Panorama

Japan in Trauer Panda-Baby stirbt

Für eine Woche war das noch namenlose Panda-Baby der gefeierte Held im Zoo, jetzt ist es tot.

Für eine Woche war das noch namenlose Panda-Baby der gefeierte Held im Zoo, jetzt ist es tot.

(Foto: REUTERS)

Pandas sind Sexmuffel. Umso heftiger feiern die Japaner, als der Zoo in Tokio die erste Geburt eines Panda-Babys seit 24 Jahren bekannt gibt. Doch eine Woche später kommt der Schock. Plötzlich entdecken Pfleger das tote Jungtier. In Japan löst das Ereignis große Trauer aus. Sogar der Ministerpräsident meldet sich zu Wort.

Viele Besucher legten zum Abschied Blumen nieder.

Viele Besucher legten zum Abschied Blumen nieder.

(Foto: dpa)

Der überraschende Tod eines erst eine Woche alten Panda-Babys hat in Japan große Trauer ausgelöst. Die meisten Fernsehsender unterbrachen ihr Programm, um den Tod des kleinen Bären zu melden. Seine Geburt war als Sensation gefeiert worden, da Pandas in Gefangenschaft nur selten Nachwuchs zeugen.

Das nur 144 Gramm schwere, männliche Panda-Baby sei am Mittwochmorgen an einer Lungenentzündung gestorben, erklärte der Zoo von Tokio auf seiner Internetseite. "Die Pfleger haben es auf dem Rücken liegend auf dem Bauch seiner Mutter Shin Shin entdeckt und gemerkt, dass sein Herz nicht mehr schlug." Alle Wiederbelebungsversuche seien vergeblich gewesen. Zoodirektor Toshimitsu Doi brach während einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz zu dem Tod des Bären in Tränen aus. Dem kleinen Panda sei beim Trinken Milch in die Luftröhre geraten, dies habe die Lungenentzündung ausgelöst, sagte er und fügte hinzu: "Wir sind sehr enttäuscht". Traurig und enttäuscht äußerte sich auch Ministerpräsident Yoshihiko Noda. Ganz Japan hätte sich darauf gefreut, die Weiterentwicklung des Tieres mitzuverfolgen.

Der Zoodirektor verordnete der Panda-Mutter nach dem Tod ihres Jungtiers eine kleine Auszeit.

Der Zoodirektor verordnete der Panda-Mutter nach dem Tod ihres Jungtiers eine kleine Auszeit.

(Foto: dpa)

Einen Tag nach dem Tod des Panda-Babys nahmen unzählige Besucher in Tokio Abschied von dem Publikumsliebling. Vor einem Foto des nach nur einer Woche verstorbenen Bären-Jungen legten die Besucher in Tokios Ueno-Zoo Blumen nieder und trugen sich in ein Kondolenzbuch ein. "Habe ein friedliches Leben im Himmel", schrieb eine Hausfrau und legte kleine Sonnenblumen nieder. Ein Angestellter kam mit weißen Chrysanthemen in der Hand, um Abschied von dem ersten in Ueno geborenen Riesenpanda seit 24 Jahren zu nehmen. "Ich war tief traurig, als ich von seinem Tod erfuhr", sagte der Japaner zu Reportern. Unzählige Japaner drückten dem Zoo ihre Trauer auch telefonisch oder in E-Mails aus.

Die Panda-Mutter mag seit dem Tod ihres Kindes nicht mehr fressen. Erst wenn sie wieder Appetit habe, könnten die Zoo-Besucher sie wieder zu Gesicht bekommen, sagte Zoo-Direktor Doi. Das werde voraussichtlich erst in einem Monat oder so sein, sagte er.

Pandas sind Sexmuffel

Der kleine Bär, der noch keinen Namen hatte, war der erste Panda-Nachwuchs im Ueno-Zoo seit 24 Jahren und der erste überhaupt, der auf natürlichem Weg und nicht durch künstliche Befruchtung gezeugt wurde. Das von Katastrophen und Wirtschaftskrisen gebeutelte Land feierte seine Geburt am 5. Juli als freudige Nachricht und großen Erfolg des einheimischen Fortpflanzungsprogramms. Täglich berichteten die Sender über die Fortschritte des kleinen Panda, ein bekanntes Kaufhaus plante eine "Woche des glücklichen Panda" mit speziellen Angeboten. Das Projekt wurde sofort abgesagt.

Die Eltern des Panda-Babys sind eine Leihgabe aus China. Gegen eine Gebühr von umgerechnet 814.000 Euro pro Jahr leben Shin Shin und ihr Partner Ri Ri seit Februar 2011 im Zoo von Tokio, wo sie täglich tausende Neugierige anlocken. Das chinesische Außenministerium äußerte sich ebenfalls betrübt über den Verlust des Nachwuchses. Die für ihre "Panda-Diplomatie" bekannte Volksrepublik hatte die Geburt des Bären am vergangenen Donnerstag zum Anlass genommen, für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Japan und China zu werben.

Riesenpandas gehören zu den bedrohtesten Tierarten der Erde. Nur 1600 von ihnen leben noch in freier Wildbahn in China, mehr als 300 sind in Zoos und Tierparks untergebracht. Die Tiere sind als notorische Einzelgänger und Sexmuffel bekannt, Nachwuchs in Gefangenschaft ist äußerst selten.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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