderte Merk außerdem die Videoüberwachung auch auf S-Bahnen auszudehnen.
Angreifer vorbestraft
Die beiden in München geborenen, arbeits- und berufslosen Angreifer machten bei ihren Vernehmungen keine Angaben zur Tat. Beide sind vorbestraft. Der 18-Jährige war zur Tatzeit angetrunken und hatte 0,8 Promille. Wie der Chef der Münchner Mordkommission, Markus Kraus, sagte, hatten die vier 13- bis 15-Jährigen als Zeugen keine Chance, den tödlichen Angriff zu verhindern.
In der Vergangenheit hatte es immer wieder brutale Übergriffe in der Münchner U-Bahn gegeben. Vor allem der Angriff auf einen Rentner, der im Jahr 2007 nach seinem Hinweis auf das Rauchverbot in der U-Bahn lebensgefährlich verletzt worden war, hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Zuletzt war im November vergangenen Jahres ein Mann festgenommen worden, der einen Monat zuvor an einem U-Bahnhof einem jungen Griechen mit voller Wucht eine Sektflasche auf den Kopf geschlagen haben soll.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa