Katastrophe im Pazifik Mehr als 100 Tote bei Tsunami
30.09.2009, 07:06 UhrIm Südpazifik hat ein starkes Erdbeben mehrere Tsunamis ausgelöst. Die Flutwellen verwüsteten große Teile des Inselparadieses Samoa und rissen nach Behördenangaben mindestens 113 Menschen in den Tod: 84 Tote wurden allein aus Samoa gemeldet, 22 aus dem benachbarten Amerikanisch-Samoa, auf Tonga starben mindestens sieben Menschen. Die bis zu sechs Meter hohen Wellen drückten die Wassermassen teilweise mehr als einen Kilometer ins Land. Zahlreiche Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht. Hunderte Menschen erlitten Verletzungen, darunter auch zwei Deutsche.
Die benachbarte, zu den USA gehörende Inselgruppe Amerikanisch-Samoa wurde ebenfalls schwer getroffen und von US-Präsident Barack Obama zum Katastrophengebiet erklärt. Der Präsident sprach den Opfern sein "tiefstes Mitgefühl" aus. Auch die britische Königin brachte ihre Trauer über den Tsunami in der Region um Samoa und Tonga zum Ausdruck. Die EU stellte dem Internationalen Roten Kreuz eine Soforthilfe von 150.000 Euro bereit. Auslöser der gigantischen Flutwellen war ein Seebeben der Stärke 8,0 südwestlich der Inselgruppe.
Der Vizechef des samoaischen Katastrophenschutzes erklärte, die Zahl der Toten werde voraussichtlich auf über 100 steigen. Am schwersten sei die Südseite der Hauptinsel Upolu betroffen. In manchen Gebieten sei sehr viel Sand angeschwemmt worden, unter dem möglicherweise noch mehr Leichen lägen.
Rettung dank Tsunami-Warnung
Samoas Ministerpräsident Tuilaepa Sailele Malielegaoi sagte auf dem Flug von Neuseeland in die Hauptstadt Apia. "Ich bin zutiefst schockiert und sehr betrübt angesichts all dieser Verluste." Viele Bürger hätten sich dank einer im Radio übertragenen Tsunami-Warnung aber noch in höhere Gebiete retten können.
Wir sind es gewohnt, dass Häuser durch Hurrikans zerstört werden, aber so etwas wie dies, durch einen Tsunami, hat hier noch nie jemand erlebt", sagte Alan Ah Mu, Redakteur der Zeitung "Samoa Observer", der BBC. Dennoch besteht das höchste Tsunami-Risiko wegen der großen Aktivität der Erdkruste rings um den Pazifik.
Ganze Dörfer weggespült
Allein auf Upolu zerstörten die Flutwellen etwa 20 Dörfer - darunter auch Lepa, den Heimatort des Ministerpräsidenten. Der südliche Inselteil zählt zu den wichtigsten Touristengebieten des kleinen Pazifikstaats. Mehrere Ferienhotels wurden schwer beschädigt. Auf den ersten Bildern waren völlig verwüstete Straßen zu sehen. Autos waren durch die Wucht des Wassers zu Trümmerhaufen zusammengeschoben. Boote waren hunderte Meter ins Landesinnere geschleudert worden.
Unter den Toten sind auch mehrere Australier, darunter ein sechsjähriges Mädchen und eine 50-jährige Urlauberin, wie die Regierung in Canberra mitteilte. Nach Angaben des Außenministeriums in London starb auch ein britisches Kleinkind. Wie viele ausländische Urlauber insgesamt ums Leben kamen oder vermisst wurden, war zunächst unklar.
Die zwei leicht verletzten Deutschen konnten nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin das Krankenhaus mittlerweile wieder verlassen. Die 25 auf Samoa lebenden Deutschen seien wohlauf. Samoa stand bis Ausbruch des Ersten Weltkriegs unter deutschem Protektorat.
Kleine Flutwellen in Neuseeland und Japan
Ein Schiff in der Ortschaft Si'umu auf der samoanischen Insel Upolu, südlich der Hauptstadt Apia.
(Foto: Reuters)
Das auf dem Ostteil der Inselgruppe liegende US-Territorium Amerikanisch-Samoa meldete mindestens 24 Tote und 50 Verletzte. Die Zahlen könnten noch steigen, sagte Gouverneur Togiala Tulafono. Der Südteil der Hauptinsel Tutuila sei verwüstet. US-Präsident Obama entsandte ein Militärflugzeug mit Hilfsgütern von Honolulu in den Südpazifik.
Die neuseeländische Regierung äußerte sich sehr besorgt über die Situation im benachbarten Inselstaat Tonga, dessen Nordküste von einer vier Meter hohen Welle getroffen worden sei. In Neuseeland selbst erreichte eine kleine Flutwelle die Küste ebenso wie auf Hawaii und in Japan. Die Berichte weckten Erinnerungen an den Tsunami im Indischen Ozean, bei dem Weihnachten 2004 rund 230.000 Menschen ums Leben kamen.
Quelle: ntv.de, mli/dpa/rts/AFP