Vulkanausbruch auf Island Lava setzt Häuser in Küstenort Grindavík in Brand
14.01.2024, 18:46 Uhr Artikel anhören
Island ist mit mehr als 30 aktiven Vulkansystemen die größte und aktivste Vulkanregion Europas.
(Foto: picture alliance / NurPhoto)
Um 7.57 Uhr Ortszeit sprudelt die erste Lava aus einem länglichen Erdspalt nahe der isländischen Hauptstadt Reykjavik. Wenig später erreicht der glutrote Strom das Fischerdorf Grindavík und setzt mindestens zwei Häuser in Brand. Ein Vulkanexperte schätzt, dass der Erdriss gut einen Kilometer lang ist.
Bei einem erneuten Vulkanausbruch auf Island hat die Lava erstmals einen nahegelegenen Ort erreicht. Luftaufnahmen des isländischen Rundfunksenders RUV zeigen, wie ein glutroter Lavastrom mindestens zwei Häuser am nordöstlichen Rand des Fischerdorfs Grindavík in Brand setzte. Das flüssige Gestein stammt offenbar aus einem weiteren Erdspalt, der noch einmal näher an dem Ort lag als die ursprüngliche Eruptionsstelle.
Der Ausbruch begann am Sonntagmorgen. Der 4000-Einwohner-Ort rund 40 Kilometer südwestlich von Reykjavik war bereits in der Nacht evakuiert worden. Menschenleben seien nicht in Gefahr, dafür möglicherweise aber die dortige Infrastruktur, schrieb der isländische Präsident Gudni Th. Jóhannesson auf der Plattform X.
Grindavík war schon bei dem letzten Vulkanausbruch in dem Gebiet Mitte Dezember in Mitleidenschaft gezogen worden - allerdings nicht durch die Lava, sondern durch etliche Erdbeben, die die Eruption angekündigt hatten. Die Beben verursachten tiefe Risse in den Straßen. Seit Mittwoch wird ein Arbeiter vermisst, der einen dieser Risse in einem Garten schließen wollte und hineinstürzte, als sich plötzlich die Erde unter ihm auftat. Der Mann stürzte mehr als 30 Meter tief. Die Suche nach ihm wurde am Freitag unterbrochen, weil die Lage vor Ort zu gefährlich wurde.
Ein Kilometer langer Erdriss
Auch diesmal verzeichnete die isländische Wetterbehörde vor der Eruption eine intensive Erdbebenserie mit mehr als 200 Erschütterungen: Gegen 03 Uhr (04 Uhr MEZ) sei der kleine Ort vorsorglich evakuiert worden, meldet der öffentlich-rechtliche Rundfunksender RUV. Um 7.57 Uhr Ortszeit sprudelte die erste Lava aus einem länglichen Erdspalt einige Hundert Meter nördlich von Grindavík.
Der Vulkanexperte Magnús Tumi Guðmundsson sagte nach einem Hubschrauberüberflug, dass der Erdriss auf eine Länge von gut einem Kilometer angewachsen sei. Am Rand des Lavameers wurden Arbeitsmaschinen weggebracht, die zum Bau von Anlagen verwendet worden waren, um den Küstenort zu schützen.
Mauer schützt Kraftwerk
Die Behörden beobachten auch die Lage im nahe gelegenen Geothermie-Kraftwerk Svartsengi genau, das Strom und Wasser für rund 30.000 Haushalte in der Region liefert. Im November war mit dem Bau einer Mauer begonnen worden, die die Anlage vor Vulkanlava schützen soll.
Der Vulkanausbruch ist der fünfte in Island innerhalb von zwei Jahren. Zuletzt war am 18. Dezember nach wochenlangen Erdbeben nahe dem Fischerstädtchen Grindavík schon einmal ein Vulkan ausgebrochen. Am 23. Dezember erhielten die Anwohner die Erlaubnis, in ihre Häuser zurückzukehren. Nur ein paar Dutzend von ihnen nahmen das Angebot an.
Island ist mit mehr als 30 aktiven Vulkansystemen die größte und aktivste Vulkanregion Europas. Der Inselstaat im Nordatlantik liegt auf dem sogenannten Mittelatlantischen Rücken, der die Eurasische und die Nordamerikanische Erdplatte trennt. Bis März 2021 war die Halbinsel Reykjanes jedoch acht Jahrhunderte lang von Vulkanausbrüchen verschont geblieben.
Quelle: ntv.de, chr/dpa/AFP