Panorama

Vor 725 Jahren in Hameln Rattenfänger entführt Kinder

hameln.jpg

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Vor 725 Jahren hat ein Rattenfänger 130 Kinder entführt, die danach nie wieder aufgetaucht sind. So die Sage. Heute sind es bereits über 1000, die alle wieder zurückkommen. Beamte sorgen dafür.

hameln5.jpg

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der 71-jährige Trevor Knott ist extra aus Stockport in Großbritannien zum Tag des Kinderauszugs nach Hameln gekommen. "Das müssen meine Frau und ich miterleben. Schließlich war ich vor 50 Jahren in Hameln bei der britischen Army stationiert", sagt er. "Toll, dass so viele Kinder mit dem Rattenfänger nach Coppenbrügge ziehen wollen. Ich mag die Geschichte vom Pfeifer." Auch Ashley Dobbs ist mit drei Kindern aus Cornwall gekommen. "Der Pied Piper ist bei uns eine ganz bekannte Gestalt. Das müssen meine Kinder miterleben", sagt er beim von Spielmannszügen begleiteten Marsch aus der Hamelner Altstadt. Schirmherr des Auszugs ist Ian Anderson, der Rattenfänger der Rockmusik und Chef der Gruppe Jethro Tull.

Schulklassen aus der Rattenfängerstadt und ihrer Umgebung haben sich zu dem Auszug angemeldet, viele Eltern mit ihren Kindern, darunter auch die dreijährige Java Hollmann. Sie macht sich mit einem kleinen Laufrad auf den Weg. Der 45 Jahre alte Dieter Brand aus Bremen folgt dem Rattenfänger im Rollstuhl. "Mich interessieren Märchen. Ich wollte wissen, wie die das hier in Hameln machen."

Heutiger Rattenfänger will den Lohn nicht

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Etwa tausend Kinder und Erwachsene sind es, die sich d er Sagengestalt an diesem Morgen in Hameln oder auf dem 15 Kilometer langen Weg nach Coppenbrügge anschließen, wo die 130 Kinder vor 725 Jahren verschwunden sein sollen. Aber der heutige Rattenfänger Michael Boyer verspricht: "Alle werden diesmal wieder heil nach Hameln zurückkehren." Auch Oberkommissar Olaf Przykopanski versichert: "Wir werden genau darauf achten, dass kein Kind verloren geht. Wir haben 20 Beamte mit Motorrädern, Fahrrädern, zu Fuß und mit Autos im Einsatz. Da kann nichts passieren." Und damit auch wirklich alles gut geht, entlässt der Hamelner Pastor Thomas Risel die Kinder mit einem alten Wallfahrts- und Pilgersegen auf den Weg.

hameln4.jpg

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ein Fehlschlag wird der Versuch der Hamelner Oberbürgermeisterin Susanne Lippmann, dem Rattenfänger nach 725 Jahren den ihm damals vorenthaltenen Lohn jetzt auszubezahlen. "Das Geld will ich nicht", lehnt Boyer ab. "Spenden Sie es lieber für Interhelp. Die wollen bedürftigen Kindern im Landkreis Hameln-Pyrmont helfen und brauchen Geld für ihre internationalen Projekte." Lippmann selbst zieht nicht mit aus der Stadt. Sie hat 166 Hamelner Bürger, die an diesem 26. Juni Geburtstag haben, zu einem Empfang geladen. Am 26. Juni 1284 soll der Rattenfänger aus Rache wegen vorenthaltenen Lohns 130 Kinder mit seiner Flöte aus der Stadt gelockt haben und mit ihnen verschwunden sein.

Quelle: ntv.de, Wolfhard F. Truchseß, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen