Panorama

Kapitulation vor ÜberwachungKarl D. will in die Psychiatrie

07.02.2011, 15:40 Uhr

Er ist einer jener schweren Straftäter, die wegen des Urteils des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte auf freien Fuß kamen. Seitdem wird Karl D. pausenlos überwacht. Nun entschließt er sich zu einem neuen Schritt.

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Karl D. traf nicht auf zugewandte Nachbarn. (Foto: picture-alliance/ dpa)

Im Fall des entlassenen aus dem Raum Aachen zeichnet sich eine Wende ab: Der weiter als gefährlich eingestufte Mann, den die Polizei seit seiner Haftentlassung vor zwei Jahren rund um die Uhr überwacht, will nun freiwillig in die geschlossene Psychiatrie gehen.

Das sagte sein Anwalt Wolfram Strauch und bestätigte damit Zeitungsberichte. Karl D. war fast 20 Jahre wegen Vergewaltigung von drei Schülerinnen inhaftiert, nach der Freilassung zu seinem Bruder nach Heinsberg bei Aachen gezogen und dort pausenlos überwacht worden.

Bei seiner Haftentlassung stuften ihn die Gutachter nicht zuletzt wegen seiner sadistischen Neigungen als gefährlich ein. Für eine nachträgliche Sicherungsverwahrung sah der Bundesgerichtshof in Karlsruhe aber keine gesetzliche Grundlage. D. macht bereits nach Angaben seines Anwalts bereits eine Therapie.

Erfolgloser Besuch in Berlin

Mehrfach waren Umzugspläne von D. gescheitert. Nach einem erfolglosen Versuch, nach Mönchengladbach umzuziehen, scheiterte kürzlich eine Wohnungssuche in Berlin. "Mein Mandant dachte, in der Anonymität der Großstadt untertauchen und ein menschenwürdiges Leben führen zu können, aber das hat nicht geklappt", sagte Strauch.

Medienberichten zufolge hatte er sich am vergangenen Mittwoch in der Hauptstadt ausgerechnet in ein Jugendhotel einmieten wollen. Die Berliner Polizei schickte ihn zurück nach Nordrhein-Westfalen. "Wir haben ihn am Freitag am Bahnhof in Empfang genommen und seitdem rund um die Uhr im Blick", sagte ein Sprecher der Aachener Polizei. Derzeit wohne er im Raum Aachen in einem Hotel.

Fachklinik gesucht

Er hoffe nur, dass ihn tatsächlich eine Klinik mit forensischer Psychiatrie aufnehmen werde, denn psychisch krank sei sein Mandant nicht, betonte der Anwalt. Laut "Aachener Zeitung" hat Karl D. in den Rheinischen Landeskliniken in Düren um Aufnahme gebeten. Dort hieß es allerdings: "Er befindet sich nicht bei uns und wir haben bisher auch keine Anfrage."

Klinik-Sprecherin Katharina Landorff erklärte, eine Aufnahme sei sehr schwierig. "Wir müssten prüfen, ob er psychisch krank ist und wir die richtigen Therapien für ihn haben". Und: "Er müsste freiheitseinschränkende Maßnahmen einhalten, die sicher extremer sind als das, was er zuletzt hatte."

Quelle: dpa