"Immer ein offenes Geheimnis" Star-Bergsteiger soll Gipfelerfolge gefälscht haben
19.08.2025, 12:23 Uhr Artikel anhören
Confortola wird in der Datenbank als erfolgreicher Achttausender-Bezwinger geführt - zu Unrecht?
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der italienische Bergsteiger Marco Confortola steht unter Beschuss. Kollegen werfen dem 54-Jährigen vor, bei seinen Besteigungen geschummelt zu haben. Droht dem gefeierten Gipfelstürmer jetzt der Absturz?
Erst im Juli feierte Marco Confortola seine Besteigung des Gasherbrum I (8080 Meter) - möglicherweise allerdings zu Unrecht. Der italienische Bergsteiger soll bei seinen Expeditionen getrickst haben. Diese Vorwürfe erheben aktuell mehrere Bergsteiger-Kollegen gegen den 54-Jährigen. Unter anderem soll Confortola ein Foto, das ihn auf dem 8516 Metern hohen Lhotse im Himalaya zeigt, manipuliert haben. Der bekannte Bergsteiger Simone Moro wirft ihm laut der italienischen Zeitung "Il Messaggero" vor, ein Bild des Spaniers Jorge Egocheaga auf dem Berg genutzt und sich selbst hineinkopiert zu haben.
Doch damit nicht genug: Auch bei anderen Expeditionen soll Confortola geschummelt haben. Ein Sherpa soll Moro erzählt haben, er habe am Kangchenjunga (8586 Meter) etwa 100 Meter unterhalb der Spitze gestoppt. Auf Nachfrage habe Confortola gesagt: "Für mich ist der Gipfel genau hier." Beim Makalu (8485 Meter) soll er nach Aussagen eines indischen Alpinisten rund 90 Meter vor dem Ziel aufgegeben haben. Am Annapurna (8091 Meter) bestätigte Bergsteiger Silvio Mondinelli, dass Confortola lediglich den Grat, also die Felskante unter dem Gipfel, aber nicht den Gipfel selbst erreicht habe. Dennoch wird er in der Datenbank als erfolgreicher Achttausender-Bezwinger geführt.
Reinhold Messner: Confortola ist kein Bergsteiger, sondern Tourist
Confortola selbst weist alle Vorwürfe in Interviews zurück, berichtet die "Bild"-Zeitung. Laut ihm seien Kollegen wie Moro nur neidisch: "Wer glaubt Simone Moro eigentlich, wer er ist?" Der 54-Jährige wirft seinen Kollegen sogar vor, ihnen sei sein Überleben am K2 im Jahr 2008 ein Dorn im Auge. Hier überlebte er ein Lawinenunglück, bei dem elf Menschen starben. Er selbst konnte gerettet werden, verlor dabei aber sämtliche Zehen.
Marco Confortola verlor bei einem Lawinenunglück auf dem K2 seine Zehen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Moro sagte im Gespräch mit dem italienischen Bergsteiger-Portal "Lo Scarpone" hingegen, er kenne Confortola nicht persönlich und habe nichts gegen ihn. Zudem habe er sich erst zu Wort gemeldet, als Bergsteiger Silvio Mondinelli öffentlich Zweifel äußerte. Unter Bergsteigern sei es "immer ein offenes Geheimnis" gewesen, dass nicht alle Gipfelerfolge von Confortola echt seien.
Auch Bergsteiger-Legende Reinhold Messner äußerte sich mittlerweile zu den Vorwürfen gegen Confortola. Der italienischen Zeitung "La Repubblica" sagte er: "Ich folge dem traditionellen Bergsteigen, bei dem ein eleganter Stil und eine bestimmte Art der Fortbewegung zählen. Confortola gehört der Ära der Achttausender auf Pisten an: der Ära der Touristen, nicht der Bergsteiger."
Quelle: ntv.de, akr