Ein Jahr KulturhauptstadtPecs hat sich aufgehübscht
Schon der Start ins Europäische Kulturhauptstadtjahr im ungarischen Pecs war nicht sonderlich glanzvoll - fast nichts war fertig. Manches gar wird erst jetzt eröffnet, wo das Jahr fast vorbei ist. Die Stadt hat trotzdem profitiert - und ein Fünftel mehr Gäste als sonst kamen auch.
Manchen Spott mussten die
Verantwortlichen für das Europäische Kulturhauptstadtjahr in der südungarischen
Stadt Pecs (deutsch: Fünfkirchen) einstecken - denn zu Jahresbeginn war fast nichts fertig.
Mehr als drei Viertel des Gesamtbudgets von 34 Milliarden Forint (123,9 Millionen
Euro) flossen in die Stadt- und Denkmalrenovierung sowie in den Bau einer neuen
kulturellen Infrastruktur.
Das neue Konzerthaus und
Konferenzzentrum wird nun Mitte Dezember offiziell eröffnet. Die Bauarbeiten im
prestigeträchtigen Zsolnay-Viertel, dem neuen Kultur- und Studentenzentrum auf
dem Gelände der ehemaligen Traditions-Porzellanfabrik Zsolnay, werden voraussichtlich
im kommenden Frühjahr ihren Abschluss finden.
Positive Bilanz
Programmdirektor Csaba Ruzsa
zieht dennoch eine positive Bilanz. "Das Hauptstadtjahr hat Pecs wieder auf
der kulturellen Landkarte Europas verortet", meint er. Mit den Renovierungen
und Bauten sei etwas Bleibendes geschaffen worden, was Pecs auch künftig zu einem
interessanten Ziel für Kulturtouristen mache. In dieser schon ein wenig mediterran
geprägten mitteleuropäischen Stadt lassen sich auf engstem Raum römisch-frühchristliche,
barocke und Jugendstil-Architektur bestaunen. Nicht zuletzt stieg auch die Zahl
der Gästeübernachtungen im Hauptstadtjahr um mindestens 22 Prozent an. "Jetzt
gilt es, das Moment zu halten", konstatiert Ruzsa.
Pecs mag sich baulich aufgehübscht
haben, künstlerisch vermochte es aber in dieser Zeit kaum Akzente zu setzen. Zu
chaotisch verliefen die Vorbereitungen, zu sehr fehlte es am Mut, sich in der eigenen
peripheren Lage dem frischen Wind der internationalen Avantgarde auszusetzen. Auch
die vielbeschworenen nationalen Minderheiten - darunter die Ungarndeutschen und
Roma - wurden an den Projekten eher nur alibimäßig beteiligt. Vom Programmetat von
acht Milliarden Forint entfielen gerade mal 50 Millionen auf diese Volksgruppen
mit ihrer Folklore und ihren vielseitigen Traditionen.