Panorama

Tote nach Gewittersturm Katastrophenalarm in Görlitz

Der Schlosshof des Wasserschlosses Klaffenbach im gleichnamigen Ortsteil von Chemnitz steht unter Wasser.

Der Schlosshof des Wasserschlosses Klaffenbach im gleichnamigen Ortsteil von Chemnitz steht unter Wasser.

(Foto: dpa)

Sintflutartige Regenfälle rufen in Sachsen Erinnerungen an das Jahrhunderthochwasser von 2002 wach. Im Erzgebirge ertrinken drei Menschen. Als dort das Schlimmste überstanden ist, bricht in Ostsachsen die Katastrophe aus: Der Landkreis Görlitz steht unter Wasser.

Andauernder Regen hat Flüsse in Sachsen und Polen binnen weniger Stunden massiv anschwellen lassen. Im Erzgebirge ertranken drei Menschen bei dem Versuch, Waschmaschinen aus dem Keller ihres Mehrfamilienhauses zu retten. In Polen wurde ein Mensch von den Fluten eines Flusses mitgerissen. Für den Süden des Landkreises Görlitz und für Teile der Sächsischen Schweiz wurde am Abend Katastrophenalarm ausgerufen. Ein Wohnviertel im Osten der Stadt Zittau stand unter Wasser und musste evakuiert werden, teilte das Landratsamt Görlitz mit.

Beim Auspumpen eines Kellers fand die Feuerwehr drei Leichen.

Beim Auspumpen eines Kellers fand die Feuerwehr drei Leichen.

(Foto: dpa)

Auf Görlitz rauschte am späten Abend entlang der Neiße eine Flutwelle zu, nachdem im polnischen Radomierzyce (Radmeritz) eine Staumauer gebrochen war. Sie sollte die deutsch-polnische Grenzstadt von etwa 22.00 Uhr an erreichen, teilte der Katastrophenschutzstab des Landkreises mit. "Die Bevölkerung wird gebeten, ihre Häuser zu verlassen und höhergelegene Orte aufzusuchen." Entlang der Neiße liefen bereits Evakuierungen, weitere würden vorbereitet. Die Bevölkerung werde über Lautsprecherwagen informiert, hieß es aus dem Katastrophenschutzstab.

Orte stehen unter Wasser

In der knapp 40 Kilometer von Görlitz entfernten Stadt Zittau gab es nach Polizeiangaben mehrere Verletzte und vom Wasser eingeschlossene Menschen. "Hier herrscht absolutes Chaos, das übertrifft alles bisher Dagewesene", sagte ein Polizeisprecher. Die Pegelstände der Lausitzer Neiße und des Flüsschens Mandau waren in kurzer Zeit stark gestiegen.

Nach sintflutartigen Niederschlägen begann im August 2002 das Hochwasser in der sächsischen Erzgebirgsregion. Eine verheerende Flutwelle rollte wochenlang von Tschechien durch Dresden, Dessau, Bitterfeld und Wittenberg bis nach Hitzacker in Niedersachsen.

Nach sintflutartigen Niederschlägen begann im August 2002 das Hochwasser in der sächsischen Erzgebirgsregion. Eine verheerende Flutwelle rollte wochenlang von Tschechien durch Dresden, Dessau, Bitterfeld und Wittenberg bis nach Hitzacker in Niedersachsen.

(Foto: dpa)

Die Wassermassen stoppten auch Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU), der sich in Zittau im Dreiländereck zu Polen und Tschechien umsehen wollte. Kurz hinter der Stadt seien Orte abgeschnitten und stünden unter Wasser, berichtete der Sprecher des Innenministeriums, Frank Wend. Die Menschen würden mit Schlauchbooten aus ihren Häusern geholt.

Zuvor hatte das Tief "Viola" auf dem Weg gen Osten unter anderem im Erzgebirgsort Neukirchen gewütet. Dort ertranken eine 72-Jährige, ihr 74-jähriger Ehemann und ein 63-jähriger Nachbar. In dem Ort gebe es zahlreiche über die Ufer getretene Bäche, sagte ein Polizeisprecher.

Menschen warten auf Rettung

Wegen Hochwassers an der Elbe wurde der Zugverkehr zwischen Sachsen und Tschechien unterbrochen. In Polen wurde die Stadt Bogatynia an der Grenze zu Sachsen fast vollständig überflutet. Ein Mensch sei dabei ums Leben gekommen, sagte der Sprecher der polnischen Feuerwehr, Pawel Fratczak, der polnischen Nachrichtenagentur PAP. Viele Menschen warteten auf den Dächern ihrer Häuser auf Rettung.

Nach starken Regenfällen sind in Sachsen zahlreiche Straßen nicht mehr befahrbar. Vor allem im Raum Chemnitz und im Erzgebirge gibt es Behinderungen.

Nach starken Regenfällen sind in Sachsen zahlreiche Straßen nicht mehr befahrbar. Vor allem im Raum Chemnitz und im Erzgebirge gibt es Behinderungen.

(Foto: dpa)

Unterdessen stiegen auch in Sachsen-Anhalt die Pegelstände einiger Flüsse. Wegen des Hochwassers der Weißen Elster sollte nach Einschätzung der zuständigen Zentrale in Magdeburg noch in der Nacht zum Sonntag am Pegel Zeitz die Alarmstufe 2 ausgerufen werden. Bei Gera-Landenberg gelte diese Stufe bereits. Insgesamt gibt es vier Stufen.

Heftiger Regen hatte in den Stunden zuvor auch in Bayern Straßen überschwemmt und Flüsse über die Ufer treten lassen. Vor allem im Allgäu fielen an mehreren Orten binnen 24 Stunden mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter - so viel wie normalerweise im ganzen Monat Juli. Helfer mussten zu etlichen Einsätzen ausrücken, zunächst blieb die Situation aber unter Kontrolle.

Quelle: ntv.de, dpa

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